Gemeinsam wollen sie das Kasernenareal weiterentwickeln (von links): Roman Benz, Ulrike Kern, Steffen Schwindhammer, Peter Klein, Peter Rosenberger, Michael und Uwe Schneider sowie Matthias Jarcke. Foto: Morlok

Die Gewinner des Bieterwettbewerbs stellen nun für zwei "Filetstücke" auf dem Kasernenareal ihre Pläne vor. Rund um das ehemalige, inzwischen plattgemachte Sportgelände – dort wo einst Soldaten ihre Runden auf der Tartanbahn drehten – wird ein neues Wohnquartier entstehen.

Horb - Die wichtigsten Eckpunkte der beiden Konzeptionen stellten die Geschäftsführer beider Bauunternehmer nun vor. Für die Baugesellschaft Horb war neben Vorstand Peter Rosenberger auch Steffen Schwindhammer gemeinsam mit seinen Partnern Roman Benz vom Planungsbüro "zweib Architektur" und der Landschaftsarchitektin Ulrike Kern vor Ort. Die "Imbro" wurde von Uwe und Michael Schneider, dem Stuttgarter Stadtplaner Daniel Schönle und dem Freudenstädter Architekten Matthias Jarcke, der unlängst für die Sanierung der Freudenstädter Stadtkirche verantwortlich zeichnete, vertreten.

Die Pläne der Baugesellschaft Horb

Was soll nun auf Los 1, das an die Baugesellschaft Horb vergeben wurde, kommen? Auf dem Baufeld III mit seinen 2830 Quadratmetern, das direkt hinter das letzte Stabsgebäude anschließt, wird eines der höchsten Gebäude in der Gesamtstadt gebaut. In der Ausschreibung als Landmarke "Hochpunkt" genannt, wird dort ein 14-stöckiges Hochhaus in "innovativer Holzmischbauweise" entstehen. "Hier wird im Zusammenspiel von Beton und Holz die Stärke beider Elemente vereint", betonte Roman Benz. Wohnlichkeit und Wohlfühlatmosphäre soll sich in der Fassade widerspiegeln", so Schwindhammer, der versprach, dass dieses Gebäude, das er als Konzentration auf die Gesamtidentität des neuen Quartiers bezeichnete, kein verspiegeltes Monstrum geben werde.

Hochhaus soll 58 Wohneinheiten haben

Insgesamt sollen hier auf zwölf Etagen 58 Wohneinheiten mit knapp 5600 Quadratmetern Wohnfläche entstehen, und das Haus soll mehr als 40 Meter hoch werden. Die unteren beiden Etagen sind für Gewerbefläche reserviert, doch was in die Gewerbeetagen reinkommt, sei noch unklar. Eines steht jedoch jetzt schon fest. Es wird kein Lokal auf dem Dach des Hochhauses geben. "Das ist mit viel zu viel Aufwand, allein für die extra benötigten Aufzüge", begründete er. "Wohnbau im Hochhaus lässt sich mit Gastronomie nicht realisieren. Deshalb wird es hier keine Mischnutzung geben."

Eher wahrscheinlich ist, dass auf dem Dach zwei Penthäuser entstehen werden. Parken können die Bewohner auf 59 Tiefgaragenplätzen und 27 reservierten Stellplätzen im Freien. Allein für diesen Teil des Gesamt-Volumens will die Baugesellschaft circa 22 Millionen Euro in die Hand nehmen.

Auf das Baufeld II, auf dem etwas mehr als 6100 Quadratmeter zur Verfügung stehen, sollen in sieben unterschiedlichen Baukörpern, die von kleinen Stadthäusern bis zum Geschosswohnbau ausgelegt sind, 64 Wohneinheiten mit insgesamt etwas mehr als 4000 Quadratmetern Wohnfläche entstehen. Viel Grün und großzügige Freibereiche, die man für gemeinschaftliche Aktivitäten, wie beispielsweise Boule oder ähnliches nutzen kann, sollen für eine grüne Urbanität sorgen.

Unterschiedliche Wohnungsgrößen und Baustile

Die Bauherren und Planer versprechen sich von dieser Konzeption mit unterschiedlichen Wohnungsgrößen und Baustilen, die vom Einfamilien- und Eckhaus mit großem Gartenanteil bis zum gut ausgestatteten Mehrfamilienhaus reichen, eine gute gesellschaftliche Durchmischung. "Hier können Jung und Alt wie in einer Stadt, aber auch im Grünen, gut zusammenleben", so die Einschätzung der Verantwortlichen. Fünf Prozent der Gesamtfläche in diesem Baufeld II ist für den Sozialwohnungsanteil reserviert, und die Mieten werden 15 Prozent unter dem ortsüblichen Mietspiegel liegen. "Hier lehnt man sich an den Mietpreisspiegel von Freudenstadt an, da Horb keinen eigenen Mietspiegel hat", erklärte Bauamtsleiter Peter Klein. "Es wird aber keinen ausgewiesenen Sozialbau geben, denn wir wollen Gettobildung vermeiden", so eine ergänzende Anmerkung von Schwindhammer. Ob man die Häuser oder Wohnungen später kaufen oder mieten kann, ist noch unklar.

Parken können die Bewohner ebenfalls in zwei Tiefgaragen, in denen 132 Stellplätze zur Verfügung stehen. "Jedes Haus kann aber auch, beispielsweise für eine Belieferung, angefahren werden", so ein Hinweis der Planer. Auch werden relativ viel Fahrradstellplätze zur Verfügung stehen. Was die E-Mobilität anbetrifft, schaffen die Bauträger zwar die Voraussetzungen für E-Ladestation, doch, falls gewünscht, müssen die Wallboxen selbst angeschafft werden.

Sowohl das Hochhaus als auch die kleine Wohnsiedlung werden jedoch komplett mit Fotovoltaik-Anlagen ausgestattet werden. "Hier bewegen wir uns im Spannungsfeld zwischen Realität, Politik und dem, was man gerne haben würde", sagte Schwindhammer.

Geschätzte Bauzeit von fünf Jahren

Insgesamt rechnet die Baugesellschaft Horb mit einer Gesamtbauzeit von fünf Jahren. Sie wird in das Baufeld II voraussichtlich 17 Millionen Euro investieren. "Insgesamt werden wir also mehr als 39 Millionen Euro in die Wohnbebauung des ehemaligen Sportgeländes investieren – das ist ein ganz schöner Brocken", fasste Oberbürgermeister Peter Rosenberger als Vorsitzender der Horber Baugesellschaft dieses Bauvorhaben zusammen.

Das Konzept der "Imbro" aus Freudenstadt

Welches Konzept verfolgt die "Imbro" aus Freudenstadt auf ihrem Los 2, das auf dem nördlichen Teil des Areals liegt? Auf dem Baufeld I entstehen in fünf Gebäuden insgesamt 72 Wohneinheiten mit 117 Pkw-Stellplätzen (davon 108 in der Tiefgarage). Die Bandbreite der Wohnungstypen reicht von kleinen Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen über Wohngemeinschaften bis zu großzügigen gestapelten Maisonetten mit bis zu fünf Zimmern. Die Freiflächen im Hof bieten Angebote für alle Altersschichten. Neben Spielbereichen für Kinder entstehen Bewegungs- und Begegnungsräume sowie Angebote zum altersgerechten Gärtnern mit ausgewählten Pflanzen (Hochbeete). Es entsteht ein Ensemble aus fünf Gebäuden, die sich ähneln, aber nicht gleich sind.

Mehrgenerationenhaus mit 20 Wohneinheiten

Ein wesentlicher Kern dieses Konzeptes ist das Mehrgenerationenhaus mit insgesamt 20 Wohneinheiten. Im Gebäude wird es im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss zwei betreute Wohngruppen in Form von "Mini-Wohngemeinschaften" geben. Diese Wohnform überzeugt durch eine sehr individuelle Betreuung, da die Bewohneranzahl pro Einheit möglichst geringgehalten wird. Das Angebot richtet sich an Menschen, die aufgrund ihres Hilfsbedarfs nicht mehr selbstständig leben können.

Im Obergeschoss des vierstöckigen Hauses sind zwei Stockwerke für preiswerten Wohnungsbau reserviert. Hier wird es auch acht Sozialwohnungen geben. 72 Wohnungen, größtenteils Eigentumswohnungen, wird es insgesamt geben – von Ein- bis Zwei-Zimmerwohnungen bis Vier- bis Fünf-Zimmerwohnungen mit einer Quadratmeterfläche größer als 80 Quadratmeter.

Die "Imbro" wird geschätzt 20 Millionen Euro in das Projekt stecken. Den Vertriebsstart hat man auf das Frühjahr und den Baubeginn auf den Herbst 2023 geplant. Die ersten Häuser werden ab Ende 2025 fertig sein, so die erste Prognose.

Info: Der Bieterwettbewerb

Nach einem Bieterwettbewerb wurde vom Gemeinderat am 8. Februar der Zuschlag für das Los 1 (zwei Grundstücke mit einer Gesamtfläche von nicht ganz 9000 Quadratmetern) an die Baugesellschaft Horb und das Los 2 (ein zusammenhängendes Grundstück mit einer Gesamtfläche von gerundet 6100 Quadratmetern) an die Freudenstädter "Imbro Wohn- und Gewerbebau" vergeben (wir berichteten). Insbesondere auf das architektonische Konzept wurde dabei besonderen Wert gelegt. Hier konnten die Bieter bis zu 55 der insgesamt 100 möglichen Punkte erzielen. Der angebotene Kaufpreis schlug mit 25 Punkten zu Buche, für das Umsetzungskonzept gab es noch 15 Punkte und die letzten fünf Punkte waren für das Finanzierungskonzept reserviert. Beide Bieter erreichten zwar nicht die Ideal-Punktzahl, doch konnten sie mit ihrem Gesamtpaket überzeugen.