Plausch über nahende Wahlentscheidung: CDU-Gemeinderatskandidat Markus Bott (re.) mit Kioskbesucher Karsten Beck Foto: Peter Petsch

Der 51-jährige Gemeinderatskandidat Markus Bott setzt sich in Stuttgart-Feuerbach für die CDU ein. Die will zwar die Grünen als Nummer 1 im Rathaus ablösen, aber Bott bleibt gelassen – wie die Kunden im Kiosk, wo er sich stellte.

Der 51-jährige Gemeinderatskandidat Markus Bott setzt sich in Stuttgart-Feuerbach für die CDU ein. Die will zwar die Grünen als Nummer 1 im Rathaus ablösen, aber Bott bleibt gelassen – wie die Kunden im Kiosk, wo er sich stellte.

Stuttgart - Es muss schon etwas Besonderes sein, in Feuerbach daheim zu sein. Von großen Problemen ist jedenfalls nichts zu spüren, als der Kandidat für den Gemeinderat im Kiosk auf die Bürger trifft. Aber was heißt hier aufeinandertreffen? Die Bürger konzentrieren sich trotz Kandidat auf Lesestoff und Tabakwaren – und dem CDU-Bewerber Markus Bott (51) kann man nicht nachsagen, dass er die Kioskkunden ablenken wollte. Kaum vorstellbar jedenfalls, dass er einst als Dreikäsehoch ins Gasthaus Biber marschiert sein soll, einen Schnaps bestellte und auf die Abfuhr mit der Androhung von Schlägen reagierte.

Aber so war’s, sagen Manfred und Erika L., die schon den Buben kannten und jetzt bei Cigo-Gashi stehen, im Kiosk in der Stuttgarter Straße 82, vormals Firma Striegel. In der ältesten Toto-Lotto-Annahmestelle Baden-Württembergs übrigens.

Nach seiner Schnapsidee schwenkte Markus Bott offenbar auf den rechten Weg ein. Heute arbeitet der Spross einer Handwerkerfamilie mit eigenem Betrieb bei der Mercedes-Bank. Er sorgt für die Finanzierung der Fahrzeugbestände in den Mercedes-Niederlassungen im Land. Er gehört dem Tennisverein an. Er arbeitet im Bezirksbeirat. Er hat den CDU-Ortsverein Feuerbach als Vorsitzender neu aufgestellt. Ehrensache.

Ein bisschen die CDU retten

Schließlich ist die Feuerbacher CDU einst im Wohnzimmer seiner Eltern gegründet worden. Jetzt soll er helfen, ein bisschen die CDU zu retten. Denn seine Partei will nicht nur die Schmach auswetzen, dass sie bei der Wahl 2009 in Stuttgart lediglich die Nummer 2 wurde. Sie will auch wieder Stadträte aus dem nördlichen Stuttgart haben, nicht nur aus Cannstatt. Dafür braucht sie Leute, die im Bezirk verankert sind. Das ist Bott auch – ein politischer Draufgänger nicht.

Ob er schon gewählt habe, fragt er zaghaft einen 79-Jährigen. Wenn nicht, habe er eine Entscheidungshilfe, sagt Bott, und überreicht eine Visitenkarte mit Bildchen. Joachim Schneider greift zu, aber macht keine Hoffnung. Seine Partei ist die SPD, sagt der Bauingenieur im Ruhestand. Na gut, 2009 hat er auch Stimmen an die Grünen vergeben. Ob er das wiederholt, überlegt er noch. Eine öko-soziale Mehrheit im Rathaus findet er aber gut.

Für sein Anliegen will Bott sich trotzdem einsetzen: Im Neubaugebiet Feuerbacher Balkon, wo Schneider 2012 mit seiner Frau in eine altersgerechte Wohnung zog, fehlt außen ein Aufzug. Und die Rampe, die es gibt, ist für Senioren und Behinderte unwegsam. Schneider, der aus Stuttgart-West kam, ist ein Feuerbacher geworden. Darunter, sagt Manfred L. (80), verstand man früher Zugezogene – im Unterschied zu den alteingesessenen Feuerbächern.

Irgendwie wirkt Bott wie einer der Ihren. Immer hat er in Feuerbach gewohnt. Dort ist er vernetzt. Auf Feuerbachs Vorzüge wie die Spazierwege am Ortsrand singt er das hohe Lied. Ein Mann fürs Gemüt. Die Kunden im Kiosk will er nicht unaufgefordert mit Wahlwerbung überziehen. Dafür holt er immer Bekannte herein, hält ein Schwätzchen und fragt sie, ob sie schon gewählt hätten.

Einsatz für Kreisverkehre

So kommt sein technischer Berater von der Telekom gerade recht für ein Gespräch, auch wenn Store-Leiter Karsten Beck (52) in Gerlingen wählt. Beißende Fragen kommen von ihm nicht. Von Sandra Schmid (45) auch nicht. Die Architektin entpuppt sich für die Umstehenden als Botts Schwägerin – und der Kandidat selbst als Prototyp eines CDU-Vertreters vom alten Schlag: verwurzelt im Stadtbezirk. Aber manchmal reicht das nicht. Die Grünen, hat Fraktionschef Alexander Kotz einmal gesagt, seien in Stuttgart vielleicht ein bisschen näher an den Bürgerinitiativen dran.

Ob Bott in den Gemeinderat kommt, weiß keiner. Er ist auf dem 16. von 60 Listenplätzen der CDU. Wenn er es schafft, wird er sich für „mindestens drei Kreisverkehre“ einsetzen, damit der Verkehr nicht so oft an Ampeln zum Erliegen kommt, hat er im Kiosk gesagt. Einen weiteren Kunstrasenplatz für die Spielvereinigung Feuerbach würde er auch gern sehen – und die Umwandlung des Arbeiterwohnheims der ehemaligen Firma Fahrion in ein solides Flüchtlingsheim.

Außerdem für einen gemeinsamen Campus nebst Mensa für die zwei Gymnasien. Und allgemein hält er es für die schwierigste Aufgaben Gewerbeflächen für Stuttgart zu erhalten – und damit den Wohlstand. Zum Glück habe Feuerbach viele Arbeitsplätze.

Auch das belegt nur noch, dass es um Feuerbach nicht schlecht bestellt ist.