Jochen Paleit Foto: privat Foto: Lahrer Zeitung

Bürgermeisteramt: Rathauschef feiert am morgigen Sonntag seine "zweite Halbzeit" / Nordlicht fühlt sich in Südbaden wohl

Kappel-Grafenhausen. Jochen Paleit ist am 1. März zwölf Jahre Bürgermeister von Kappel-Grafenhausen. Im Interview zu seiner "zweiten Halbzeit" spricht der Rathauschef über sein grünes Image, die Kritik wegen seiner ablehnenden Haltung gegenüber der B 3-Umfahrung und beantwortet die Frage nach einer weiteren Kandidatur.

Herr Paleit, als Nordlicht seit zwölf Jahren Bürgermeister in der südbadischen Provinz – würden Sie sagen, Sie haben in Kappel-Grafenhausen eine zweite Heimat gefunden?

Für mich ist Kappel-Grafenhausen immer noch eine typische, jedoch auch ganz besondere Gemeinde Badens: Unsere Gemarkung reicht von den Höhen des Schwarzwalds bis hin zum fast mediterran anmutenden Taubergießen mit dem Rhein. Bei uns treffen sich Baden und das Elsass. Einfach schön, hier leben und arbeiten zu dürfen. Und es macht Spaß, gemeinsam mit den Bürgern und meinen Mitarbeitern die Gemeinde zu gestalten. Dies empfinde ich nach wie vor als Privileg und so habe ich hier eine gute Heimat gefunden.

Vor Kurzem hatten Sie zum ersten Bürgerforum eingeladen. Man hat also auch nach anderthalb Amtsperioden als Rathauschef noch nicht ausgelernt?

Die Wünsche aus der Bürgerschaft waren mir von Beginn an wichtig. Nun war mit der Neuwahl des Gemeinderats der Zeitpunkt gegeben, wieder abzufragen, welche Anliegen die Bürger haben.

Die Wünsche beim Bürgerforum reichten von mehr Wohnraum bis zu einem gemeinsamen Rathaus. Wann ist mit der Umsetzung der Vorschläge zu rechnen?

Der Gemeinderat hat nun gemeinsam mit mir und der Verwaltung eine gute und umfassende Themensammlung auf deren Grundlage wir unsere weitere Arbeit ausrichten. Bei der gewünschten Regulierung von Ferienwohnung sind wir schon in der Umsetzung und auch die Etablierung von bezahlbarem Wohnraum wird schon geplant. Am heutigen Samstag werden wir innerhalb der Haushaltsberatungen viele Antworten auf die Bürgeranliegen finden. Wie versprochen werden wir dann abschließend den Bürger Antwort geben.

Sie haben zwar ein CDU-Parteibuch, aber ein durch und durch grünes Image.

Wir haben nur einen Globus. Das Artensterben geschieht auch bei uns. So müssen wir Lösungen für eine gute Zukunft entwickeln. Dazu gehören unsere Wilden Weiden. Dort brüten wieder Vogelarten, die als ausgestorben galten. Besonders freut mich, dass das Projekt von anderen kopiert wird. Dies zeigt, wie richtig unsere Wilden Weiden sind. Und doch gibt es noch viel zu tun. Denken wir nur an den in sein Korsett gezwängten Rhein. Auch dieser sollte wieder zu neuem Leben erweckt werden, indem die Ufer von den Steinpackungen befreit werden. Auch wird der Klimawandel massiv unsere Lebensqualität beeinträchtigen. Wir brauchen dringend die Verkehrswende, um CO2 einzusparen. So werde ich mich weiterhin für die Verbesserung des ÖPNV einsetzen. Ich arbeite dafür, dass auch unseren Kindern eine gute Lebensgrundlage übergeben wird.

Zuletzt gab es heftige Kritik aus Nachbarorten, weil der Gemeinderat – Sie eingeschlossen – die Kreisstraße zwischen Ringsheim und Lahr zumindest teilweise ablehnt. Haben Sie kein Verständnis dafür, dass sich die Anwohner der B 3 nach Entlastung sehnen?

Die Verkehrsbelastung in Kippenheim ist unzumutbar und es ist richtig, nun alle Varianten zu prüfen, um dann die beste zu planen und zu bauen. Für uns ist derzeit nicht ersichtlich, warum direkt neben der Autobahn, die bald sechsspurig ausgebaut wird, von Ringsheim bis Orschweier noch eine zusätzliche Straße gebaut werden soll. Damit wird die Bündelungsfunktion der A 5 aufgehoben und viel mehr Autos werden uns alle belasten. Ich bin nun besonders gespannt auf das Prüfergebnis zu einem Straßenneubau von Orschweier nach Norden, um dann im Kippenheimer Gewerbegebiet unter dem Ausbau des dort bestehenden Straßennetzes eine Umfahrung des Kippenheimer Kernorts zu ermöglichen.

Die obligatorische Frage zum Schluss: Werden Sie für eine dritte Amtszeit kandidieren?

Ich habe das Glück, dass ich meine Arbeit sehr gerne mache und diese sehr sinnstiftend ist. Und trotzdem kann ich die grundlegende Entscheidung zu einer erneuten Kandidatur erst in einigen Jahren treffen, es ist ja gerade erst Halbzeit. Fragen von Felix Bender

Jochen Paleit, Jahrgang 1970, ist gebürtiger Osnabrücker und gelernter Ingenieur und Landschaftsarchitekt. Im Januar 2008 wählten ihn die Kappel-Grafenhausener im zweiten Wahlgang zum Bürgermeister. 2015 wurde er im Amt bestätigt.