Die Demenz-WGs sind nicht mehr wirtschaftlich führbar. Foto: Scherer

Die Gesellschafterversammlung treibt ein sechsstelliges Defizit um. Es wird nach Lösungen gesucht.

Die Idee der Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz ist nicht mehr wirtschaftlich führbar und führt zu diesem immer stärker anwachsenden Defizit, wie aus einer Pressemitteilung der Gesellschafter der katholischen Sozialstation Weil am Rhein hervorgeht. Dass dies kein Einzelfall sei, zeige nicht zuletzt auch der Bericht der Schließung einer solchen Einrichtung in Schopfheim, heißt es.

 

Vorgaben sorgen für hohe Kosten

Gründe hierfür lägen vor allem in den hohen Kosten durch die vom Gesetz vorgeschriebenen Vorgaben, die für trägerverantwortete ambulant betreute Wohngemeinschaften teilweise höher seien als für eine stationäre große Pflegeeinrichtung. Diese Kosten seien durch die Betreuungspauschalen und Sätze der Pflegeversicherung nicht gedeckt und müssten so neben Miet- und Verpflegungskosten auf die Angehörigen umgelegt werden, was aber die Kosten für einen Platz in unverantwortbare Höhen treiben würde.

Aus diesem Dilemma gebe es momentan keinen Ausweg, der gerecht für die Angehörigen und wirtschaftlich für die Sozialstation sei, heißt es. Vom Gesetzgeber sei in nächster Zeit nicht mit einer auskömmlichen Finanzierung oder Änderung der Rahmenbedingungen zu rechnen. „Das heißt konkret, dass der Status quo so nicht mehr wirtschaftlich vertretbar zu führen ist, was das hohe Defizit im Haushalt der Sozialstation zeigt“, heißt es in der Mitteilung.

Das Ziel: Weiterhin ein Angebot machen

Ziel der Gesellschafter bleibe, ein qualitativ hochwertiges, wirtschaftlich tragfähiges und sozial verantwortetes Angebot anzubieten. Die Frage laute nur: Wie?

Wenn keine Änderung geschieht, stehe die Zukunft der Sozialstation als Ganzes auf dem Spiel, die vor allem im Bereich der Unterstützung der häuslichen Pflege und Betreuung tätig ist. Und hier haben die Gesellschafter einen klaren Auftrag zum Schutz der Sozialstation und der Mitarbeitenden an die Geschäftsführung gegeben: Der Geschäftsführer der Sozialstation Weil am Rhein soll zukunftsfähige Lösungen aufzeigen, die die Wirtschaftlichkeit dieser trägergestützten Demenz-WG wieder herstellen.

Diese Ideen seien auch schon mit Vertretern der Angehörigen und anderen Beteiligten besprochen worden. Die Gesellschafter könnten verstehen, dass alle Änderungen persönlich belastend seien, müssten aber bald Lösungen aufzeigen, die die Sozialstation wieder aus den roten Zahlen führt.

Veränderungen stehen im Raum

Dabei stünden Veränderungen in der Anzahl der Betreuungsplätze genauso im Raum wie die Veränderung der Angebotsstruktur, um weitere Finanzierungen zu erschließen. Auch eine trägerlose Wohnform stehe zur Diskussion, die aber gerade im Bereich der Pflege beliebig gestaltet werden könne, was die Gesellschafter nicht als ihr Modell sehen, da die Sozialstation für eine qualifizierte und zertifizierte Pflege stehe. Die kommenden Wochen werden über die Zukunft entscheiden.

Hintergrund

Wohngemeinschaften für Menschen mit beginnender Demenz
sind ein Betreuungsangebot, bis eine komplexere Pflegebedürftigkeit eintritt. Solche Wohngemeinschaften finden sich auch im Quartier „Hohe Straße“ in Weil am Rhein. Die katholische Sozialstation Weil am Rhein ist dort als Anbieter der Betreuung und Pflege tätig. Gemietet sind die Räume der Weiler Wohnbau durch den Träger, den Caritasverband im Landkreis Lörrach.