Dank neuer medikamentöser Therapien lässt sich Rheuma gut kontrollieren. Doch eine bestmögliche Versorgung ist nicht leicht zu erhalten. Woran es hakt, erklärt Christof Specker von der Deutschen Rheumatologischen Gesellschaft.
Herr Specker, die beste fachärztliche Behandlung von Rheuma greift nur, wenn der Patient mitmacht: Wie ist es um deren Gesundheitskompetenz bestellt?
Je genauer die Betroffenen verstehen, was sie für eine Erkrankung haben, warum eine Therapie notwendig ist, was sie im Körper bewirkt, umso stärker wird auch die Motivation, sich an die Behandlungsvorschläge zu halten. Diese Gesundheitskompetenz ist bei Rheumapatienten in den letzten Jahrzehnten sicher besser geworden – auch, weil es leichter geworden ist, sich über Krankheit und deren Therapien zu informieren.
Warum ist eine umfassende Behandlung von Rheumapatienten so wichtig?
Zu einer umfassenden Behandlung gehört neben der medikamentösen Therapie auch Rehabilitation, Physiotherapie, Krankengymnastik. Auch eine Sozialberatung und psychologische Hilfen zählen dazu. Wichtig ist, den Patienten klar zu machen, wie sie zu einer erfolgreichen Behandlung beitragen können – etwa mit viel Bewegung und einem gesunden Lebensstil.
Wie werden Patienten bestmöglich versorgt?
Es gibt einen Mangel an Fachärzten für Rheumatologie. Zum einen ist die Rheumatologie als Fach an den Universitäten unzureichend repräsentiert, was die Ausbildung erschwert. Auch gibt es nur wenig Kliniken mit Abteilungen für Rheumatologie, in denen die fachärztliche Spezialisierung erfolgt. Das alles führt dazu, dass es zu wenige niedergelassene Fachärzte gibt und dass die Grundkenntnisse im Fach Rheumatologie in der allgemeinen Ärzteschaft unzureichend sind. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie versucht seit einigen Jahren mit Verbänden und der Politik das Problembewusstsein zu schärfen und Lösungen für eine bessere Versorgung anzubieten. Hier ist allerdings Geduld gefragt. Erster Ansprechpartner der Patienten sollte immer der Hausarzt sein. Auch können sie sich an die Deutsche Rheumaliga oder ihre Krankenkasse wenden.
Wir stehen vor einer Energiekrise. Wirkt sich diese auf die Therapie von Rheumapatienten aus?
Direkt auswirken wird sie sich wahrscheinlich auf ein geringeres Angebot von Warmwassergymnastik aufgrund der ansteigenden Heizkosten. Natürlich ist es nicht schön, wenn im Winter eine solche Behandlung nicht erfolgen kann. Allerdings gibt es Alternativangebote wie Trockengymnastik oder Gruppensport. Problematischer wäre es, wenn durch die Energiekrise auch die Produktion von Medikamenten gefährdet wird. Das hätte wirklich kritische Auswirkungen auf die medizinische Versorgung – nicht nur von Rheumapatienten.