Dominique Endler ist Bademeisterin in Karlsruhe. Allerdings lassen sich nur noch wenige zu Fachkräften ausbilden. Foto: Deck

Freizeit: Folgen können geschlossene Freibäder sein. Image des Berufs ist nicht ganz ideal.

Karlsruhe - Macht so manches Schwimmbad bald dicht? Viele Bäder suchen derzeit nach Fachkräften. Doch der Markt ist leer.

Dominique Endler ist stolz auf ihren Job. "Wasser ist mein Element", sagt sie. Die 23-Jährige ist Bademeisterin in Karlsruhe. Doch den Schwimmbädern mangelt es an Nachwuchs, viele Fachkräfte fehlen schon heute. "Wenn Sie jemanden suchen, ist niemand auf dem Markt. Das ist traurig", sagt der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister (BDS) in Baden-Württemberg, Edgar Koslowski.

Mögliche Folgen? Kürzere Öffnungszeiten oder komplett geschlossene Bäder. Fünf bis zehn Prozent der Bäder im Südwesten hätten jetzt schon solche Probleme, sagt Koslowski. Das führt auch dazu, dass weniger Menschen schwimmen gehen; bereits heute könnten sich 40 Prozent der Viertklässler nicht sicher über Wasser halten, warnt der BDS. In Deutschland fehlen insgesamt rund 2500 Fachkräfte, wie der Bundesverband angibt. Die Badeanstalten müssen demnach ungelernte Rettungsschwimmer einsetzen, um überhaupt öffnen zu können.

Die Karlsruher Bademeisterin Endler möchte für ihren Job werben. Sie blickt aufs Wasser, in ihrer Sonnenbrille spiegelt sich das blaue Becken des Freibads. Sie schaut, nickt den Leuten zu. Sie kennt viele Gäste mit Namen, ein kleines Pläuschchen hier und da gehört dazu. "Das ist ein familiäres Bad. Jeder kennt sich", erzählt sie.

Öffnung ist nur durch Saisonarbeiter möglich

Doch Aufpassen ist nur ein kleiner Teil ihrer Arbeit. Bevor die Schwimmer kommen, muss geputzt, Blumen und Büsche auf der Anlage müssen gepflegt werden. Später testet Endler mit einem Chemiekasten das Wasser. Stimmt der pH-Wert? Ist das Wasser zu schmutzig? Falls ja, muss sie Filter wechseln. Die Kassen abzurechnen, gehört auch zum Job. "Man hat immer was zu tun. Die Arbeit ist vielseitig", sagt sie.

In Karlsruhe gab es dieses Jahr die Sorge, im Sommer nicht alle Bäder öffnen zu können. Es hat dann aber doch geklappt, weil genügend Saisonarbeiter gefunden wurden. In den zehn städtischen Bädern arbeiten in diesem Sommer rund 150 Bademeister. In den rund 7000 Bädern Deutschlands sind es derzeit etwa 25 000 Fachkräfte, schätzt der Verband.

In Karlsruhe ist zum Beispiel jeder Zehnte tatsächlich ein Meister, 40 Prozent sind ausgebildete "Fachkräfte für Bäderbetriebe" – so wie Endler. Der Rest ist nicht ausgebildet, das Rettungsschwimmerabzeichen Silber ist aber Voraussetzung.

Der Geschäftsführer der Karlsruher Bäder klagt, dass es in Zukunft immer weniger Fachkräfte geben werde. "Was wir an gut geeigneten Bewerbern haben, kann man an einer Hand abzählen", sagt Oliver Sternagel. Es habe Jahre geben, in denen niemand ausgebildet wurde.

Zwar ist die Zahl der Auszubildenden mit etwa 60 im Jahr in Baden-Württemberg laut der Fachschule Mannheim konstant. Doch das reicht nicht, um den Bedarf der Schwimmbäder zu decken. Mehr wollen die Ausbildung offenbar nicht machen.

Betreiber und Bademeister glauben, dass das an einigen Nachteilen des Berufs liegt. Zum Beispiel gibt es Schichtarbeit: Wenn Freunde frei haben, arbeiten Bademeister. Aber auch das Image des Berufs sei nicht ideal. "Viele denken, es ist wie bei ›Baywatch‹. Man sitzt da und schaut den Mädels hinterher", sagt Betriebswirt Sternagel mit Bezug auf die US-Fernsehserie um die Schauspieler David Hasselhoff und Pamela Anderson. Auch die Bezahlung gilt nicht unbedingt als Anreiz: Eine Fachkraft bekommt rund 2000 Euro brutto im Monat.

"Ich bin kein Büromensch"

Dominique Endler hat ihr Freibad gerade geöffnet. Ein Freitagmorgen, rund 60 Gäste haben vor dem Tor gewartet. Im Laufe des sonnigen Tages werden noch bis zu 4000 Leute kommen.

Eine runzelige, tiefgebräunte Frau sagt besorgt: "Guten Morgen. Da hat sich jemand in der Kabine eingeschlossen. Die Tür geht nicht auf." Endler nickt und kommt mit. Ruhig und höflich sein, das ist wichtig. Sie mag ihr Freibad, ihr kleines Reich, in dem sie helfen kann, die Technik am Laufen hält und aufpassen muss. "Ich bin kein Büromensch. Ich könnte nicht acht Stunden vor dem Computer sitzen."