Er ist ein Kanderner Urgestein und eine Institution. Oskar Baumgartner, der langjährige Wirt des Gasthauses „Zur Sonne“, ist 80 Jahre alt.
Der bekannte Gastronom hat doppelten Grund zum Feiern: Er kann am Dienstag einen runden Geburtstag feiern, zugleich befindet sich die Kanderner Traditionsgaststätte seit 75 Jahren in Familienbesitz. Denn 1950 hatten die Eltern des Jubilars, den alle nur „Freddy“ nennen, das Gasthaus am Blumenplatz gekauft.
Oskar Baumgartner ist seit 65 Jahren in der Gastronomie. Doch nun will er sich im Alter von 80 Jahren „endgültig“ zurückziehen, nachdem der Vater von vier Kindern und Opa von sechs Enkeln bis zuletzt seinen Sohn Stefan in der „Sonne“ beim Mittagsgeschäft in der Küche unterstützt hat.
Am Chiemsee und auf Sylt
Der Jubilar ist ein engagierter Koch und Gastronom. Nach seiner Kochlehre im Restaurant „Altes Schwarzwaldhaus“ in Todtmoos sammelte er weitere Berufserfahrung am Chiemsee und auf Sylt, wo er auch den Kollegen kennengelernt hatte, mit dem er bis heute befreundet ist und der ihn und seine zahlreichen Gäste bei der heutigen Geburtstagsfeier in der „Sonne“ bekochen wird.
Als „Freddy“ bei einer weiteren beruflichen Station in Stade auf einem kleinen Frachter Seeluft schnupperte, reifte in ihm der Entschluss, spätestens mit 30 Jahren bei Hapag Lloyd anzuheuern und auf großer See in der Bordküche tätig zu werden. Er war sich mit der Reederei schon einig. Doch der Hilferuf seiner Mutter, die nach dem frühen Tod ihres Mannes die Gaststätte weiterführte und Personalengpässe hatte, ließ ihn aus Verantwortungsbewusstsein sein Vorhaben abbrechen und 1966 in die heimische Gaststätte nach Kandern zurückkehren.
Mit der Mutter das Gasthaus betrieben
Zusammen mit seiner Mutter betrieb Oskar Baumgartner bis 1975 das Gasthaus, ehe er es übernahm. Ein schwerer Schlag war für den leidenschaftlichen Gastronomen der frühe Tod seiner Mutter, die mit 62 Jahren verstarb.
„Freddy“ Baumgartner, der fünf Jahre lang auch Vorsitzender des Kanderner Wirteclubs war, hatte die Gaststätte am Blumenplatz mit seiner gut-bürgerlichen Küche zu einer beliebten Adresse gemacht. Zudem baute er 1989 ein Gästehaus mit 40 Betten. „Wir hatten mehrere Stammtische, auch Kanderner Geschäftsleute trafen sich bei mir regelmäßig“, erzählt der ehemalige „Sonne“-Wirt und fügt bedauernd hinzu: „Heute wird die Stammtischkultur kaum noch gepflegt.“ Bis 1998 betrieb er die „Sonne“ mit Herzblut und bot damals eine durchgehende Küche, dann verpachtete er das Gasthaus für fünf Jahre und eröffnete direkt gegenüber „Freddys Pils- und Billardstübli“, das der gesellige Wirt 20 Jahre lang bis 2018 auch erfolgreich führte.
Den Sohn unterstützt
Als sein Sohn Stefan, ebenfalls ein erfahrener Koch, nach Stationen in Florida, Teneriffa und Brenner’s Parkhotel in Baden-Baden wieder nach Kandern kam, übergab er ihm 2003 die „Sonne“. Auch nach dem Rückzug vom „Pilsstübli“ vor sieben Jahren gab es für den Jubilar noch keinen Ruhestand, denn regelmäßig unterstützt er seinen Sohn. „Heute ist die Situation in der Gastronomie schwieriger geworden. Es hat sich viel verändert. Das sieht man doch schon daran, dass es einige Kanderner Gaststätten gar nicht mehr gibt“, stellt Oskar Baumgartner fest. Trotz seines fordernden Berufs auch an den Wochenenden hatte sich der Jubilar, eine Frohnatur, Mitglied vieler Vereine und früher Akkordeonspieler, Zeit für zwei Hobbys abgezwackt. So ist er seit Jahrzehnten ein eingefleischter Fußballfan von Borussia Mönchengladbach, war des Öfteren im Stadion, wurde für seine Vereinstreue geehrt und hatte einmal eine Begegnung mit Erfolgstrainer Jupp Heynckes.
Außerdem hat er den Keller seines Hauses zu einem Treffpunkt ausgebaut, in dem er mit Freunden und Bekannten jeweils die Spiele der Bundesliga und der Champions League verfolgt. Seine zweite Leidenschaft ist das Fahrradfahren (kein E-Bike), auf dem er schon Zehntausende Kilometer bei zahlreichen Touren zurückgelegt hat. Seine längste Tour mit zwei Freunden war 2500 Kilometer lang und führte in sechs Wochen von Kandern bis ans Schwarze Meer. „Ich habe in meinem Leben viel gearbeitet, der Beruf hat mir Spaß gemacht. Und ich habe viel erlebt und hatte nie Langeweile“, resümiert er zufrieden zu seinem 80. Geburtstag.