Am Mittwoch hat eine kleine Gruppe Demonstranten gegen die Erdogan-Karikatur in einem baden-württembergischen Schulbuch vor dem Kultusministerium in Stuttgart protestiert.
Stuttgart - Die Kontroverse um eine Erdogan-Karikatur in einem baden-württembergischen Schulbuch schlägt weiter Wellen: Am Mittwoch protestierte vor dem Kultusministerium in Stuttgart eine Gruppe Demonstranten. 30 Menschen habe der Veranstalter "Union türkisch-europäischer Demokraten" für die Demonstration in der Lautenschlagerstraße beim Ordnungsamt angemeldet, sagte Fabian Schlabach von der Stadt. Die Menschen vor dem Ministerium sind der gleichen Ansicht wie das türkische Außenministerium: Die Karikatur verunglimpfe den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Erdogan wird darin als zähnefletschender Kettenhund dargestellt.
Auf den Plakaten, die die Demonstranten zeigten, stand: "Jetzt reicht's! Hetze und Rassismus unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit! Und jetzt auch in Lehrbüchern!"
Die Zeichner Achim Greser und Heribert Lenz reagierten indes verärgert auf die Kritik. „Eigentlich ist sie ein positives Beispiel für gelungene Integration“, sagte Lenz am Mittwoch in Aschaffenburg. „Leute, die das fehlinterpretieren, haben den eigentlichen Witz nicht verstanden.“ Die Zeichnung zeigt zwei Männer in bayerischer Tracht vor einer Berghütte namens „Üzrüms Alpenglück“. Im Hintergrund fletscht ein Hund in Ketten die Zähne. Auf seiner Hundehütte steht „Erdogan“.
Kretschmann kann Kritik nicht nachvollziehen
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte die Kritik der Türkei am Dienstag zurückgewiesen und unterstrichen, Erdogan solle nicht von Demokratieversäumnissen im eigenen Land abzulenken versuchen. „Es ist mir unerfindlich, wie man sich darüber so echauffieren kann“, sagte Kretschmann. Erdogan solle sich darum kümmern, wie er selbst mit Kritikern umgehe: „Das ist uns bekannt und missfällt uns außerordentlich.“
Die Karikatur mit dem Titel „50 Jahre Türkei in Deutschland. Eine Erfolgsgeschichte“ ist laut Kultusministerium ursprünglich im Jahr 2011 in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ erschienen. Nachgedruckt ist sie in einem Arbeitsbuch für das Fach „Gemeinschaftskunde/Wirtschaft“ an Gymnasien, Klassenstufe 9/10.
