Der Karneval in Rio de Janeiro feiert sein Comeback. Die besten Sambaschulen der Stadt ziehen durch das Sambodrom. Foto: AFP/MAURO PIMENTEL

Die Rückkehr der berühmten Umzüge im Sambodrom ist mit großen Gefühlen verbunden. Üppige Formen und überschwängliche Farben regen erneut die Fantasie an.

Nach dem coronabedingten Ausfall im vergangenen Jahr und der Verschiebung im Februar sind beim weltberühmten Karneval von Rio de Janeiro wieder die besten Sambaschulen der Stadt durch das Sambodrom gezogen. „Das ist ein wunderbares Gefühl, zurück zu sein“, sagte João Paulo Damasio von der „Mangueira“, einer der beliebtesten Sambaschulen Rios, der Deutschen Presse-Agentur am Freitagabend (Ortszeit). „Spezieller als in anderen Jahren, die doppelte, dreifache Emotion.“

 

Die Karnevalsmetropole hatte unter dem Fehlen der größten Party der Welt sehr gelitten. „Ich habe es sehr vermisst, mit den Leuten zusammen zu sein, Spaß zu haben. Brasilianer brauchen diese menschliche Wärme“, sagte Damasio der dpa. Die Bewohner der Stadt und Mitglieder von Sambaschulen sind froh, dass es nach zwei Jahren nun wieder Umzüge gibt, Rio wieder Samba tanzt.

Gesundheitssystem in Brasilien brach zusammen

In Brasilien brach im März und April vergangenen Jahres auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie das Gesundheitssystem zusammen. Jetzt ist Südamerika dem Statistik-Portal „Our World in Data“ zufolge Impfvorreiter, die Region mit dem höchsten Prozentsatz an Geimpften. „Ich habe gedacht, dass ich in der Pandemie sterben werde“, sagte Ana Paula Varca der dpa. „Und beschlossen, vieles zu machen, was ich noch nicht gemacht habe.“ Wie in der Schule ihres Herzen zu defilieren.

Der Karneval mit seinen üppigen Formen und überschwänglichen Farben regt erneut die Fantasie an, lässt in Gedanken reisen. Jede Sambaschule nimmt mit in eine andere Welt. Den Anfang in der Spezialgruppe machte am Freitagabend die „Imperatriz Leopoldinense“. Sie würdigte den Regisseur Arlindo Rodrigues, der die Imperatriz im Jahr 1980 zu ihrem ersten von acht Siegen bei der Meisterschaft der Sambaschulen geführt hatte.

Umzüge werden auf der ganzen Welt verfolgt

Die „Mangueira“, mit einer Neuauslegung des Lebens Jesu Siegerin des bisher letzten Karnevals 2020, blickte diesmal in die Geschichte der Schule. Insgesamt sechs der zwölf Top-Schulen sollten bis in den frühen Samstagmorgen (Ortszeit) auftreten. Am Samstagabend standen dann die Auftritte der anderen sechs Sambaschulen der ersten Liga an.

Zehntausende von der Tribüne aus sowie Millionen vor den Fernsehschirmen in Brasilien und auf der ganzen Welt verfolgten die Umzüge im Sambodrom. Bürgermeister Eduardo Paes hatte zwar das größte Karnevalsfest der Geschichte angekündigt. Erwartet wurde aber ein Karneval der Überraschungen. Die Pandemie hatte auch die finanziell stärksten Sambaschulen getroffen. Die Karten waren neu gemischt.

„Selbst dieser Karneval jetzt ist nicht der, den wir kennen.“

Den Straßenkarneval hatte Bürgermeister Paes Anfang Januar wegen der Corona-Pandemie bereits zum zweiten Mal in Folge abgesagt. Aber Rio hatte es auch im Februar nicht ganz lassen können. Es gefällt den Brasilianern, dieses Jahr zwei Karnevale zu haben.

Schon Ende Februar und nun seit Mittwoch, als der Karneval mit Umzügen der Aufstiegsklasse begonnen hatte, kam es in der Stadt immer wieder zu spontanen Zusammenkünften. Ana Paula Varca sagte: „Im Karneval ist es in den Straßen anders, alle sind verkleidet. Diese Freude. Schrecklich ohne Karneval.“ So ganz hat sich Rio aber noch nicht erholt: „Selbst dieser Karneval jetzt ist nicht der, den wir kennen.“