Ob groß oder klein: Die Begeisterung fürs Kendo war bei allen spürbar. Foto: Moritz

Kampfsport: Training in Rottweil: Kendoka müssen hellwach in Körper und Geist sein.

Das Dojo, die Trainingshalle, im Rottweiler Neckartal des Budo-Zentrum Rottweil, ist wahrlich ein Ort der totalen Kontraste. Je nachdem, an welchem Tag man es besucht, zeigt es ganz unterschiedliche Gesichter.

Am einen Tag herrscht meditative Stille und nur der scharfe Ton einer zurückschnellenden Bogensehne der Kyudoka, der japanischen Bogenschützen, ist zu hören und am anderen Tag vibriert das Dojo vor strotzender Kraft, die im lautem Kiai, dem Kampfschrei der Kendoka, der Schwertkämpfer, Raum greift.

Das Dojo in Rottweil ist ein beliebter Ort für Kendoka aus ganz Deutschland. Tsuneo Suzuki, 7. Dan (Meistergrad) ist der Trainer der Rottweiler Gruppe. Sein Ruf ist legendär in der deutschen Kendoszene. So ist es nicht verwunderlich, dass hochrangige Kendolehrer immer wieder die Gelegenheit nutzen mit ihm in Rottweil zu trainieren, bevor sie alle gemeinsam den großen deutschen Sommerlehrgang leiten, der in diesem Jahr in Albstadt-Truchtelfingen stattfand. Auch Professor Fumio Ueda, 7. Dan Kyoshi aus Tokyo hatte den weiten Weg um den Globus nicht gescheut, um in Rottweil wieder Kendo auf höchstem Niveau zu unterrichten.

Doch was ist das eigentlich, dieses Kendo? Das Wort allein sagt in seiner Übersetzung schon viel, "Ken" ist das Schwert und "Do" bezeichnet den Weg. Der Weg des Schwertes also. In der Geschichte des alten Japans waren es die Samurai, die Krieger, die es im Schwertkampf zu höchster Vollendung brachten.

Charakterliche Formung des Menschen und geistige Ausbildung

Nicht nur die reine Technik in der Führung des Schwertes wurde kultiviert, auch die charakterliche Formung des Menschen und die geistige Ausbildung sind wesentliches Merkmal, damals wie heute. Nach Einführung der Feuerwaffen wurde das Schwert in seiner Bedeutung als Waffe nach und nach in den Hintergrund gedrängt.

Für die Rottweiler Kendogruppe und ihre Gäste war an diesem Abend ein Extratraining vor dem großen Lehrgang eingerichtet worden. Die freudige Anspannung auf diese Extrastunde Unterricht war spürbar. Alle waren konzentriert bei der Sache. Als Zuschauer hatte man es nicht leicht den schnellen Bewegungen zu folgen. Erst standen sich die Kämpfer mit gekreuzten Shinai, den Bambusschwertern, ruhig gegenüber. Dabei hatten sie einander fest im Blick. Sie lauerten, warteten ab in gespannter Haltung, warteten auf das kleine Zucken des Gegners.

Urplötzlich brach der Kampf los. Zum Glück waren die Kämpfer gut geschützt. Ein Kopfschutz mit Gittermaske, dick gepolsterte Handschuhe und ein fester Brustpanzer verhinderten Verletzungen. Hellwach in Körper und Geist mussten die Kendoka sein! Wer dies nicht verinnerlichte, hat es zu spüren bekommen. Trotz der guten Schutzkleidung sind blaue Flecken ab und an nicht vermeidbar.

Kendo ist nicht nur ein Kampfsport für Erwachsene. Auch Kinder können sich hierin schon üben. Die Kendoka des Budo-Zentrum Rottweil treffen sich immer mittwochs und freitags um 19.30 Uhr im Dojo im Rottweiler Neckartal.