Studenten der Hochschule Furtwangen werden Fath (rechts) auf seiner Reise begleiten und betreuen. Foto: privat

Haslach - Andreas Fath hat nach dem Rhein und dem Tennessee-River mit der Donau jetzt Europas zweitlängsten Fluss auf einer Länge von beinahe 2.900 Kilometern ins Visier genommen. Im Mai hatte der Bayrische Rundfunk über die neue Mission berichtet, Anfang Juni war der Haslacher zu Gast in der Wissenschafts-Sendung "Nano". Beide Beiträge sind in der ARD- und 3-Sat-Mediathek weiterhin zu sehen. Der Schwarzwälder Bote hat den "schwimmenden Professor" über sein neues Projekt befragt.

Herr Fath, wann soll es denn für Sie und Ihr Team losgehen und wie lange werden Sie unterwegs sein?

Geplant ist der Zeitraum von Ende April bis Ende Juni 2022, also im Gesamten werde ich etwa neun Wochen unterwegs sein.

Wer wird alles dabei sein?

Studierende der Hochschule Furtwangen werden mich begleiten, zeitweise mein Doktorand für den wissenschaftlichen Teil des Projekts und die Betreuung des interaktiven Umweltbildungsprogramms, der Projektleiter von der AWP und weitere Mitarbeiter. Außerdem werden Kajakfahrer sowie Herr Kipp und weitere Flößer dabei sein, um das Schwarzwaldfloß zu steuern. Zeitweise gibt es auch Mitschwimmer aus meiner Familie. Auf unserem Begleitschiff werden wir mit zehn bis zwölf Personen unterwegs sein, einer davon meistens im Wasser.

Warum werden Sie sich erneut den enormen Strapazen aussetzen?

Für sauberes Wasser ist keine Anstrengung zu groß. Aus den Erfahrungen der letzten beiden Flüsse habe ich einiges gelernt und die Donau wird im Vergleich dazu ganz anders sein. Sowohl was die Länge angeht als auch die Wasserqualität, die von zehn unterschiedlichen Ländern und Kulturen beeinflusst wird. Um die Donau vor der Plastik-Vermüllung zu retten, braucht es einen Weckruf. Dieser ist eingängiger, wenn ein "Verrückter" schwimmt als die Nachricht in der Zeitung. Auch das hat die Erfahrung gezeigt.

Wie läuft die Vorbereitung?

Jetzt, wo es wärmer ist und ich auch im Haslacher Freibad trainieren kann, läuft sie ganz gut, obwohl ich durch die lange Corona-Zwangspause noch nicht auf dem alten Leistungsstand bin. Auch das ist neben der unsicheren Planung ein Grund dafür, das Projekt ins Frühjahr 2022 zu verschieben.

Was ist die größte Herausforderung im Vorfeld?

Die Organisation des viersäuligen Langzeitprojekts, vor allem aber die Sponsoren-Anfrage, die sich in der Pandemie natürlich als sehr mühsam und schwierig erwiesen hat. Umso erfreulicher war es, dass mein früherer Arbeitgeber Hansgrohe sofort seine Unterstützung zugesagt hat.

Was erwarten Sie, nach ihren bisherigen Erfahrungen im Wasser zu finden?

Leider jede Menge Mikroplastik und Chemikalien. Wie hoch die Fracht im Vergleich zu den anderen Flüssen ist, ob es innerhalb der zehn von der Donau durchflossenen Länder Unterschiede gibt und warum, das sind die spannenden Fragen.

Welche Aktionen sind außer den Probe-Entnahmen geplant?

In fast allen größeren Städten sind Aktionen in der Planung von dortigen Clubs, Umweltorganisationen und anderen Nichtregierungsorganisationen (NGO). Mitmachstationen, Präsentationen, Cleanups, Kunststoff-Identifizierung, Vorträge. Also ein sehr buntes Programm, hauptsächlich an den Wochenenden.

Was ist das Gefährliche am Mikroplastik?

Mikroplastik sammelt im Fluss Schadstoffe ein wie ein Magnet Eisenspäne. Dieser "Mikroplastikigel" wird von Fischen oder Muscheln und später im Meer von allem möglichen Tieren aufgenommen, von denen sich drei Viertel der Weltbevölkerung mit Protein versorgen. Damit transportiert das Mikroplastik über unser Essen die "Eisenspäne" in unseren Körper. Nur, dass es eben keine Eisenspäne sind, sondern gesundheitsschädliche Substanzen.

Worauf zielt Ihre Forschung ab?

Genau diesen "Magneteffekt" der Kunststoffe zu nutzen, um Schadstoffe aus Abwässern zu filtern. Dazu kann man aus Plastikmüll gezielt und kontrolliert definierte Mikroplastikpartikel herstellen und diese dann anstelle der Aktivkohle einsetzen, um Gewässer zu reinigen. Das Filtermaterial reduziert den Plastikmüll, schont Biomasse, verbraucht weniger Energie in der Herstellung als Aktivkohle und senkt den Kohlendioxid-Ausstoß, weil der Mikroplastikfilter regenerierbar ist, während die Aktivkohle nach der Beladung verbrannt wird.

Ist die Finanzierung des Projekts gesichert?

Leider noch nicht ganz. Es fehlen noch 15 Prozent, um die Erfolgschancen durch eine bessere Logistik zu verbessern.

Info: das Projekt

Für das Gesamtprojekt sind Kosten in Höhe von etwa 250.000 Euro veranschlagt. Mit Unterstützung von verschiedenen Partnern und Förderern ist bereits ein großer Teil des Geldes gesichert. Mit einem Teil dieses Geldes soll eine permanente Begleitung des gesamten Teams auf einem Schiff gesichert werden. Weitere Informationen gibt es per E-Mail an mario@awpwildlife.org oder im Internet unter www.cleandanube.org.