Nach vielen Jahren der gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Kirchengemeinde und Baufirma soll nun die Sanierung des katholischen Kirchturms in St. Georgen endlich beginnen. Die Einrüstung des Turms erfolgt in diesen Tagen.
Die Zeiger der Kirchturm an der westlichen Fassade stehen schon lange auf 12 Uhr. Grund sind Klinkersteine an der Fassadenwand, die sich in den vergangenen Jahren immer wieder lösten. Damit dabei nicht die Uhrenzeiger beschädigt werden, wurden die Zeiger auf dieser Position arretiert.
In diesen Tagen wird der Kirchturm nun eingerüstet, informiert Pfarrer Harald Dörflinger. Die Schonacher Glockenfirma Schneider werde dann die Ziffernblätter der Uhren am Kirchturm herunterholen und für die Dauer der Sanierung einlagern.
Klinker werden mit Stahlplatten ersetzt
Das alte Material, die Klinker an der Ost- und Westfassade, werden heruntergenommen, ergänzt Pfarrgemeinderatsvorsitzender Thomas Eisele. Im Anschluss erfolge eine Betonsanierung, bevor der Turm neu gestaltet werde. Als Material komme hier Stahl mit einer Rostpatina zum Einsatz, das dem rötlichen Farbton der bisherigen Klinker ähnle. Zur genauen Gestaltung gebe es verschiedene Vorschläge, über die demnächst entschieden werde. Eisele vermutet, dass die Arbeiten am Kirchturm nicht vor dem nächsten Frühjahr abgeschlossen sind. Ein genaues Datum lasse sich nicht sagen.
Im Vorfeld der Sanierung musste die Finanzierung geklärt werden. Die Gesamtkosten beziffert Pfarrer Dörflinger auf 730 000 Euro, die sich wie folgt verteilen: Für die Rückbaumaßnahmen werden 137 000 Euro veranschlagt, für die Sanierung der Fassade 437 000 Euro, Turmuhr und Beleuchtung sind mit 21 000 Euro vertreten, und die Baunebenkosten umfassen 140 000 Euro.
Erzdiözese zahlt die Hälfte der Kosten
An den Kosten beteiligt sich die Erzdiözese Freiburg laut Dörflinger mit einem 50-prozentigen Zuschuss, es seien rund 367 500 Euro. Außerdem nehme die Kirchengemeinde St. Georgen-Tennenbronn ein Darlehen von 245 000 Euro auf, von den Rücklagen würden 52 500 Euro entnommen. Damit verblieben noch 70 000 Euro, die über Spenden erbracht werden müssten. Entsprechende Flyer mit der Bitte um finanzielle Unterstützung lägen in der Kirche aus und würden an die Gemeindeglieder versandt.
Der Streit um den maroden Kirchturm währt schon viele Jahre. Im Jahr 2008 hatte eine Firma aus der Nähe von Osnabrück die beiden Klinkerfassaden am katholischen Kirchturm in St. Georgen umfassend saniert. Bereits ein Jahr später zeigten sich ungewöhnliche weiße Ausblühungen auf den roten Klinkern. Daraufhin habe das erzbischöfliche Bauamt Kontakt mit der Baufirma aufgenommen, aber ohne ein befriedigendes Resultat zu erzielen. So ging die Streitsache im Jahr 2015 vor Gericht, wie von der Kirchengemeinde zu erfahren ist. Das Verfahren vor dem Landgericht Konstanz habe sich über Jahre hingezogen. Verzögerungen habe es immer wieder durch die Erstellung von Gutachten und Gegengutachten gegeben.
Außergerichtlichen Vergleich getroffen
Im vergangenen Jahr, so Dörflinger, konnte nun ein außergerichtlicher Vergleich zwischen Kirchengemeinde und Baufirma getroffen und damit das langwierige Verfahren beendet werden. „Mit dem Vergleich kann ich leben“, so Dörflinger. Die Baufirma habe eine Summe bezahlt, die zumindest die Gerichtskosten decke und noch einen kleinen, „unwesentlichen“ Teil der Sanierungskosten. Letztlich habe nicht eindeutig geklärt werden können, wer nun Schuld für die schlechte Haftung der Klinker am katholischen Kirchturm habe, ob es alleinig die Baufirma sei oder es auch andere Fehlerquellen wie Material und Planung gegeben habe.
Eine weitere Baustelle öffnet demnächst in der Kirche: Bodenverwerfungen im Kirchensaal müssen saniert werden. Diese Arbeiten beginnen am 3. Juli mit der Ummantelung der Orgel, um sie so gegen Baustaub zu schützen. Deshalb werden die Gottesdienste ab Dienstag, 4. Juli, in die Unterkirche verlagert. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Eisele vermutet, dass die Bodenarbeiten zwei Monate in Anspruch nehmen werden, und der Gottesdienst so lange in der Unterkirche stattfinden muss. Erschwerend kommt hinzu, dass die anliegende Gewerbehallestraße auch saniert wird und deshalb ein Zugang zur Unterkirche nur von der Friedrichstraße aus möglich ist.