Heidelberg/Leimen - Der Hauptangeklagte hat im Heidelberger Kampfhundeprozess um Entschuldigung für die lebensgefährliche Attacke zweier Hunde auf einen 15-Jährigen gebeten.

Er sei leichtsinnig, unerfahren und überfordert im Umgang mit den beiden American Staffordshire Terrier gewesen, sagte der 17-Jährige am Dienstag vor dem Landgericht Heidelberg. Die Hunde hatten keinen Maulkorb und waren nicht angeleint, als sie am Pfingstmontag über den Teenager herfielen.

Die Anklage wirft dem Jugendlichen und seinem 22-Jährigen Begleiter schwere Körperverletzung vor. Ein weiterer 22-jähriger Angeklagter steht vor Gericht, weil er seinem jüngeren Bruder die beiden Tiere überlassen haben soll. Nur Erwachsene dürfen jeweils einen Kampfhund führen, der gesichert sein muss, wenn er noch keine Wesensprüfung bestanden hat.

Info: Regeln für das Halten von Kampfhunden

Ja, weitere neun Rassen können im Einzelfall als Kampfhund eingestuft werden. Wenn sich etwa ein Bullmastiff, ein Dogo Argentino oder ein Mastin Espanol aggressiv gegen Menschen und Tieren verhält und sich das nach einer entsprechenden Prüfung des Wesens der Tieres und der Eingung des Halters bestätigt, stellt die Polizei vor Ort die Kampfhundeeigenschaft amtlich fest.

Welche Hunde gelten als Kampfhunde?

In der Polizeiverordnung über das Halten gefährlicher Hunde in Baden-Württemberg sind American Staffordshire Terrier, Bullterrier und Pit Bull Terrier als Kampfhunde genannt. Diese gelten grundsätzlich als besonders gefährlich und aggressiv. Die Halter solcher Hunde können dies durch eine Prüfung widerlegen, die vor einem im öffentlichen Dienst beschäftigten Tierarzt und einem Polizeihundeführer abzulegen ist. Dabei werden der Grundgehorsam und das Verhalten des Hundes in verschiedenen Situationen geprüft. Daneben werden die Voraussetzungen für die Haltung des Hundes begutachtet.

Gibt es noch weitere mögliche Kampfhunde?

Ja, weitere neun Rassen können im Einzelfall als Kampfhund eingestuft werden. Wenn sich etwa ein Bullmastiff, ein Dogo Argentino oder ein Mastin Espanol aggressiv gegen Menschen und Tieren verhält und sich das nach einer entsprechenden Prüfung des Wesens der Tieres und der Eingung des Halters bestätigt, stellt die Polizei vor Ort die Kampfhundeeigenschaft amtlich fest.

Was ist mit Kreuzungen?

Auch Mischlinge mit Blut der drei generell als Kampfhunde kategorisierten Rassen gelten als Kampfhunde. Der Rüde bei der Leimener Attacke war zu 58 Prozent American Staffordshire Terrier, die Hündin zu 54 Prozent.

Welche Auflagen müssen Halter von Kampfhunden erfüllen?

Voraussetzung ist die Erlaubnis der örtlichen Polizei. Dafür muss der Antragsteller ein «berechtigtes Interesse» an der Haltung eines Kampfhundes nachweisen. Gegen seine Zuverlässigkeit und Sachkunde dürfen keine Bedenken bestehen, und von dem Hund dürfen keine Gefahren für andere Menschen ausgehen. Außerdem darf die Erlaubnis nur erteilt werden, wenn der Kampfhund gekennzeichnet ist, beispielsweise durch eine vom Tierarzt vorgenommene Tätowierung, und wenn eine Haftpflichtversicherung nachgewiesen wird. Minderjährige gelten als nicht ausreichend zuverlässig.

Muss ein Kampfhund gesichert sein?

Ja, für mehr als sechs Monate alte Kampfhunde gilt Leinen- und Maulkorbpflicht in der Öffentlichkeit.

Wie viele Hundeattacken auf Menschen gibt es im Südwesten?

Die Zahl der Hundeattacken auf Menschen nimmt zu. In der Kategorie «Tatmittel Hund» hat das Innenministerium 1397 Fälle für das vergangene Jahr verzeichnet, darunter 1381 Körperverletzungen. Vor fünf Jahren waren es noch 1214 Fälle, darunter 1200 Körperverletzungen. Das Ministerium macht dafür nicht wachsende Aggressivität der Tiere verantwortlich, sondern deren steigende Zahl. Bei den Körperverletzungen wurden die meisten fahrlässig begangen. Die Statistik unterscheidet zwischen Hunden und Kampfhunden. Auf das Konto letzterer gingen 2018 nur 34 (2017: 37) Delikte. Der Trend 2019: ein leichter Anstieg bei den Attacken von Kampfhunden, rückläufige Zahlen bei anderen Hunden.