Ein großer blau weißer Regentropfen begrüßt die Besucher am Eingangstor des Raindrops Institute of Management&Technology. Foto: Raindrops for Nigeria

„Mir ist egal, woher der Regen kommt, Hauptsache er fällt an der richtigen Stelle“. Eine alte afrikanische Weisheit beschreibt mit wenigen Worten die Reise der fünf Mitglieder des Hirrlinger Vereins Raindrops for Nigeria und ihrer vier Begleiterinnen nach Amannachi, dem Heimatdorf des Hirrlinger Pfarrers Remigius Orjiukwu.

Raindrops for Nigeria: Mit gefüllten Gießkannen im Gepäck begann das Abenteuer nach einer kurzen Nacht in Port Harcourt, der Stadt am Nigerdelta im Süden des Landes.

Der Verein berichtet von der abenteuerlichen Reise: „In einem Kleinbus der Catholic Mission brachte uns Eike, ein langjähriger Freund und Mitarbeiter des Raindrops Institute binnen guter zwei Stunden in östliche Richtung nach Owerri, der Hauptstadt des Bundeslandes Imo State. Hier bezogen wir für die kommenden zwei Wochen unser Hotel, welches uns ein sicheres Dach bieten sollte.

Verwöhnt vom Gedanken des ewigen Versichertseins wälzt sich ein geplanter Tag in Nigeria durch Zufälle und Überraschungen, ungewiss und gelassen durch Schlaglöcher und unvorhergesehene Straßensperren auf dem kaum mehr vorhandenen, in die Jahre gekommenen Asphalt. Wäre da nicht Eike, unser Fahrer, den wir im Nu zu unserem privaten Schutzengel erkoren haben. Als Patensohn des Vaters von Pfarrer Remigius genießt er dessen und somit auch unser uneingeschränktes Vertrauen.

Raindrops Institute

Unser weißer Kleinbus kämpft sich durch immer unwegsameres Gelände, über rote Lehmpfade, die sich beim nächsten Tropengewitter in reißende Bäche verwandeln können. Dank unserer Schutzengel erreichen wir nach einer Stunde fruchtbaren Boden: das Raindrops Institute of Management&Technology.

Sprachlos und überwältigt ob der ersten, wundersam empfundenen Eindrücke präsentieren sich mehrere, um einen trapezförmigen Hof angelegte Gebäude. Gesäumt von einem weißen eisernen Gittertor samt Torhaus erscheint die Anlage vom ersten Moment an einladend und sicher.

Jede einzelne Fassade ist farbig gestaltet: dunkles und helles ocker, gelb, anthrazit. Ein blau-weißer gegipster Regentropfen als unübersehbares Logo der Einrichtung, flankiert mit den Worten: Raindrops, gemeinsam Zukunft schaffen, begrüßt am Tor die Besucher. Der großzügig, mit blau-weißen Pflastersteinen und Blumenrabatten angelegte Schulhof versprüht Frische und Sicherheit.“

Büros und Computerräume

Mittig erhebt sich die Hauptverwaltung mit einer kleinen Freitreppe sowie einem offenen und damit durchlüfteten Treppenhaus, welches in das obere Stockwerk führt. Auf der Rückseite teilt eine Veranda den Blick zwischen Lehrerzimmern, Büros und Computerräumen sowie dem undurchdringlichen Dschungel.

Auf der Nordseite des Hofs, also rechts neben dem Hauptgebäude, befindet sich ein zweistöckiges Haus für Labortechnik, dem eigentlichen Herzstück der Hochschule. Hier stehen den Studierenden kostspielige, hochsensible Geräte zur Verfügung. Diverse Unterrichts-und Seminarräume für die Fachrichtungen Biologie, Chemie, Biochemie und Physik sind nahezu eingerichtet.

Auf der anderen Seite des Hauptgebäudes lädt eine offene, überdachte Halle zu allen nur denkbaren Aktivitäten ein. Sie dient als Fest- und Spielhalle, als Theater und Musiksaal, als Ruhe-und Lesesaal. Während der Einweihungsfeier wurde hier sogar eine heilige Messe gefeiert. Der Bau einer Kapelle ist für die Zukunft geplant. Ein paar Schritte weiter verbirgt sich ein weiteres Gebäude mit Hörsälen für die Fächer Bank- und Bauwesen, Medien-und Kommunikationswissenschaften.

Pfarrer Remigius und Veronika Fischer stehen inmitten einer fröhlichen Kinderschar. Foto: Raindrops for Nigeria

Vertiefung der praxisnahen Ausbildung

Pädagogische Schwerpunkte liegen in Amannachi auf einer Vertiefung der praxisnahen Ausbildung. Vergleichbar mit einer deutschen Fachhochschule soll dieses Institut junge Menschen gezielt an die Hand nehmen und somit zukunftsfähig ausbilden.Der Anspruch an europäische Standards sorgt für einen entsprechenden Ruf und damit für Attraktivität im ganzen Land.

„Raindrops for Nigeria bieten Nigerias Jugend den Zugang zu einer außergewöhnlichen und zeitgemäßen Bildung. Nur durch diese ist der Kampf gegen bittere Armut, gegen Krankheit, gegen die totale Umweltkatastrophe, gegen Korruption, letztendlich für mehr Gerechtigkeit zu gewinnen“, schreibt der Verein.

Ein Gruppenbild vom Besuch in Nigeria Foto: Raindrops for Nigeria

Gäste aus der Region

Hilfe zur Selbsthilfe, so Pfarrer Remigius, brauche Hilfe von oben. Der Verein schreibt: „Im Einklang mit der Botschaft des Christentums entsteht in Amannachi eine neue Kultur, eine Bildungsoase, die mitten im Regenwald ihren Anfang nimmt. Sensibel gelebte Tradition und Spiritualität öffnen den Blick in eine friedlichere Zukunft, fernab archaischer Feindseligkeiten sowie konkurrierender Gruppen und Unabhängigkeitsbestrebungen. Im Gebet verbunden öffneten sich für die Gäste aus Dettingen, Hirrlingen, Herrenberg, Tübingen und Wachendorf Türen großzügiger und spontaner Herzlichkeit: Allem voran begeisterte die unvergessliche Einweihungsfeier des Instituts mit dem Weihbischof der Diözese, dem Rektor der Universität Owerri, mit Gästen aus der akademischen Welt, deren wohlwollende Anerkennung und Wertschätzung der Fachhochschule zugute kommen.“

Weitere Informationen

Verein
Der Verein Raindrops for Nigeria wurde 2021 in Hirrlingen auf Initiative von Pfarrer Remigius Orjiukwu gegründet, der selbst aus Nigeria stammt. Der Verein organisierte anfangs Patenschaften für Kinder aus mittellosen Familien und baute mittels Spenden eine Nothilfe auf, die unzähligen armen Menschen in der Region Unterstützung in Krisensituationen gewährte. Heute setzt Raindrops for Nigeria einen besonderen Schwerpunkt auf die Förderung von Bildung durch den Aufbau einer Fachhochschule. Bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres zogen die ersten Studenten in das dreigeschossige Lehrgebäude ein, das der Verein neben weiteren Gebäuden wie Werkstätten, einem Labor und einer Glasbläserei mithilfe von Spenden, Förderern und eigenen Aktivitäten finanzierte. Aktuell sind 21 Lehrkräfte an der Fachhochschule angestellt. Der Verein selbst hat 42 Mitglieder und gewann mittlerweile 44 Paten für sein Engagement, die 58 Patenkinder fördern. Dank dieser Patenschaften können die Kinder eine Schule besuchen, zudem werden Arztkosten, Medikamente und Alltagskleidung übernommen. Der Name des Vereins ist gleichsam sein Motto: Jeder Regentropfen (englisch Raindrop) zählt.