Der Landkreis Rottweil will sich nicht auf die Kassenärztliche Vereinigung verlassen und wird selbst aktiv. Das Ziel: Medizinische Versorgungszentren. (Symbolfoto) Foto: RioPatuca Images -stock.adobe.com

Der Ärztemangel im Kreis Rottweil ist gravierend. Um die Lage zu entschärfen, will der Landkreis Medizinische Versorgungszentren auf den Weg bringen. Das ist der aktuelle Stand.

Zu wenig Ärzte, von denen 40 Prozent zudem schon älter als 60 Jahre sind, viele Einzelpraxen und keine Chance auf eine 1:1-Nachbesetzung: Der Landkreis steuert auf ein ernstes Versorgungsproblem zu. Mit der Diomedes GmbH hofft er, Druck aus dem Kessel nehmen zu können. Warum Medizinische Versorgungszentren die Lösung sein könnten, und wie es jetzt weitergeht, war im Kreistag zu erfahren.

 

„Das Einzelkämpfermodell wird bald überholt sein“, prognostizierte Marco Sandmann vom Rottweiler Gesundheitsamt in Bezug auf die derzeit etwa 25 Einzelpraxen im Landkreis. Stattdessen seien Kooperationen die Zukunft.

Aktuelle Phase: Abfrage des Interesses

Die Firma Diomedes habe schon viele MVZ-Genossenschaften auf den Weg gebracht und gezeigt, dass sie ihre Arbeit beherrsche, betonte Gesundheitsamtsleiter Heinz-Joachim Adam.

Aktuell befinde sie sich in Gesprächen mit Kommunen und Ärzten, um die Bereitschaft zur Partizipation abzufragen, und werde dann ein individuelles Konzept für den Kreis Rottweil erstellen. Der Landkreis wolle nun im Sinne seiner Bürger im Kampf gegen den Ärztemangel aktiv werden will, obgleich das nicht seine Aufgabe sei, sondern Sache der KV.

Grünes Licht für weitere Schritte

Für die weiteren Schritte, die Gründung einer rechtsfähigen Genossenschaft oder alternativen Trägergesellschaft, die Gründung eines MVZ und die Vorbereitung und Begleitung des Betriebsstarts gab der Rottweiler Kreistag nun bereits grünes Licht. Damit einher gehen Kosten im Umfang von bis zu 75 000 Euro.

CDU-Kreisrat Clemens Maurer äußerte Bedenken dabei, Diomedes gleich mit der Gründung eines MVZ und der Begleitung des Betriebsstarts zu beauftragen. Man wolle die Entwicklung nicht bremsen, sondern Klarheit schaffen, argumentierte er. So seien vor der Beauftragung weitere Informationen zu Finanzen, Anzahl, Standorten, Trägerschaft und weiteren Aspekten wünschenswert.

So weit ist man im Prozess aber noch nicht. Mögliche Standorte werden erst zu einem späteren Zeitpunkt Thema sein. Gesundheitsamtsleiter Adam konnte die Bedenken dennoch nehmen: Der Kreistag könne nach jedem Modul „Stopp“ sagen und den Auftrag beenden.

Die Zielgruppe

Das MVZ-Genossenschaftsmodell soll eine Entlastung für die Ärzte schaffen und das weitere Praktizieren beziehungsweise das Niederlassen im Landkreis attraktiver machen.

So will man damit zum einen Praxisinhaber ohne Nachfolger ansprechen, die entlastet werden und so möglichst lange weiterpraktizieren könnten. Zum anderen ist der ärztliche Nachwuchs eine wichtige Zielgruppe. Dieser wolle möglicherweise kein wirtschaftliches Risiko eingehen und erhalte bei einer Kooperation in einem MVZ die Möglichkeit, im Sinne der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch in Teilzeit zu arbeiten.

Im Zuge der Grundlagenerhebung habe Diomedes bereits Gespräche mit fünf interessierten Arztpraxen beziehungsweise sechs Kommunen geführt, informierte Sandmann den Kreistag.

Weiteres Vorgehen

Sollte die Grundsatzentscheidung für eines oder mehrere MVZ fallen, sähe der Zeitplan laut Gesundheitsamt wie folgt aus: Von der Gründungsversammlung für die Genossenschaft bis zur Eintragung würden voraussichtlich zwischen zwei und sieben Monate vergehen. Danach könnte das MVZ dann aufgebaut werden.