Die katholische St. Franziskus-Kirche in Schwenningen wird rund um die Feiertage wahrscheinlich gut besucht sein. Foto: Kratt

Erst die Corona-Pandemie, jetzt der Ukraine-Krieg: Die allgemeine Stimmung ist eher von Trübsal und Sorgen als von Optimismus und Freude geprägt. Wie die katholische Kirche damit in ihren anstehenden Ostergottesdiensten umgeht, erklärt Pfarrer Michael Schuhmacher.

VS-Schwenningen - "Die Menschen wollen wieder kommen. Es gibt eine ungestillte Sehnsucht nach religiösem Vollzug" – dieses Fazit kann Michael Schuhmacher, Pfarrer der katholischen Seelsorgeeinheit Neckar-Baar, spätestens seit dem vergangenen Palmsonntag ziehen, als jeder Gottesdienst der katholischen Kirche nahezu voll besetzt war. Es sei ungewohnt gewesen, aber das Pfarrteam sei dankbar darüber und habe solch volle Kirchen seit mehr als zwei Jahren nicht mehr erlebt.

Bezug zu Ostern aktueller denn je

Warum? Da sind zum einen die gelockerten Corona-Regeln, da ist aber auch das anstehende Osterfest, das, ähnlich wie Weihnachten, immer mehr Menschen in die Kirchen zieht als unter dem sonstigen Kirchenjahr. In diesem Jahr im Hinblick auf Corona-Krise und vor allem auf Ukraine-Krieg möglicherweise besonders, wie der Pfarrer beschreibt. "Das unsägliche Leiden beschäftigt uns alle sehr. Dass es nach der Zerstörung aber auch neues Leben gibt, dafür steht Ostern symbolhaft", erklärt er, dass die christliche Botschaft eine höchst aktuellen Bezug, der in den Gottesdienst aufgenommen wird, hat.

Intention: Hoffnung vermitteln

Ostern habe in der katholischen Kirche zwei Komponenten: zum einen das Ereignis an sich, das zeige, dass es nach dem Tod noch weitergehe, zum anderen aber stets die Spannung zwischen der Kreuzigung und der Auferstehung, die vermittelt werde. Das Fest müsse man jedes Jahr aufs Neue feiern, um sich der Hoffnung auf ein neues Leben immer wieder zu vergewissern. "Diese Hoffnung haben wir auch im Hinblick auf Europa und die Ukraine", sagt der Pfarrer. Das, was in einem autoritären System wie Russland versucht werde, wenn es keine Achtung vor dem menschlichen Leben gibt, gab es schon zu Zeiten Jesu. Heute führt der Pfarrer Menschen wie den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny an, der – zu Unrecht – ins Gefängnis gegangen ist. "Trotz der Hoffnungslosigkeit wird hier ein Zeichen der Hoffnung gesetzt. Gerade jetzt, so Schuhmacher, sei ein Mentalitätswandel in der Gesellschaft und in der Politik wichtig. "Es braucht eine Veränderung im materiellen und ideellen Denken." Er sieht Ostern als das zentrale Fest für die Menschen, um Glaube und Hoffnung zu vermitteln.

Übergangsfrist in Sachen Corona-Auflagen

Mit einer Übergangsfrist bis Mai, wenn die Gottesdienste nahezu wieder normal ablaufen sollen, werden die Osterfeierlichkeiten über die Bühne gehen. Das Organisationsteam habe viele Gedanken gemacht, um den erwarteten vielen Besuchern gerecht zu werden. So werden Masken- und Abstandsregeln weiterhin bestehen, erklärt Michael Schuhmacher. Auf Prozessionen, etwa in der Osternacht, werde man bewusst verzichten. An Karfreitag etwa werde es für die traditionelle Liturgie zwei parallele Gottesdienste in der St. Franziskus- und der Mariä Himmelfahrts-Kirche geben, um die Besucher zu verteilen. Richtig steuern könne man es allerdings auch nicht. "Wer kommt, wird auf jeden Fall nicht abgewiesen", verspricht der Pfarrer.

Gottesdienste: Gründonnerstag

An Gründonnerstag stehen in der Abendmahlsmesse der Dienst am Nächsten und die Verpflichtung zum Liebesgebot im Mittelpunkt. Der Gottesdienst beginnt um 18 Uhr in St. Otmar, Weigheim und um 20 Uhr in St. Franziskus. Im Anschluss an den Gottesdienst in St. Franziskus verweilt die Gemeinde in der Ölbergandacht um mit Jesus zu wachen.

Karfreitag

Am Karfreitag steht das Sterben Jesu am Kreuz im Mittelpunkt. Ab 15 Uhr, zur Todesstunde Jesu, wird die sogenannte Karfreitagsliturgie in Mariä Himmelfahrt und zeitgleich in St. Franziskus gefeiert. Ab 9.30 Uhr und ab 11 Uhr in Mariä Himmelfahrt ist besonders für Kinder und Familien der Kreuzweg gestaltet. In Weigheim gibt es einen Familienkreuzweg mit verschiedenen Stationen. Beginn ist in der Heugasse am Kindergarten St. Christophorus. Am Abend des Karfreitags trifft sich die Gemeinde um 18 Uhr in St. Franziskus zur Karmette, um den Tod Jesu zu bedenken und zu betrauern.

Osternacht

In der Osternacht am 16. April, 20 Uhr, in St. Otmar, Weigheim, um 21 Uhr in St. Franziskus beziehungsweise in der Auferstehungsfeier am Ostersonntag um 5 Uhr in St. Franziskus wird der Sieg des Lebens über den Tod gefeiert, die Auferstehung des Gekreuzigten, das zentrale Ereignis der christlichen Botschaft. Die Osterkerze wird in die Kirche hineingetragen und das Licht an die Mitfeiernden verteilt.

Ostern

Der Ostersonntag steht ganz im Jubel des Halleluja, des neuen Lebens. Gottesdienste gibt es ab 11 Uhr in St. Franziskus, ab 13 Uhr in Mariä Himmelfahrt und ab 11 Uhr in St. Anna, Tuningen. Ab 18 Uhr gibt es in St. Georg, Mühlhausen, eine Ostervesper. Die Gottesdienste am Ostermontag sind ab 9 Uhr und ab 11 Uhr in St. Franziskus, ab 13 Uhr in Mariä Himmelfahrt und ab 11 Uhr in St. Otmar, Weigheim. Ein ökumenischer Gottesdienst wird traditionell ab 10 Uhr in der evangelischen Johanneskirche gefeiert..