Aktuell gibt es im Bürgerheim zwei mit Covid-19 infizierte Bewohner. Das Schwenninger Altenpflegeheim ist aber kein Einzelfall in Villingen-Schwenningen. Foto: Pohl

Verschiedene Einrichtungen betroffen. Matthias Trautmann und Maria Noce geben Einblicke.

VS-Schwenningen - Die ganze Welt, das Land, der Kreis und die Stadt kämpfen gegen die Pandemie. Besonders kritisch wird es jedoch, wenn Einrichtungen wie Altenpflegeheime betroffen werden. Hier ist es mit hohem Aufwand für die Verantwortlichen verbunden, die Verbreitung zu stoppen.

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In diesen Tagen leben etwa 25 Bewohner des Schwenninger Bürgerheims isoliert in ihren Zimmern auf einem der Wohnbereiche. Grund für die Quarantäne sind zwei mit Covid-19 infizierte Bewohner, deren Testergebnisse der vergangenen Woche positiv waren.

Coronabedingte Anpassungen seit mehr als halben Jahr

Heimleiter Matthias Trautmann bestätigt im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten die zwei Fälle und betont: "Den beiden Bewohnern geht es gut." Und nach dem Verlauf in dieser Woche, in der am Dienstag alle Bewohner, Mitarbeiter und mögliche Kontaktpersonen getestet worden sind, stünden die Chancen gut, dass es keine weiteren Infizierten innerhalb der Einrichtung gebe, so Trautmann.

Mit einer deutlich schwereren, aber nicht kritischeren Situation muss Maria Noce vom Haus Lebensquelle momentan zurecht kommen. In ihrer Einrichtung sind seit Montag nachweislich zwölf Patienten und vier Mitarbeiter infiziert. "Es geht aber allen gut, sie haben keinerlei Symptome", berichtet sie am Freitag.

Das Leben und Arbeiten in Pflegeheimen hat sich seit Beginn der Pandemie stark verändert. Seien es Besuchszeiten, Kontaktpflege mit Angehörigen, der Kontakt zwischen Bewohnern und Angestellten oder aber auch deren Arbeitskleidung. Hier gibt es bekanntlich seit mehr als einem halben Jahr coronabedingte Anpassungen.

In der jetzigen Situation stehen die Verantwortlichen von betroffenen Einrichtungen allerdings vor noch größeren Herausforderungen, wie Matthias Trautmann einen Einblick in seinen isolierten Wohnbereich gibt: "Die Bewohner müssen in ihren Zimmern bleiben, werden dort gepflegt, versorgt und müssen auch dort alleine essen bis die Quarantäne vorbei ist", erklärt er. Diese Umstände herrschen seit der Infektion auch auf zwei Wohnbereichen in Noces Pflegeheim.

Arbeiten mit Vollschutz

Alles andere als leicht ist auch die Arbeit auf diesem Wohnbereich für die Pflegekräfte. "Die Kolleginnen und Kollegen tragen während dem Aufenthalt in den einzelnen Zimmern einen Vollschutz mit Anzug, FFP2-Maske, einer Schutzbrille und Handschuhen", berichtet Trautmann. Diese Schutzkleidung sei nicht nur unangenehm für die Pflegekräfte, sondern natürlich auch aufwendig für die Einrichtung selbst. "Wir haben sowohl Einweg-Anzüge, als auch waschbare Schutzkleidung, die wiederverwendet werden kann", erläutert der Einrichtungsleiter. Denn nach jedem Aufenthalt bei einem Bewohner, ziehen die Pflegekräfte die Schutzkleidung aus.

Maria Noce steht indes zusätzlich vor der Herausforderung, auch noch vier Pflegekräfte in diesen Tagen ersetzen zu müssen. "Ich wohne mittlerweile im Gästezimmer des Pflegeheims, um für meine Patienten immer vor Ort zu sein und die Ausfälle zu kompensieren."

Die besondere Situation für die Bewohner hätten die Zuständigen des Bürgerheims dabei immer im Blick. "Es ist natürlich nicht schön, wenn du von einem ›Marsmännchen‹ versorgt wirst", beschreibt Trautmann das optische Erscheinungsbild mit einem Augenzwinkern. Damit auch die Bewohner in dieser schwierigen Zeit das Lachen und die gute Laune nicht verlieren, sorgt das Team des Bürgerheims regelmäßig mit kleinen Aufmunterungen für Freude bei den Bewohnern. "Wir schicken regelmäßig einen Morgengruß - das können Gedichte, Bildchen oder Blumen sein", erklärt der Heimleiter.

Strengere Maßnahmen

Um mit der Situation zurecht zu kommen, bedarf es allerdings nicht nur in der Pflege und der sozialen Betreuung einen professionellen Umgang, sondern in der Organisation der gesamten Einrichtung. Und da wird Trautmanns Ton schärfer: "Wir müssen konsequent die Ursachen für solche Infektionen angehen und auch ganz klar benennen, wie das Virus in unsere Einrichtung gelangen kann – was also Risiken sind."

Sowohl für Maria Noce, als auch für Matthias Trautmann ist klar, dass das Virus "von draußen" in ihre jeweiligen Einrichtungen hineingetragen wurde. Zwar habe das Bürgerheim seit Monaten strenge Richtlinien, was den Kontakt von Besuchern mit Bewohnern betreffe und auch eine Maskenpflicht beim Aufenthalt im Gebäude ausgegeben. "Aber es kommt immer wieder vor, dass Besucher beim Aufenthalt im Zimmer ihrer Angehörigen die Maske abnehmen", ist Trautmann verärgert. Hier gebe es seiner Meinung nach zu wenig Verständnis für die Maßnahme.

Deshalb kündigt der Einrichtungsleiter nach den jüngsten Corona-Fällen an, dass weitere Vorschriften folgen werden. "Wir erarbeiten gerade weitere Regeln. So werden die Besuchszeiten wohl wieder stärker begrenzt und wer keine Maske trägt - ob mit Attest oder ohne - erhält keinen Zutritt mehr", gibt Trautmann klar zu verstehen. "Die Risiko, dass wir das Virus nicht mehr aus dem Haus bekommen, wenn es sich hier stärker verbreitet, ist viel zu groß."

Die Quarantäne-Zeit für die 25 Bewohner im Bürgerheim läuft laut Matthias Trautmann am 17. November ab. So auch im Haus Lebensquelle. "Wenn wir dieses Wochenende überstehen, kommen wohl keine Infektionen dazu", ist Maria Noce guter Dinge.