Eine klare Botschaft hatte der Politikwissenschaftler und Theologe Franz Alt bei seiner Kanzelrede in der Stadtkirche St. Cyriak. Angesichts der schwindenden Gemeindemitglieder in den Kirchen sieht er dringenden Handlungsbedarf.
Franz Alt hielt eine Kanzelrede in der Stadtkirche St. Cyriak. Seine Botschaft: „Die Kirche der Zukunft ist weiblich“ – ein Traum, den er verwirklichen möchte. Gerold Scherzinger umrahmte den Freitagabend musikalisch mit Bachs „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ und ein emotionales Werk des Trierer Domorganisten Hermann Schroeder.
Bettina Schmitt-Hönl begrüßte das große Publikum und den Referenten, der vor vielen Jahren als „Francesco Altini“ in Furtwangen bekannt wurde. Der 86-jährige Alt studierte Politikwissenschaft, Geschichte, Philosophie und Theologie. Er ist bekennender Christ und hat eine eigene Sicht auf seine römisch-katholische Kirche, andere Religionen und Konfessionen, die er sich durch jahrelange journalistische Arbeit aneignete. Auch Freundschaften mit weltbekannten Persönlichkeiten, wie den Dalai Lama, prägten sein Bild.
Alt sieht dringenden Handlungsbedarf angesichts der schwindenden Gemeindeglieder in katholischen und evangelischen Kirchen und befürchtet, dass das Christentum in rund 50 Jahren total verschwindet. Dabei ist das Phänomen zu beobachten, dass die aus Kirchen Austretenden bekunden: „Jesus Ja – Kirche Nein“.
Veränderungen seien dringend notwendig
Werde er analog befragt, würde er sich als „Jesuaner“ outen. Veränderungen sind dringend notwendig. Wichtig sei die Rolle der Frau, die in der römisch-katholischen Kirche unterrepräsentiert sei. Sein Credo: „Am Verhältnis zu Frauen erkennt man den Zivilisationsgrad der Kirche“. Hier ist ihm die Weggefährtin Jesu, Maria Magdalena, Vorbild und „Modell für jede Frau in der Kirche“, von der ein eigenes Evangelium bekannt, aber nicht kanonisch in die Bibel aufgenommen wurde. Schriften wurden 1896 in Ägypten entdeckt – das „koptische Papyrus Berolinensis“. Dabei ist zu erkennen, dass sie von den Jüngern abgetan wurde, aber als „Apostolin der Apostel“ galt. Sie bezeugte als Erste die Auferstehung Jesu und hatte von ihm erfahren, dass die Balance von Herz und Verstand wichtig sei.
Sprache Jesu angemahnt
Diese Maxime habe Alt auch vom Dalai Lama aufgenommen. Sie müsse in vielen Lebensbereichen hergestellt werden: denken und fühlen, Glaube und Wissen, Himmel und Erde, innen und außen, Arbeit und Freizeit, geben und nehmen, arm und reich.
Frevelhaft sah Alt, dass täglich 12 000 Menschen verhungern. Reformbedarf forderte er auch bei Übersetzungsfehlern und mahnte die Sprache Jesu, das Aramäisch, an. So gehöre das Vaterunser verändert von „und führe uns nicht in Versuchung“ in „und führe uns in der Versuchung“. Auch die Jungfräulichkeit gehöre in das Bekenntnis zur „jungen Frau“ verbessert. Aufrichtigkeit forderte der Referent beim Begriff Frieden, der organisiert gehöre und deutlich wurde der Pazifist als Verfechter der Verbannung von Atomkraftwerken.