Helmut Schneider (rechts) und die Helfer des OGV verkaufen am Samstag im Simmozheimer Bauhof 206 Obstbäume. Foto: Biermayer

Wenig prägt die schwäbische Landschaft so sehr Streuobstwiesen – nicht nur Natur sondern auch Kultur. Der Simmozheimer Obst- und Gartenbauverein (OGV) will das mit dem Verkauf entsprechender Bäume erhalten. Trotzdem gehen die Bestände im Ort zurück.

Simmozheim - Wer sich mit dem Schriftführer und Baumwart des Simmozheimer Obst- und Gartenbauvereins (OGV), Helmut Schneider, unterhält, hat besser etwas zu schreiben dabei. Denn aus Schneider sprudeln die Informationen über Bäume und Pflanzen nur so heraus. Er kennt viele Tipps und Tricks. Und dieses Wissen stellte er gemeinsam mit dem OGV am Samstag auch Laien bereit.

Denn bereits zum dritten Mal verkaufte der Verein den Simmozheimern junge Bäume – sogar zum Vorzugspreis. Einerseits, so Schneider, gebe die Baumschule dem Verein günstige Konditionen. Andererseits steuere die Gemeinde 3000 Euro bei. Dadurch bekamen die Käufer beispielsweise einen Apfelbaum für 20 Euro. Normalerweise kostet ein solches Gewächs mehr als das Doppelte.

206 Bäume für 46 Besteller

"Wir haben hier 206 Bäume für 46 Besteller", freute sich Schneider in den Räumen des Bauhofes. Dort warteten die Gewächse auf ihre Abholung – alphabetisch sortiert nach den Namen der Besteller. Am meisten seien die Hochstämme gefragt, so Schneider. Aber man habe auch Halbstämme und Spindelsträucher im Angebot.

Von einem Hochstamm spreche man ab einer Stammhöhe von 1,60 Metern, von einem Halbstamm ab 1,30 Metern. Die Hochstämme seien für landwirtschaftliche Flächen besser geeignet. Hier könne man unter den Zweigen noch mit einem Traktor hindurch fahren ohne großartigen Schaden anzurichten. Halbstämme und Spindelsträucher seien aber vor allem deshalb beliebt, da hier die Obsternte auch ohne Leiter möglich sei. Sie stünden deshalb oft in Gärten.

Acht Jahre, bis Früchte kommen

Allerdings erreichten Spindelsträucher aufgrund ihrer Züchtung nur ein Alter von etwas 30 Jahren. Hochstämme hingegen würden mehr als 120 Jahre alt, so Schneider. Bis er so aussehe, wie man sich einen richtigen Obstbaum vorstelle, dauere es mindestens 20 Jahre, bis er Früchte trage mindestens acht Jahre.

Und man müsse sich um die Bäume auch gut kümmern. Dazu gehöre das richtige Schneiden der Wurzeln vor und der Äste nach dem Einpflanzen. Auch müsse man den jungen Baum mit einem Pfahl stabilisieren und mit einem Zaun den Stamm schützen. Denn sonst kämen die Wühlmäuse und fräßen die kleine Wurzeln an. Und auch das Klima mache den Bäumen mittlerweile zu schaffen. Früher habe man nicht gießen müssen, erzählte Schneider. Gebe es aber eine Trockenheit wie in diesem Sommer, benötigten die Bäume nun drei Mal die Woche bis zu 40 Liter.

Baugebiete als große Gefahr

Aber es gibt auch eine andere Gefahr für die Streuobstwiesen: Baugebiete. Seit den 1970er-Jahre habe Simmozheim etwa zwei Drittel seiner Streuobstbestände verloren, war sich Schneider sicher. Vor allem die Simmozheimer Hauszwetschge sei damals im ganzen Kreis bekannt gewesen. Ob für Sportanlagen, die Halle oder Wohngebiete – immer hätten die Bäume weichen müssen. Zuletzt sei das im Mittelfeld passiert.

Der Baumverkauf des OGV sei keine Ausgleichsmaßnahme dafür, betonte er. Denn um diesen Verlust auszugleichen, müsse man mehr als einen Baum pro gefälltem Stamm pflanzen. Die bräuchten ja ihre Zeit bis sie wüchsen und nicht jeder würde etwas. Und die Gemeinde pflanze auf ihren eigenen Flächen nichts, bemängelte er.

Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten

2000 Bäume mehr bräuchte man, um auf den Stand von vor 50 Jahren zu kommen, rechnete Schneider vor. Da seien die gut 200 Bäume, die man bei der Aktion verkaufe, viel zu wenig. Auch wenn man die knapp 600 verkauften Bäume der zwei letzten Aktionen mitrechnet, kommt man bei weitem nicht auf diesen Ausgangswert.

Und Streuobstwiesen sind nicht nur als Fruchtlieferanten gut. Sie bieten auch einen wichtigen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Die Landesregierung schützt diese Flächen seit Kurzem besser.

Die, die ihre Bäume am Samstag in Simmozheim holten, waren auf jeden Fall zufrieden. Vor allem Apfel-, Birn- und Zwetschgenbäume wurden nachgefragt. Sogar der ein oder andere Pfirsichbaum wartete im Bauhof auf seinen neuen Besitzer. Und zu den Bäumen gab es kompetente Beratung von Schneider und seinen Kollegen.