Der neue Autotunnel ist nach der einstigen Markgräfin Karoline Luise von Baden (1723-1783) benannt. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Mehr als zwölf Jahre dauerte der Umbau der Innenstadt von Karlsruhe. Mit der Eröffnung des Karoline-Luise-Tunnel ist das Nahverkehrsprojekts endlich abgeschlossen. Die Bilanz: Es war nicht nur sehr teuer.

Nach zehnmonatiger Verspätung ist in Karlsruhe ein neuer Autotunnel durch die Innenstadt eröffnet worden. „Was lange währt, wird irgendwann dann doch auch mal gut“, sagte am Mittwoch sichtlich erleichtert Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). Denn mit dem neuen Tunnel kann nicht nur der Autoverkehr auf einer der zentralen Ost-West-Achsen wieder flüssig durch die Innenstadt rollen. Der Karoline-Luise-Tunnel ist auch der letzte Baustein des Nahverkehrsprojekts Kombilösung.

„An die Kombilösung insgesamt kommt damit ein Knopf dran“, sagte Mentrup. Das Milliarden-Projekt schafft durch einen Straßenbahn- und einen Autotunnel mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer in der City. Wo bis Dezember noch Bahnen im Minutentakt oberirdisch durch die Fußgängerzone rollten, kann nun in Ruhe flaniert werden. Ein Teil der Bahnen wird durch einen darunter liegenden Tunnel geführt, der andere Teil fährt auf der südlich gelegenen neuen Trasse Kriegsstraße. Diese früher teils zehnspurige Autoschneise ist zu einer Art Boulevard umgebaut worden.

Bauzeit: mehr als zwölf Jahre

Das ganze Projekt hat Stadt, Land und Bund nicht nur viel Geld gekostet. Es zehrte nach Pleiten, Pech und Pannen bei insgesamt über zwölfjähriger Bauzeit auch gewaltig an den Nerven und war vor allem wegen der Kosten heftig umstritten - die waren mit 1,5 Milliarden Euro am Ende dreimal so hoch wie ursprünglich geplant. Der Autotunnel scheiterte fast an den Bedenken des Bundesrechnungshofs. Nur der Kombination von Bahn- und Autotunnel hatten die Bürger aber zugestimmt.

Die U-Bahn unter der Fußgängerzone ist seit Dezember in Betrieb. Der Autotunnel sollte an sich parallel dazu starten. Als die Röhre Ende Mai mit Verspätung endlich freigegeben werden sollte, machten umherfliegende Rotorteile eines Lüfters dem einen Strich durch die Rechnung. Ein Vogel war in einen Lüfter geraten. Nun schützen Gitter die 36 Strahlventilatoren.

Kritiker bemängeln die hohen Projektkosten

Seit Mittwoch ist der Verkehr der ehemals teils zehnspurigen Kriegsstraße auf 1,6 Kilometern in den nach der einstigen Markgräfin Karoline Luise von Baden (1723-1783) benannten Tunnel verlegt. Als erstes fuhr ein Bus der Verkehrsbetriebe mit Ehrengästen durch den Tunnel, dann eroberte am späten Morgen der normale Verkehr die Röhre. Oberirdisch fährt die Straßenbahn auf einer begrünten Trasse.

Angesichts des dichten und für Fußgänger gefährlichen Tramtaktes in Karlsruhe stand auch für Kritiker außer Frage, dass etwas getan werden musste. Sie bemängeln aber neben den hohen Kosten, dass die Leistungsfähigkeit des Schienennetzes durch die Kombilösung nicht wirklich verbessert worden sei.