Mitarbeiter einer Spezialfirma bekämpften die Ameisen-Kolonie mit Heißschaum. Dieser wurde unter Hochdruck in den Boden gestrahlt, um die tief liegenden Kammern der Insekten zu erreichen.Mittlerweile übernimmt der Bauhof die Bekämpfung selbst. Foto: Stadt Kehl

Mit einem extra dafür angeschafften Heißwassersprühgerät hat die Stadt Kehl es mit der invasiven Ameisenart „Tapinoma Magnum“ aufgenommen. Eine Ausrottung der Insekten ist unwahrscheinlich, jedoch kann man ihre Aktivität durch intensive Bekämpfung stark reduzieren.

Im Kampf gegen die „Tapinoma Magnum“, beziehungsweise „Große Drüsenameise“, hat die Stadt Kehl im Frühherbst selbst die Initiative ergriffen und ein Heißwassersprühgerät angeschafft, um die Superkolonien der eingeschleppten Ameise in Eigenregie einzudämmen. „Die Kosten für die Ausrüstung beliefen sich auf rund 60 000 Euro“, informiert die Stadt in einer Mitteilung.

 

Zwar mache sich Umweltbeauftragter Gregor Koschate keine Hoffnung, dass es gelinge, Tapinoma Magnum in Kehl noch einmal auszurotten, eine Eindämmung ihrer Aktivität scheine durch die intensive Bekämpfung durch Mitarbeitende des Betriebshofs nach den derzeitigen Erfahrungen jedoch möglich. Aktuell ruht die Bekämpfung nach Angaben der Stadt jedoch: Die Ameisen hätten sich witterungsbedingt zurückgezogen.

Bereits im Herbst 2023 hatte es eine von der Stadt beauftragte Schädlingsbekämpfungsfirma aus Darmstadt mit den Ameisen in Marlen aufgenommen. Das Problem dabei war, dass die Bekämpfung durch die Fachfirma nur unregelmäßig erfolgte und zudem hohe Kosten verursachte. „Weil es in der näheren Umgebung kein Unternehmen gibt, welches Erfahrung mit Tapinoma Magnum hat, kümmert sich der städtische Betriebshof nun selbst um die äußerst lästigen Krabbler“, heißt es. Ist ein Nest, das sich in bis zu einem Meter Tiefe im Boden befinden könne, ausfindig gemacht, steche der Mitarbeiter die Lanze möglichst tief ins Erdreich. Mit geringem Druck fließe dann fast kochend heißes Wasser nicht nur aus der Lanze in den Ameisenbau, wo sich die Eier befinden, sondern aus feinen Düsen auch in die Gänge, um diese möglichst zu zerstören.

Vielerorts hatte es gewuselt

Ob in den Ritzen der Gehsteige, in Baumscheiben, in Einfahrten oder auf Parkplätzen: Die kleinen schwarzen Ameisen waren im Bereich Löhl in Marlen nahezu allgegenwärtig, wird in der Mitteilung an die Plage erinnert. Vielerorts hätten aufgelockerte Erdhäufchen und Unebenheiten auf die Plagegeister hingewiesen, an vielen Stellen habe es auf Gehwegen, auf Grünflächen, auf Terrassen und in privaten Gärten gewuselt. „Sobald Gregor Koschate nur mit der Schutzspitze über sandige Flächen strich, strömten Hunderte von Tieren heraus.“

Über den Sommer und den Herbst hinweg hätten die Mitarbeiter des Betriebshofs nun jedoch Erfahrungen in der Ameisenbekämpfung gesammelt. „Am wichtigsten ist es, jene Stellen zu identifizieren, an denen sich besonders viele Ameisen und – sehr wichtig – deren Eier verbergen könnten“, erläutert Koschate. Auch hätten die Betriebshofmitarbeiter gelernt einzuschätzen, wie viele Bekämpfungszyklen nötig seien, zu welchen Tageszeiten und bei welchen Wetterlagen. „Auch die Jahreszeiten spielen eine Rolle“, weiß der städtische Umweltreferent. Im Winter seien die Tiere langsamer und blieben eher an ihren Standorten, während sie bei warmen Temperaturen agiler seien und ihren Aktionsradius vergrößern würden.

Einfuhrstopp würde Hoffnung machen

Durch die dichter getakteten Bekämpfungszyklen – über viele Wochen hinweg an zwei bis drei Tagen – zeigten sich Erfolge. „Klar ist aber auch“, bedauert Koschate, „das Problem mit der Tapinoma Magnum wird Kehl nicht im Alleingang lösen; es wird uns noch lange beschäftigen“. Dass das Land inzwischen eine Studie in Auftrag gegeben hat, begrüßt er, schnelle Hilfe werde die aber nicht bringen. Ein Einfuhrstopp aus dem westlichen Nordafrika und Süditalien oder eine systematische Kontrolle der Pflanzballen würde ihm – und den betroffenen Anwohnern – deutlich mehr Anlass zur Hoffnung geben.

Forschungsprojekt

Der Landtag von Baden-Württemberg hat mit der Verabschiedung des Landeshaushalts auch Gelder für ein Forschungsprojekt zur invasiven Ameisenart „Tapinoma Magnum“ beschlossen. 210 000 Euro wurden für das Projekt bewilligt. Bernd Mettenleiter, Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Kehl und Initiator des Projekts, freut sich: „Es gibt nun grünes Licht, damit effektive Gegenmaßnahmen gefunden werden.“