Der Horber Gemeinderat hat nach langem Ringen eine Gäubahn-Resolution verabschiedet.
Horb - Gut drei Stunden später, nachdem Schienenstaatssekretär Michael Theurer (FDP) auf dem Gipfel in Böblingen eine neue Variante vorgeschlagen hat. Das bietet neue Chancen für Horb.
OB Peter Rosenberger (CDU), auch Vize-Vorstand der Interessengemeinschaft Gäubahn, sagt: "Ich wurde vom neuen Theurer-Vorschlag nach dem Böblinger Gäubahn-Gipfel überrascht. Es ist gut für alle Anrainer-Kommunen, wenn so viele Alternativen wie möglich geprüft werden, wie die Gäubahn ab 2025 ohne Umstiege bis Hauptbahnhof durchfahren kann!"
Theurer hatte vorgeschlagen, prüfen zu lassen, ob man die Gäubahn aus Richtung Zürich, Rottweil und Horb einfach durch den S-Bahn-Tunnel bis Hauptbahnhof durchfahren lassen könnte (wir berichteten). Dazu soll die Bahn aus Freudenstadt in Eutingen oder Bondorf einfach an die S-Bahn Züge gehängt werden, um eine schnelle Verbindung zu schaffen.
Rosenberger: "Wenn diese Durchfahrt durch den S-Bahn Tunnel gehen würde, kommt uns das sehr entgegen. Ich bin allerdings etwas skeptisch, ob das angesichts der engen S-Bahn-Taktung in Stuttgart funktionieren könnte."
Fakt ist aber auch: Der Verband Region Stuttgart will die S-Bahnen ab 2025 mit dem digitalen Zugleitsystem ECTS ausstatten lassen, damit die engere Taktung auch sicher funktionieren kann. Eine Option auch für die Gäubahn, damit es dann im Tunnel passt?
Rosenberger: „Es darf kein einziger Gäubahn-Zug über Tübingen fahren
Diese Lösung sei allerdings definitiv besser als die Alternative, die Gäubahn über Tübingen umzuleiten. Rosenberger: "Es darf kein einziger Gäubahn-Zug über Tübingen fahren. Das ist den Horber Bürgern, die in Sindelfingen oder der Landeshauptstadt arbeiten, zuzumuten. Im Nahverkehrstakt Richtung Böblingen und Stuttgart darf es keine Ausdünnung geben."
Im Gemeinderat wurde am Dienstagabend nach großem Ringen eine neue Gäubahn-Resolution verabschiedet. Der Inhalt klingt etwas weich. Während andere Kommunen, Zweckverbände und Landkreis entlang der Gäubahn keine Abbindung vom Hauptbahnhof gefordert hatten, heißt es in der neuen Horber Resolution: "Die Unterbrechung der Gäubahn in Vaihingen sollte ursprünglich nur wenige Monate andauern. Eine jetzt angekündigte längere mehrjährige Abbindung stellt eine extreme Belastung für 1,4 Millionen Bürgerinnen und Bürger als mögliche Bahnkunden dar. Deshalb begrüßen und fordern wir, dass weitere Alternativen geprüft werden, die eine langjährige Unterbrechung abfedern können. Eine umwegige Umleitung der Gäubahn über Tübingen ist nicht zielführend."
Rominger-Seyrich (SPD) will keinen Pfaffensteigtunnel
Dieter Rominger-Seyrich hatte im Namen der SPD-Fraktion gefordert, dass sich der Gemeinderat für die Fortführung der Panoramabahn mit einer dauerhaften Ergänzungsstation im Hauptbahnhof einsetzt. Statt Pfaffensteigtunnel zwischen Böblingen und Flughafen.
Die Anrainerkommunen wie Horb hatte dagegen bis vor dem S21-Lenkungskreis am vergangenen Montag nur auf eine Interimslösung bis maximal zum Jahr 2035 Hauptbahnhof gehofft. Sieben Oberbürgermeister hatten ein Rechtsgutachten erstellen lassen und in Böblingen vorgestellt, um im Zweifelsfall juristisches Futter für diese Gäubahn-Interimslösung zu haben.
Nach der Interim-Lösung sollen die Bahnpendler durch den Pfaffensteigtunnel ab Böblingen über den Flughafen bis zum Hauptbahnhof kommen.
OB Rosenberger: "Nachdem der Pfaffensteigtunnel, der für uns Anrainer das wichtigeste Argument in der Volksabstimmung war, durch den Lenkungskreis finanziert ist und so der Deutschland-Takt möglich ist, wäre es ungeschickt, wenn wir diesen Fortschritt in unserem Sinne bei den Partnern torpedieren würden!" Damit meint Rosenberger Stuttgart. Der OB: "Ich hoffe, dass die Landeshauptstadt in der Interimszeit mit uns zusammenarbeitet, damit die Abbindung der Gäubahn so kurz wie möglich ist."
Das sagen die Gemeinderäte
CDU-Fraktionschef Michael Keßler: "Es wäre Selbstmord, wenn wir eine Lösung, die fertig finanziert ist, ablehnen."
Wolf Hoffmann (Grüne): "Stuttgart 21 ist Murks, doch es sind Fakten geschaffen worden. Sollen wir jetzt noch gegen Windmühlenflügel kämpfen? Ich bin ratlos."
Hermann Walz (ULH): "Wir sind doch nicht größenwahnsinnig in Horb. Es wäre kontraproduktiv, als Mini-Kommune gegen eine Riesen-Raumschaft zu unterschreiben!"
BiM-Fraktionschefin Christina Nuss: "S 21 ist tragisch. Mit dem Pfaffensteigtunnel machen wir die Situation noch tragischer."
FD/FW-Fraktionschefin Margarethe Rebholz: "Ich bin sehr froh, dass mit dem Pfaffensteigtunnel die schnelle Verbindung und die Anbindung an den Deutschland-Takt kommt. Wir wollen in unserem Raum nicht abgehängt sein!"
Dann wurde der Resolution mehrheitlich bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung zugestimmt.