Der ehemalige Finanzminister Peer Steinbrück könnte sich vorstellen, Kanzler zu werden. Foto: dpa

Der Ex-Finanzminister signalisiert erstmals öffentlich die Bereitschaft, als SPD-Kandidat anzutreten.

Berlin - Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat erstmals öffentlich die Bereitschaft signalisiert, 2013 als SPD-Kanzlerkandidat anzutreten. "Der Zeitpunkt wird kommen, wo ich mich in Absprache mit zwei oder drei Führungspersönlichkeiten der SPD darüber zusammensetze", sagte der 64-Jährige. Steinbrück betonte, bei einer solchen Kandidatur müsse man alles geben. "Wenn Sie sich entscheiden, für so etwas zu kandidieren, dann mit voller Kraft und mehr als 100 Prozent. Wenn, dann wollen Sie gewinnen und zwar mit jeder Faser Ihres Körpers."

In der SPD-Spitze stießen die Äußerung auf Kritik. "Selbstausrufungen sind in einer modernen demokratischen Partei wie der SPD aus der Mode gekommen", sagte Generalsekretärin Andrea Nahles dem Berliner "Tagesspiegel". Björn Böhning, Sprecher der SPD-Linken, sagte: "Debatten um Kanzlerkandidaten bewegen nur die Zeitungen, aber sie bewegen die Menschen nicht."

Steinbrück in aussichtsreicher Position

Steinbrück ist bereit mehrfach von SPD-Spitzenleuten als möglicher Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 2013 genannt worden. Nach dem schwachen Abschneiden der SPD bei den jüngsten Landtagswahlen hatte Parteichef Sigmar Gabriel erklärt, Steinbrück gehöre unbestritten zur politischen Champions League. Eine Vorentscheidung soll nach den Vorstellungen der SPD-Führung aber frühestens in einem Jahr fallen.

Gabriel hält nach der nächsten Bundestagswahl auch eine Koalition aus Union und Grünen für möglich. "2013 gibt es die Alternative Rot-Grün oder Schwarz-Grün", sagt er dem "Weser-Kurier". Das sei eine Richtungsentscheidung bei den Grünen: "Setzen sich Leute wie Jürgen Trittin durch oder die Grün-Konservativen, denen soziale Fragen weitgehend egal sind." Für eine Nagelprobe hält Gabriel den Ausstieg aus der Atomenergie, der nicht zulasten der kleinen Leute gehen dürfe.

Grüne wollen nicht bloß Juniorpartner sein

Die Grünen wiederum betonten ihre Eigenständigkeit - und ihre Konkurrenz zur SPD. Nach der Regierungsübernahme in Baden-Württemberg gebe es "ein gehöriges Selbstbewusstsein", sagte die Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast, im Sender SWR. "Deshalb sagen wir: Auf der einen Seite - wir sind linke Mitte, wir sind also breiter geworden, durchaus auch auf SPD-Terrain tätig. Zweitens: Wir sind eigenständig und machen auch so unsere Wahlkämpfe."

Künast wollte sich nicht dazu äußern, ob die Grünen zur Bundestagswahl 2013 einen eigenen Kanzlerkandidaten aufstellen werden. "Fragen auch über Kanzlerkandidaturen werden dann entschieden, wenn sie anstehen, und das ist nicht 2011", sagte sie.

Der neue Hamburger Regierungschef Olaf Scholz rief seine Partei zu Seriosität, Pragmatismus und einem wirtschaftsfreundlichen Kurs auf. Nur mit diesen klassischen Stärken werde die SPD auch im Bund wieder für mehr Bürger wählbar, sagte der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".