Michaela Engelmeier, SPD-Sportpolitikerin Foto: Hans Buttermilch

Die Debatte um die umstrittene Vergabe der Fußball-WM 2022 nach Katar gewinnt an Intensität und Schärfe. Erstmals kommt nun aus Kreisen der Regierungskoalition die Forderung, nach einer Verlegung der WM.

Berlin - Die Debatte um die umstrittene Vergabe der Fußball-WM 2022 nach Katar gewinnt an Intensität und Schärfe. Gastgeber Katar steht seit Monaten in der Kritik, auch wegen der skandalösen Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen. Erstmals kommt nun aus Kreisen der Regierungskoalition die Forderung, nach einer Verlegung der WM.

Michaela Engelmeier, die sportpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, sagte unserer Zeitung: „In Sotschi haben wir gesehen, wie die Initiativen für um Lohn betrogene Arbeiter nach den Veranstaltungen oft ins Leere laufen. Das sind Dinge, die den Sport insgesamt in seiner weltweiten Anerkennung gefährden und den Werten des Sports wie Fairness, Toleranz und Gerechtigkeit entgegenstehen.“ Engelmeier führt auch klimatische Argumente an. Es sei „klimapolitisch unverantwortlich, bei 50 Grad Außentemperatur im Sommer in heruntergekühlten Stadien Fußball zu spielen.“ Das könne „weder gesundheitsförderlich sein, noch ist es im Sinne der Nachhaltigkeit“.

Die SPD-Politikerin kommt deshalb zum Ergebnis: „Ein Festhalten an dieser Entscheidung für Katar schadet der Akzeptanz in der Bevölkerung für Weltsportereignisse und internationalen Sportgroßveranstaltungen.“ Ihr Fazit: „Zur Verlegung des Turniers gibt es keine Alternative“. Engelmeier begrüßt die Initiative vom Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Wolfgang Niersbach, der zusammen mit dem Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, die Fifa aufgefordert hatte, die Arbeitsbedingungen in Katar zu untersuchen. „Nur würde ich gerne Ergebnisse aus dieser Initiative sehen“, sagt Michaela Engelmeier.

Kürzlich hatte bereits Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) im Anschluss an eine Inspektionsreise nach Katar eine Verlegung der WM ins Gespräch gebracht. Durchaus anders ließen sich Äußerungen von Thomas Bach interpretieren. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hatte sich am Mittwoch in Katar mit führenden Sportfunktionären des Landes getroffen hatte, darunter Emir Hamad Al Thani, der zugleich IOC-Mitglied und Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Katars ist. Bach lobte „die vielen guten Initiativen“ in Katar. So ließ sich Bach über das „Olympische Schulprogramm“ des Landes informieren, das seit sieben Jahren im Emirat umgesetzt wird. Bach besuchte auch das Dopinglabor des Landes, das jüngst die Anerkennung für Bluttests durch die internationale Anti-Doping-Agentur Wada erhalten hatte.

Im Zusammenhang mit der Vergabe an Katar rückt aber auch der Weltverband Fifa immer mehr ins Zentrum von Korruptionsvorwürfen. Nicht nur Ex-Fifa-Vizepräsident Mohamed Bin Hammam (Katar) soll damals seinen Exekutivkollegen Jack Warner (Trinidad und Tobago) mit Millionensummen geschmiert haben. Es gibt auch Berichte, dass der damalige WM-Bewerber Australien ebenfalls 350 000 Euro an Warner überwies – deklariert als Entwicklungshilfe für Warners Sportzentrum auf Trinidad.

Michaela Engelmeier glaubt an weit reichende Wirkungen derartiger Affären. Sie sagt: „Bei dem ablehnenden Bürgerentscheid über die olympischen Winterspiele in München 2022 haben die Menschen nicht gegen München, Garmisch oder das Berchtesgadener Land gestimmt. Sie haben die Bewerbung in Sippenhaft genommen, um gegen die zum Himmel schreienden Zustände in Katar oder Sotschi zu demonstrieren.“