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Porträt / Markus Megerle

Als Markus Megerle im September 2019 bei der Stadt VS seinen Dienst als Feuerwehr-Gesamtkommandant und Leiter des neu geschaffenen Amtes für Feuerwehr, Brand und Zivilschutz antrat, ahnte noch niemand, dass ein Schwerpunkt seiner Arbeit bald die Pandemiebewältigung werden würde.

Villingen-Schwenningen. Der aus Künzelsau stammende und im Ostalbkreis aufgewachsene Markus Megerle hatte nach zehn Jahren als Gesamtkommandant in Horb eine Position aufgegeben, in der er nicht nur allseits geschätzt wurde, sondern in der er eine große Feuerwehr mit 500 Freiwilligen in 17 Abteilungen führte – allerdings in einer wesentlich kleineren Stadt mit gerade einmal 25 000 Einwohnern.

Was hat ihn in VS gereizt?

Gereizt habe ihn in VS die Verbindung zwischen Haupt- und Ehrenamt und den daraus resultierenden Herausforderungen, sagt er im Rückblick. Das Oberzentrum kannte er bereits von überregionalen Dienstbesprechungen und dessen teilweise turbulente Feuerwehrangelegenheiten verfolgte er in der Presse.

Nachdem er in Horb "viel bewegt" und sich Automatisierungen und damit ein "Alltagstrott" eingestellt hatte, suchte er, gibt er zu, "eine neue Herausforderung". Seither pendelt Markus Megerle tagtäglich zwischen seinem Wohnort Horb, wo er mit seiner ebenfalls bei der Feuerwehr tätigen Partnerin lebt, und seinem Büro im Schwenninger Feuerwehrhaus. Das stelle auch bei größeren Einsätzen kein Problem dar, denn "wir haben über die jeweiligen Einsatzleiter zu jeder Tageszeit alles bestens geregelt". Daher werde er die rund 60 Kilometer im Sommer auch ab und an mit dem Fahrrad zurücklegen, sagt der 49-Jährige.

Zu seinem geliebten Sport kommt der Gleitschirmflieger, Kletterer und Tourengeher sonst nämlich kaum noch. Das macht ihn indes nicht unzufrieden, denn er liebt seinen Beruf, in dem er auch nach Feierabend und an den Wochenenden insbesondere für die Freiwilligen ansprechbar ist.

Markus Megerle engagierte sich schon als Jugendlicher beim Technischen Hilfswerk, und da er sich für Technik und die Naturwissenschaften begeisterte, war der berufliche Schritt zur Feuerwehr nur logisch. Nach einer entsprechenden Ausbildung bei der Bundeswehr-Feuerwehr in Stetten am kalten Markt war sein erster Einsatzort der NATO-Flugplatz im bayerischen Neuenburg. 2007 wechselte er von dort für zwei Jahre nach München an die Bundeswehr-Universität und übernahm anschließend die Horber Feuerwehr.

Schon während seiner Ausbildung war Markus Megerle immer auch ehrenamtlicher Feuerwehrmann. Dass beide, Haupt- und Ehrenamtliche, gut miteinander auskommen, das hat er in VS, das diesbezüglich schon andere Zeiten erlebte, hingekriegt. Ein faires Miteinander, eine gegenseitige Unterstützung und vor allem das Mitspracherecht derjenigen, "die den Löwenanteil der Arbeit mit Einsätzen, Übungen und Ausbildungen erledigen", sieht er als Voraussetzung. "Und wir Hauptamtlichen schaffen dafür die Rahmenbedingungen". Das Konzept scheint aufzugehen.

Dass sich dabei keine "langweilige Routine" wie bei einer Berufsfeuerwehr ergebe, genau das gefalle ihm. Und er nennt auch das Zauberwort, das ihn und seine Kollegen dabei so angenehm umklammert: "Kameradschaft".

Im September 2019 machte sich Markus Megerle daran, das Amt für Feuerwehr, Brand und Zivilschutz aufzubauen – eine "sehr reizvolle Aufgabe". Nicht nur klassische Feuerwehrarbeit wie die Aufstellung eines Feuerwehrbedarfsplanes kam auf ihn zu, sondern auch die Schaffung neuer Strukturen zum Schutz der Bevölkerung im Katastrophenfall in Kooperation mit dem THW, den Sanitätsdiensten, dem Strom- und Wasserversorger.

Dann kommt Corona

Doch dann ereignete sich die Katastrophe Corona und wirbelte alles durcheinander. Seit der Pandemie hat sich die ohnehin immer diffizile Einsatzplanung verkompliziert, die notwendigen Übungen und Ausbildungen werden nur unter Einhaltung strenger Schutzmaßnahmen oder, wenn möglich, online durchgeführt.

Wenn jetzt auch bei kleinsten Einsätzen überraschend viele rote Fahrzeuge vorfahren, dann liege das daran, erklärt Megerle, dass in einem Wagen ein Minimum an Personal sitze und dafür lieber ein Fahrzeug mehr anrücke. "Corona hat uns ausgebremst", sagt der Gesamtkommandant und schaut dabei bedauernd auf Pläne, die das Feuerwehrwesen der Stadt hätten voranbringen sollen. Zu Verzögerungen kann es daher beim Feuerwehrbedarfsplan kommen, da sich die hierfür eingerichteten Arbeitsgruppen coronabedingt nicht so häufig treffen können.

Auch eine digitale Zentralisierung zur Vereinfachung des Ehrenamtes, das ebenfalls von den Freiwilligen mitgestaltet werden sollte, muss nun noch warten. Stattdessen sind fast täglich seitenlange E-Mails mit Coronaverordnungen zu lesen und umzusetzen – und es kommen ganz neue Aufgaben hinzu. So wurde die Abteilung "Zivilschutz" bekanntlich mit dem Aufbau eines Schnelltest-Systems beauftragt. 30 Ehrenamtliche ließen sich auch noch zu Testern ausbilden. Aus dem für die Bürger wöchentlichen Testangebot ist inzwischen ein tägliches geworden und das Netz vergrößert sich – Dank weiterer 25 Tester aus den Reihen der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft – zusehends.

Markus Megerle, wie seine 15 Mitarbeiter im Amt und die 430 Freiwilligen gewohnt, mit außergewöhnlichen Belastungen umzugehen, setzt darauf, dass alle gemeinsam und trotz der momentanen Einschränkungen das Ziel erreichen, auf das er spätestens als Rentner zurückblicken möchte: "Wir haben Vieles bewegt, sind zusammengerückt und haben aus zehn einzelnen Abteilungen eine Feuerwehr Villingen-Schwenningen gemacht."