Noch sind deutsche Soldaten in Mali im Einsatz. Nach dem Abzug der französischen Truppen ist die Zukunft der Missionen allerdings mehr als ungewiss. Foto: AFP/SEYLLOU

Nach dem Rückzug Frankreichs aus dem westafrikanischen Land, sollte auch Deutschland seine Soldaten abziehen, kommentiert unser Brüssel-Korrespondent Knut Krohn.

Brüssel - Das Ende der deutschen Militärmission in Mali ist nur noch eine Frage der Zeit. Angesichts der chaotischen Entwicklung in dem westafrikanischen Land muss Berlin schnell die Konsequenzen ziehen. Nach dem angekündigten Abzug der französischen Truppen aus Mali ist zum einen die Sicherheit der an der UN-Mission Minusma beteiligten deutschen Soldaten nicht mehr gewährleistet. Zum anderen stellt sich bei dem EU-Ausbildungseinsatz EUTM die fundamentale Frage nach dem Sinn. Für eine Militär-Junta, die sich an die Macht geputscht hat, Soldaten zu trainieren, kann nicht Ziel der Europäischen Union sein.

Macron benennt die Schuldigen

Die neuen Machthaber in Bamako behaupten zwar, gegen die islamistischen Dschihadisten in ihrem Land zu kämpfen, doch an dieser Aussage zweifelt nicht nur Frankreich. Selbst Präsident Emmanuel Macron, der den Einsatz über Jahre verteidigt hat, nimmt inzwischen kein Blatt mehr vor den Mund und benennt die Schuldigen. Ein Sieg gegen den Terrorismus sei nicht möglich, wenn der betroffene Staat den Kampf nicht mittrage.

Der Westen musste schmerzlich erkennen, dass auf die Versprechen der neuen Herren in Mali nicht nur beim Terror-Kampf kein Verlass ist. Die geforderten demokratischen Wahlen wurden von ihnen auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben. Und spätestens seit zur Sicherung der eigenen Macht russische Söldner ins Land geholt wurden, ist jegliche Vertrauensbasis dahin. Die zwielichtige Truppe war bereits von der Zentralafrikanischen Republik zum Schutz der Regierung engagiert worden und hatte sich im Gegenzug an den Bodenschätzen bereichert. Dass die russischen Söldner sehr enge Verbindungen zur Regierung in Moskau haben, ist ein offenes Geheimnis. Auf diese Weise versucht der Kreml seinen Einfluss in Afrika durch die Hintertür zu sichern.

Verlierer in Mali sind die Menschen

Verlierer sind die Menschen in Mali. Seit Jahren leiden sie unter dem Terror von kriminellen Banden und islamistischen Gruppen. Nun bejubeln sie den angekündigten Rückzug Frankreichs, denn in ihren Augen hat sich trotz der Soldaten aus dem fernen Europa die Sicherheitslage nicht verbessert, sondern sogar massiv verschlechtert. Ihre Hoffnung setzt die Bevölkerung auf die Militär-Junta und die russischen Söldner. Die haben aber kein Interesse daran, die strukturellen Probleme in Mali zu lösen. Im Gegenteil, die Machthaber werden nichts dazu beitragen, funktionierende staatliche Strukturen aufzubauen. Wieso sollen sie etwa den massiven Drogenschmuggel unterbinden, von dem sie als militärische und politische Eliten profitieren? In Mali wird sich die Abwärtsspirale also weiterdrehen.

Forderung nach Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Fast wie Hohn wirkt es, dass während der Westen sein Scheitern in Bamako eingestehen muss, in Brüssel ein EU-Afrika-Gipfel stattfindet. Blühende Landschaften werden dort beschworen und immer wieder wird betont, dass in Zukunft eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe stattfinden muss. Das aber ist ein Geben und Nehmen. Das heißt, Europa wäre gut beraten, sein oft post-koloniales Auftreten abzulegen. Auf der anderen Seite müssen die afrikanischen Staaten bereit sein, getroffene Abmachungen und einfachste demokratische Spielregeln einzuhalten.