Ob die Kandertalbahn einst als S-Bahn durch Haltingen fahren wird, steht in den Sternen. Foto: Beatrice Ehrlich

Uneinigkeit in Weil: Wahrend die einen die Kandertal-S-Bahn grundsätzlich ablehnen, fordern die anderen mehr Informationen, um zu urteilen. Die aber kosten Geld.

Sie stand ganz am Ende der Tagesordnung und löste eine intensive Debatte aus: die Mitfinanzierung der Leistungsphasen I und II zur Reaktivierung der Kandertalbahn als S-Bahn durch die Stadt Weil am Rhein.

 

Im Finanzausschuss sprach sich eine knappe Mehrheit für den Beschluss aus, der am 18. November im Gemeinderat endgültig gefasst werden soll. Ausschussmitglieder und Gemeinderäte, die außerdem an der Sitzung teilnahmen, äußerten sich.

Andreas Rühle (Unabhängige Freie Wähler) begrüßte die Idee einer Kandertal-S-Bahn grundsätzlich. Dies könne ein Beitrag sein zu einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung und weniger CO2-Ausstoß sein. Er wünsche sich aber eine breitere Entscheidungsgrundlage. Was derzeit vorliege, sei ihm zu knapp.

Viele Fragen blieben offen: etwa die nach dem Umgang mit Kostensteigerungen, nach den Betriebskosten, nach Schallschutz, nach dem möglichen Wegfall von Haltestellen des 55er-Busses sowie jene, ob die Bahn diejenigen Feuerwehrleute behindert, die von Oberdorf und Ötlingen zur Wache müssen.

Andreas Rühle Foto: Michael Sesiani

Auch die Frage, ob möglicherweise mehr Raum an den Weiler Schulen benötigt werde, warf Rühle auf.

„Wir sollen abstimmen über ein Projekt, zu dem grundlegende Fragen nicht geklärt sind“, schloss sich Jürgen Walliser seinem Fraktionskollegen an. Für ihn gehören dazu der Bau einer Weiche, die der künftigen S-Bahn ermögliche, sich auf dem Weg nach Basel nicht mit dem Fernverkehr in die Quere zu kommen sowie die Frage, ob mit der Schweiz überhaupt schon über den Anschluss an den Basler Bahnhof SBB gesprochen worden sei.

Ulrike Fröhlich (Bündnis 90/Die Grünen) sprach sich „natürlich“ für eine Reaktivierung der Kandertalbahn als S-Bahn aus. Es sei wichtig, dass man – mit Blick auf das avisierte, „moderate“ Bevölkerungswachstum in der Region – frühzeitig in ein leistungsfähiges Verkehrsnetz investiere. Eine Bahnverbindung schaffe Erreichbarkeit und sei daher ein gewichtiges Argument für die Fachkräftegewinnung, sagte sie.

Einwände, wie etwa der Wunsch nach Ruhe von potenziellen Bahn-Anrainern, steigende oder fallende Immobilienpreise sowie die Frage der Kosten seien als Herausforderungen zu betrachten.

Ulrike Fröhlich Foto: Andreas Sütterlin

„Genau dafür brauchen wir die Planungsphasen I und II“, plädierte sie für die Mitfinanzierung. Man habe jetzt die Chance, eine durchgehende Verbindung von Kandern bis zum Basler Bahnhof SBB zu schaffen.

Ihr sprang Fraktionskollegin L inn Fischer zur Seite: Es gebe Herausforderungen, diese seien überwindbar. „Wir sollten diesen Weg gehen“, betonte sie. Betreffs der 450 000 Euro, die Oberbürgermeisterin Diana Stöcker als Summe genannt hatte, mit der der 55er-Bus künftig von Weiler Seite unterstützt werden müsse, meldete Fischer Zweifel an. „Wie kommt diese gewaltige Summe zustande?“, fragte sie.

Und Thomas Bayer (Grüne) warnte: „Wir sind dabei, infolge einer emotionalen Diskussion das Kind mit dem Bade auszuschütten.“

Thomas Bayer Foto: Andreas Sütterlin

Vieles wisse man einfach derzeit nicht. Andreas Rühle habe recht: Zuerst müssten alle Zahlen auf den Tisch.

Eher knapp fassten sich Matthias Dirrigl (SPD), der ankündigte, sich zu enthalten sowie Andrea Ufer (AfD), die ankündigte, für den Beschlussvorschlag zu stimmen, da sie die Reaktivierung der Kandertalbahn ablehne.

Danny Neumann Foto: Christina Schröder

Wenn er sehe, was da auf die Stadt zukomme, meldete Danny Neumann (CDU) Bedenken an, dann wisse er das viele Geld im sozialen Bereich, in Schulen und Kindergärten, besser angelegt.

Eugen Katzenstein (UFW), bekannte sich dazu, zunächst ein Faible für die Reaktivierung der Kandertalbahn gehabt zu haben, dieser aber nun eher kritisch gegenüberzustehen. Dafür führte er vor allem die hohen Kosten, rund 90 Millionen stehen insgesamt im Raum, als Gegenargument ins Feld.

Eugen Katzenstein Foto: Michael Sesiani

Wie wolle das Land Baden-Württemberg 80 Millionen Euro aufbringen? – „Wir müssen aufhören mit den Träumereien, wir sind am Limit!“, forderte er. Ihm wäre es lieber, die 90 Millionen würden in den Durchstich unter der Bahnlinie hindurch nach Friedlingen investiert, lenkte er über zu einem langjährigen Wunsch der Stadt Weil.

„Es gibt Moderneres als die Schiene

Im ÖPNV gebe es mittlerweile modernere Möglichkeiten als die Schiene, gab er außerdem zu bedenken. Jetzt in die Planung einzusteigen, ohne zu wissen was danach kommt, bezeichnete er als „Roulette“, was Thomas Bayer (Grüne) mit dem Argument konterte, dass man bei allen Projekten in der Stadt so vorgehe. „Wer a sagt, muss eben nicht b sagen“, fasste Ulrike Fröhlich den Gedanken mit Blick auf die noch ungewissen Ergebnisse der Vorplanungen zusammen.