Alex Karachun (Zweiter von rechts) darf für Deutschland bei der WM ran. Foto: Roland Sigwart

Die ganze Helios-Arena hatte es beim Test gegen Österreich gefordert, jetzt ist es Realität: Wild Wing Alexander Karachun darf mit zur Eishockey-WM.

Bundestrainer Toni Söderholm bezeichnete die Leistung seiner Auswahl nach dem 3:1-Sieg über Österreich als "ein bisschen holprig". So ließen sich auch die letzten Momente vor Spielbeginn in der Helios-Arena beschreiben. Denn die kleine Feuer-Show beim Einlauf des DEB-Teams hatte eine automatisierte Durchsage zur Folge, die zur Evakierung der Halle aufrief. Einige Minuten voller Verwirrung auf den Rägen später war klar: Das Spiel konnte beginnen, allerdings mit fünfminütiger Verspätung und ohne dass die Hymnen ertönt waren.

Fantastische Kulisse in Schwenningen

Nachdem dieser holprige Start überwunden war, präsentierte sich das Schwenninger Publikum als würdige Kulisse für dieses letzte Testspiel der WM-Vorbereitung. Nicht nur Lokalmatador Alexander Karachun war nach der Partie hin und weg von der Atmosphäre: "Das ging mir heute wirklich unter die Haut. Die Halle hat gebebt, so habe ich sie noch nie erlebt, das war schon geil!"

Traum-Abend für Karachun

Aus Sicht des 27-jährigen Angreifer hätte der Abend kaum besser laufen können. Zuerst erzielte der Wild-Wings-Star kurz vor dem Ende des zweiten Drittels den 1:1-Ausgleich, dann bereitete er Stefan Loibls Treffer zum 2:1 vor, und als krönender Abschluss wurde er vor den Augen des ekstatischen Schwenninger Publikums zum besten Spieler der Partie gewählt.

Über die kompletten 60 Minuten hinweg waren immer wieder lautstarke "Karachun, Karachun, Karachun"-Rufe zu hören, gepaart mit dem gelegentlichen Appell: "Toni, nimm den Alex mit!" Die Forderung der Schwenninger Fans sei laut und deutlich auf dem Eis angekommen, sagte Karachun nach dem Spiel und fügte lachend an: "Ich weiß nicht, ob der Toni es auch gehört hat."

"Das sehen wir dann"

Eine Prognose über seine Chancen auf einen Platz im WM-Kader wollte er nicht abgeben: "Ich glaube ich habe in der Vorbereitung ganz gut gespielt und gezeigt, was mein Wert für die Mannschaft sein kann. Ob das am Ende gereicht hat, das sehen wir dann." Der Bundestrainer lobte seinen Schwenninger Schützling nach der Partie in den höchsten Tönen. "Er bringt ein sehr kräftiges Element in unser Spiel, mit seiner Zweikampfstärke und viel Torraumpräsenz. Und vor allem steigert er sich ständig, gibt im Training immer alles. Er ist unfassbar zielstrebig und sucht immer nach Wegen, sich zu verbessern. Bei Spielern wie Alexander musst du als Trainer besonders gut vorbereitet sein, denn er wird dich fragen, was er besser machen kann", schwärmt Söderholm -- um ihn tags darauf in sein WM-Team zu berufen. Da hatten die Rufe der Schwenninger Fans – und die Leistung des Wild-Wings-Stürmers – gefruchtet.

Noch viel Arbeit

Auch wenn sich alle Beteiligten natürlich darüber freuten, die WM-Generalprobe mit einem Sieg abzuschließen, wurde im Spiel gegen die Österreicher auch klar, dass das DEB-Team noch nicht am Zenit seines Schaffens angekommen ist. "Wir haben nicht mit dem allerbesten Rhythmus gespielt. Wir dürfen nicht so viele Scheiben verlieren, müssen konsequenter in den Zweikämpfen, besser in den Schussbahnen sein und effizienter spielen", kritisierte Söderholm den Auftritt seiner Mannschaft.

Allerdings zog der Bundestrainer auch Positives aus der Vorstellung in Schwenningen: "Man merkt, dass die Mannschaft wächst. Wir werden eine ehrliche Kabine haben und darauf können wir aufbauen."

Der WM-Kader

Torhüter: Philipp Grubauer (Seattle Kraken/30), Mathias Niederberger (Eisbären Berlin/29), Dustin Strahlmeier (Grizzlys Wolfsburg/29).

Verteidigung: Dominik Bittner (Grizzlys Wolfsburg/29), Korbinian Holzer (Adler Mannheim/34), Jonas Müller (Eisbären Berlin/26), Moritz Müller (Kölner Haie/35), Moritz Seider (Detroit Red Wings/21), Fabio Wagner (ERC Ingolstadt/26), Kai Wissmann (Eisbären Berlin/25), Mario Zimmermann (Straubing Tigers/21).

Angriff: Alexander Ehl (Düsseldorfer EG/22), Yasin Ehliz (RB München/29), Daniel Fischbuch (Düsseldorfer EG/28), Taro Jentzsch (Iserlohn Roosters/21), Alexander Karachun (Schwenninger Wild Wings/27), Maximilian Kastner (RB München/29), Stefan Loibl (Skellefteå AIK/25), Marc Michaelis (Toronto Marlies/26), Marcel Noebels (Eisbären Berlin/30), Leonhard Pföderl (Eisbären Berlin/28), Matthias Plachta (Adler Mannheim/30), Daniel Schmölz (Nürnberg/30), Samuel Soramies (ERC Ingolstadt/23), Tim Stützle (Ottawa Senators/20).