Manjana Rumi kämpft um ihre Existenz. Foto: Rumi

Warum dürfen Friseure offen haben? Selbständige aus Bräunlingen findet Berufsstand unfair behandelt.

Warum müssen Nagelstudios in der Corona-Krise schließen, Friseure dürfen aber offen haben? Das fragt sich Manjana Rumi aus Unterbränd. Die 35-jährige Selbständige findet ihren Berufsstand unfair behandelt und kämpft um ihre Existenz.   

Bräunlingen-Unterbränd - Manjana Rumi hat normalerweise pro Tag sechs Kunden, die sie in ihrer "Nagelstube" in Unterbränd mani- und pediküriert. Anderthalb Stunden sind pro Gast eingeplant, damit es keine Überschneidung gibt und sich die Frauen nicht begegnen. Zwischen den Kunden und Rumi steht eine Trennwand, beide Beteiligten tragen während einer Sitzung Mundschutz - die Nageldesignerin außerdem auch noch Handschuhe. Desinfiziert werden die Hände, das "Nagelwerkzeug" wird ständig gereinigt und sterilisiert. Außerdem hat Rumi für jeden Kunden eigene Feile. 

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Trozt solcher Hygiene-Maßnahmen dürfen Nagelstudios im Gegensatz zu Friseuren derzeit generell nicht öffnen. Weshalb? "Es gibt keine vernünftige Antwort, warum das so ist", meint Rumi. Sie hat deshalb sogar Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) auf dessen Facebook-Seite geschrieben. Als Antwort habe sie dort zu hören bekommen, dass geschnittene Haare zum Grundbedarf der Menschen dazugehörten, Nägel aber nicht. Außerdem hätten Nageldesigner über die Hände direkten Körperkontakt mit Kunden. Nun berühren Friseure ja aber auch die Haare ihrer Kunden. Haare oder Nägel - "für mich persönlich macht das keinen Unterschied", sagt die 35-Jährige. Sie ist überzeugt: "Ich glaube, dass die Leute, die die Entscheidungen fällen, gar nicht wissen, wie wir arbeiten." 

Finanziell wird es eng

Gerade bei kleinen Nagelstudios wie dem ihren - wo keine Kunden Seite an Seite sitzen und nicht gleichzeitig behandelt werden - seien gute Hygiene-Konzepte möglich. Die Nageldesignerin fordert deshalb, dass differenziert hingeschaut wird. Nagelstudios sollten unter Einhaltung von Hygiene-Maßnahmen öffnen dürfen, findet sie. "Für mich ist am wichtigsten, dass auch auf uns Kleinen geguckt wird", erklärt Rumi. Sie könne einfach nicht verstehen, wie Menschen dicht gedrängt in Bussen und Bahnen stehen dürften, das Treffen mit ihrem festen Kundenstamm, der einzelnen zu ihr komme, aber verboten sei, klagt Rumi. 

Die Selbständige betreibt ihre Nagelstube seit 2012. Der erste Lockdown war für sie bereits eine finanzielle Herausforderung. Beim zweiten wird es für die 35-Jährige jetzt "langsam eng". Bange blickt die Unterbränderin deshalb auf eine mögliche Verlängerung der Beschränkungen bis hin zum Frühjahr. "Da sehe ich für alle schwarz. Sich fünf Monate halten ohne nichts, das geht nicht", resigniert sie. Rumi ist dabei, über ihren Anwalt Novemberhilfen zu beantragen. Ihr Rechtsberater kämpft derzeit aber bei der Antragstellung mit Fehlermeldungen.

35-Jährige will sich nicht unterkriegen lassen

Zwischenzeitlich ist die Nageldesignerin wegen ihres Berufsverbots kreativ geworden: Statt Kunden die Nägel zu machen verkauft sie derzeit in ihrem Laden und über ihre Facebookseite Deko-Artikel. Aber das reiche finanziell leider nicht aus, so Rumi. 

Unterkriegen lassen will sich die 35-Jährige trotz alldem nicht. Alle Menschen seien derzeit nur noch gestresst, dabei bringe das keinen weiter, meint sie. "Ohne Zusammenhalt funktioniert es nicht", betont Rumi. Und versichert, dass sie sich privat natürlich an die Corona-Regeln halte. Das sei gar kein Thema.