In Karlsruhe hat der Prozess gegen vier Männer begonnen, die 2018 den Jäger Simon P. getötet haben sollen. Foto: Uli Deck/dpa

Prozess um Mord und Raub gegen vier Männer beginnt. Verteidiger wirft Staatsanwaltschaft "viel Fantasie" vor.

Karlsruhe - Ein 50 Jahre alter Jäger stirbt gewaltsam, seine Waffensammlung verschwindet. Vier Männer stehen in Karlsruhe vor Gericht, einer soll Mörder sein, die anderen Helfer. Reichen die Beweise? 21 Verhandlungstage sollen die Wahrheit ans Licht bringen.

Drei Männer verbergen ihre Gesichter hinter Aktenordnern, der Hauptangeklagte aber blickt vor Beginn des Mordprozesses frei in die Kameras. Sein Auftritt vor dem Schwurgericht in Karlsruhe am Montag könnte den Eindruck vermitteln, er habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen den 30 Jahre alten Italiener und drei mitangeklagte Männer wiegen schwer: Der Hauptangeklagte soll einen 50 Jahre alten Jäger aus Birkenfeld (Enzkreis) am Abend des 29. August 2018 ermordet haben.

Erst habe er sein Opfer gewürgt, dann auf den Mann eingestochen und ihn schließlich mit einem Fußtritt gegen den Kopf getötet, sagte die Staatsanwältin bei der Verlesung der Anklageschrift. Hintergrund sei ein Streit um Waffengeschäfte gewesen. Mit einem Komplizen habe der 30-Jährige mehr als 20 Gewehre, andere Waffen und Munition aus dem Haus des Jägers geraubt. Die Beute ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. Außerdem geht es bei der Anklage um weitere schwere Straftaten, darunter ein geplanter aber nicht ausgeführter Mord und Vergewaltigung. Ein Waldarbeiter hatte die Leiche des Jägers Anfang Oktober 2018 zwischen Pforzheim und Tiefenbronn gefunden.

Der Verteidiger des Italieners, der im Alter von acht Jahren mit seiner Familie von Sizilien nach Deutschland gekommen war, sprach von einer dünnen Beweislage und viel Fantasie bei der Staatsanwaltschaft. Weder die Staatsanwältin noch er seien bei den Geschehnissen dabei gewesen. "Wir wissen, dass die Beweise sehr bescheiden sind", sagte er unter Bezug auf die Akten.

Sein Mandant, ein junger Mann mit gepflegter Erscheinung, Brille und Sakko, äußerte sich lediglich zu seinen persönlichen Verhältnissen. "Ich bin froh, dass wir hier anfangen können", sagte er in selbstbewusstem Ton. Er möchte nach mehreren Monaten Untersuchungshaft gerne zur Familie zurück und seine Arbeit wieder aufnehmen. "Ich hätte gerne, dass dieser Alptraum zu Ende geht."

Der Angeklagte berichtete von Schulbesuch, Realschulabschluss und seinem Berufswunsch Polizist, den er aber nicht realisiert habe. Stattdessen habe er in Pforzheim Autoverkäufer gelernt und sich dann mit eher schlecht bezahlten Jobs über Wasser gehalten. Am Ende habe er selbstständig gearbeitet und dabei Schulden beim Finanzamt und der Krankenversicherung angehäuft. Der 30-Jährige berichtete von seiner brasilianischen Frau, die er über das Internet kennengelernt, und der er ein Studium in Deutschland finanziert habe. Seit seiner Verhaftung im Herbst des vergangenen Jahres habe er von ihr allerdings nichts mehr gehört.

Die Mitangeklagten im Alter von 26, 27 und 42 Jahren, darunter ein griechischer Staatsbürger, sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft teilweise geständig und gegen Auflagen frei. Sie kündigten an, sich im Laufe des Prozesses zumindest zu ihren persönlichen Verhältnissen zu äußern.

Bis zum 13. September sind 21 Verhandlungstage vorgesehen. Nach bisherigen Planungen werden 41 Zeugen und acht Sachverständige gehört, wie eine Sprecherin des Gerichts sagte.