Schließlich bewegte sich Kitty freiwillig im Baum weiter nach unten. Foto: Reimer

Tagelang saß Hofkatze Kitty in einem Baum fest. Bei einer spektakulären Rettungsaktion konnte sie am Donnerstag aus ihrer Lage befreit werden. Doch wie hat Kitty die Tortur überstanden?

Sulz - Während den Stürmen der letzten Nacht wollte sich Dorothea Henger noch mal vergewissern, dass es Kitty gut ging. Gegen zwei Uhr nachts begab sie sich nach draußen auf den Hof und flüsterte der verängstigten Katze zu. "Sie miaute ganz jämmerlich zurück", erzählt Henger.

Dorothea Henger ist eine Bewohnerin des Hofs in der Keltenstraße. Sie hat die Katze, die der Hofbesitzerin gehört, bei sich aufgenommen. Nachdem unsere Redaktion über Kittys missliche Lage berichtete, meldeten sich zahlreiche hilfsbereite Bürger bei ihr. Eine von diesen Personen war Jacqueline Dießner vom Tierschutzverein Horb.

Vermutlich seit zehn Tagen nichts gefressen

Kitty saß möglicherweise zehn Tage im Baum fest. Seitdem habe sie wohl auch nichts gefressen. Für Katzen könne dies lebensgefährlich sein, wie Dießner erklärt: "Katzen können nach wenigen Tagen ohne fressen bereits Organschäden davon tragen."

Deswegen sollte Kitty noch am Donnerstag befreit werden. Über einige Kontakte konnte Dorothea Henger die Biogasanlage auf dem Birkhof zwischen Sulz und Glatt erreichen. Das Unternehmen hat in seinem Fuhrpark ein Fahrzeug, das auf dem weichen Untergrunde zum Einsatz kommen könne.

Währenddessen organisierte Dießner einige Helfer über die sozialen Medien. Etwa 15 Personen meldeten sich freiwillig zum Rettungseinsatz. Sie besorgte auch ein Netz, mit dem Kitty aufgefangen werden sollte. Das Netz stellte das Unternehmen Gerüstbau Türk in Rosenfeld kostenlos zur Verfügung.

Teleskoplader kommt zum Einsatz

Gegen 14 Uhr rückten Mitarbeiter der Biogasanlage auf dem Birkhof mit einem über 20 Tonnen schweren Teleskoplader an. Aufgrund der breiten Bereifung könne er auch auf unwegsamem Gelände eingesetzt werden, erklärte ein Mitarbeiter. Der Arm könne 25 Meter weit ausgefahren werden. Drei Helfer stiegen in den Korb und fuhren zu Kitty hoch, die sich auf etwa 15 Metern Hohe befand.

Zuvor breiteten die Helfer unter dem Baum das Fangnetz aus. Kitty war verängstigt. "Sie wollte nicht nach unten, aber die Helfer im Korb und der Lärm der Maschine machten ihr mehr Angst, als die Helfer unten", erklärt Dießner. Kitty kletterte zwar etwas widerwillig, aber langsam nach unten. Sie sprang vom untersten Ast ins Fangnetz. Dießner reagierte schnell und hielt die Katze am Boden fest, bis die Transportbox gebracht wurde.

Tierärztin versorgt Kitty

Dorothea Henger war von der Hilfsbereitschaft überwältigt. "Man findet immer Menschen, die helfen wollen", sagte Dorothea Henger. Doch, dass sich innerhalb kürzester Zeit so viele Menschen zusammenfinden würden, habe sie doch etwas überrascht. Auch die Bergwacht Rottweil bat ihre Hilfe an und plante eine Rettungsaktion mit einem Baumkletterer. Dieser Einsatz war für den späten Nachmittag geplant gewesen.

Henger war sichtlich erleichtert, dass Kitty gerettet wurde. Dennoch bleibt noch Grund zur Sorge. Mögliche Organschäden seien von außen nicht immer anzusehen, erklärt Dießner. Die Katze wurde zu einer Tierärztin gebracht, von der sie untersucht wird. Sie erhalte nun Infusionen und werde mit kleinen Portionen gefüttert. Anlass zur Hoffnung gibt es trotzdem. "Sie macht einen relativ fitten Eindruck", erzählt Dießner.

Kitty ist auf den Baum geklettert, da sie bei Revierstreitigkeiten von anderen Katzen auf dem Hof immer verjagt wird. Die Besitzerin der Katze will sie daher an den Tierschutz übergeben. Sollte es Kitty wieder besser gehen, werde sie weitervermittelt, erklärte Dießner.