350 000 Euro sind im Meßstetter Gemeindehaushalt 2025 für die „Kanalsanierungen in geschlossener Weise“ eingestellt. Dabei werden die Rohre mit Robotertechnik von innen begutachtet und dann mittels „Schlauchlining“ saniert.
Zigtausend Liter Frischwasser und Abwasser fließen tagtäglich auf dem Weg vom Wasserbehälter zum Verbraucher oder vom Verbraucher zur Kläranlage durch die Rohre der Stadt Meßstetten – allein die, welche das Schmutzwasser zu den beiden Klärwerken in Unterdigisheim und Lautlingen befördert, sind an die 120 Kilometer lang.
Das Abwassersystem muss so manches schlucken; es kann nicht ausbleiben, dass Rohre Schaden nehmen, rissig und brüchig werden, sich verformen und verschieben oder von Baumwurzeln perforiert werden. Schadhafte Dichtungen und Materialermüdung machen sich – je länger, desto stärker – bemerkbar; Ablagerungen verengen die Rohre, bis sie irgendwann ganz zu sind – oder offen, wo sie es nicht sein sollen, so dass Abwasser ins Erdreich einsickert.
Schnell und ohne Bagger
Solche Schäden kann man offen oder geschlossen reparieren. Der Vorteil einer Rohrsanierung in geschlossener Bauweise liegt darin, dass die Baumaßnahmen verhältnismäßig wenig Zeit in Anspruch nehmen: Kein Bagger muss den Erdboden rund um die Baustelle aufgraben und Straßen aufreißen, unter denen häufig Leitungen verlaufen; vielmehr erfolgt der Zugang über Schächte oder Baugruben.
Wie bei einer Schlüssellochoperation
Wie bei einer Schlüssellochoperation oder Arthroskopie werden Schläuche oder Rohrelemente von einem kleinen Zugang aus unter die Erde und von innen ins schadhafte Rohr geführt. Es entsteht so – zum Teil in kurzer Zeit – ein Rohr im Rohr, das sämtliche Funktionen des Altrohres übernimmt. Die geschlossene Bauweise hat aber auch Nachteile: Es lassen sich nur verhältnismäßig geringe Schäden wie verschobene Rohrverbindungen, Risse oder Scherbenbildung im Rohr auf diese Weise zu reparieren.
Für größere Schäden am Rohr ist die offene Bauweise das Mittel der Wahl, weil eventuell das Rohr ersetzt werden muss. Ein weiterer Nachteil der geschlossenen Bauweise: Die Grundstatik der Rohre muss noch vorhanden sein – gerade bei älteren Kanälen ist das nicht immer der Fall. Überdies kann das „Inliner-Verfahren“ nur angewandt werden, wenn der Rohrdurchmesser mindestens zehn Zentimeter beträgt.
Bei 120 Kilometern Netzumfang ist freilich gewährleistet, dass die Technik zum Einsatz kommen kann. Ein mit Kunstharz getränkter Schlauchgewebeträger wird ins Altrohr eingeführt und härtet vor Ort aus. Es entsteht ein muffenloses Kunststoffrohr, das im Altrohr anliegt – dieses dient sozusagen als Schalung. Allerdings nur, wenn es nicht zu stark ramponiert ist: Aufschluss über seinen Zustand liefert die Bestandsaufnahmemittels Roboter und Kamera.
Von 1 bis 5 auf der Skala der Schadhaftigkeit
Dies ist in Meßstetten zwischen 2016 und 2019 im Rahmen der Eigenkontrollverordnung geschehen; auf der Grundlage des seinerzeit erstellten Kanalzustandsberichts arbeitete das Böblinger Büro „Mayer Ingenieure“, das auch jetzt wieder ins Boot geholt wurde, anschließend Sanierungspläne aus.
Die Fachleute, die für ihre Leistungen ein Honorar von knapp knapp 52 500 Euro berechneten und jüngst von Technischen Ausschuss bewilligt bekamen, klassifizierten den Rohrzustand auf einer fünfstufigen Skala: 0 bedeutet umgehende, 1 kurzfristige, 2 mittelfristige und 3 langfristige Beseitigung; die 4 steht für geringe Schäden.
Erst mal Prioriäten setzen
Danach wird geprüft, welche Kanalhaltungen mittels Inliner repariert werden können, und zum guten Schluss wird priorisiert. Vorfahrt haben die Haltungen, in die das meiste Fremdwasser eintritt. Wieso? „Weil es die Kläranlagen unnötig belastet“, erklärt Fritz Stoll vom städtischen Bauamt. „Es muss ja zusätzlich gereinigt werden.“
Die Sanierungsstellen werden nach Möglichkeit in einem eingegrenzten Bereich abgearbeitet, in Meßstetten sinnvollerweise Ortsteil für Ortsteil. Tieringen, Unterdigisheim, Oberdigisheim, Hossingen und die Kernstadt waren zuletzt an der Reihe. In diesem Jahr stehen Haltungen in den Rohrnetzen von Hartheim und Heinstetten im Terminkalender.