Mit Mütze und Handschuhen werden sich die wenigsten an den Schreibtisch setzen. Es gibt andere Möglichkeiten, sich bei der Arbeit warm zu halten. Foto: Adobe Stock/Stokkete

In der Energiekrise soll der Gas- und Stromverbrauch gesenkt werden. Dadurch wird es auch am Arbeitsplatz kühler. Was zieht man also an, um nicht zu frieren? Und welche Stoffe bieten den besten Kälteschutz?

Öffentliche Gebäude werden in der Energiekrise seit 1. Oktober nur noch auf maximal 19 Grad beheizt. Viele Unternehmen haben nachgezogen. Auch Privathaushalte wollen oder müssen sich beim Heizen einschränken. Wie schafft man es also, im Büro und im Homeoffice nicht vor Kälte mit den Zähnen zu klappern? Indem man sich richtig anzieht. Wir zeigen, wie es im Herbst und Winter trotz allem kuschelig wird.

Zwiebellook Wer einen Schreibtischjob hat, bewegt sich wenig. Der Kreislauf kommt nicht auf Trab, uns wird kalt. Zumal bei geringer Raumtemperatur.

Abhilfe kann bequeme Kleidung aus wärmenden Materialien sowie ein „vernünftiger Einsatz“ dieser Garderobe schaffen, rät Wolfgang Panter, Präsident des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW). Mehrere dünnere Lagen übereinander zu tragen sei sinnvoller als nur einen dicken Pulli: „Unterhemd, Hemd oder Bluse, Pulli, vielleicht noch eine Strickjacke: Das ist die richtige Reihenfolge“, so Panter.

Der sogenannte Zwiebellook bietet Flexibilität – man kann schnell eine Lage ausziehen, sollte es doch zu warm werden – und Bewegungsfreiheit. Zudem isoliert er gut: Zwischen den Schichten kann die Luft zirkulieren, Wärme wird gespeichert und Feuchtigkeit abtransportiert.

Kleidungsstücke Ab wann man friert, ist individuell. Der eine läuft noch kurzärmelig herum, während der andere sich am liebsten in eine Decke mummeln würde. „Trotzdem sind 19 Grad im Büro keine Wohlfühltemperatur“, sagt Wolfgang Panter. Wer viel sitze, kühle aus. Kälte wiederum zwingt den Körper dazu, auf Hochtouren zu arbeiten, was ablenkt, Energie kostet und schwächt – die geistigen Fähigkeiten, die Leistung und letztlich die Widerstandskräfte. So kann man anfälliger für Krankheitserreger werden.

Umso wichtiger, dass man sich schützt. Eine steife Anzugshose oder knallenge Jeans sind dabei nicht unbedingt die beste Wahl. Stattdessen sollte Bequemlichkeit im Mittelpunkt stehen. Es muss ja nicht gleich die Jogginghose sein, wobei es sie spätestens seit Corona auch in schick und somit sogar bürotauglich gibt. Insgesamt gilt: Lieber locker Sitzendes tragen, in dem man sich wohlfühlt.

Rollis bieten sich an, da gleichzeitig der Hals geschützt wird. Auch lange Unterhosen helfen. Ein Comeback feiert spätestens jetzt auch die gute, alte Strickjacke, heute auch Cardigan genannt: Sie ist schön mollig und zudem praktisch, da schnell an- und ausgezogen. Ebenfalls entscheidend: die Wahl der Socken, möglichst aus Wolle. „Fußkälte ist ein wichtiges Thema“, betont VDBW-Präsident Panter. Das Problem: Um den restlichen Körper warm zu halten, verengen sich die Blutgefäße und der Blutdruck fällt ab. Die Folge: Energiemangel, die Schaffenskraft lässt nach. Daher kann es sich empfehlen, bei Beton- oder Fliesenböden eine Matte unterzulegen. Im Homeoffice hilft auch ein Fußbad zwischendurch.

Materialien Wärmend wirken Naturfasern. Am effektivsten sind Daunen, also das Untergefieder von Gänsen und Enten, sowie Schafschurwolle, etwa vom Merinoschaf – und damit auch Wollstoffe wie Tweed, Flanell und Filz. Wolle ist stark gekräuselt und elastisch. So entstehen viele Luftkammern, wodurch sich das Material gut als Kältepuffer eignet. Zudem kann Wolle Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich selbst feucht anzufühlen – und sie nimmt im Gegensatz zu synthetischen Fasern Gerüche nicht so stark an.

Allerdings wird Wolle teils als kratzig empfunden. Weicher sind Angora, hergestellt aus der Unterwolle von Angorakaninchen, Mohair und Kaschmir aus der Wolle der gleichnamigen Ziegen. Ein weiterer Tipp für Frostbeulen: Heiße Getränke, vor allem Tee, wärmen von innen.

Auch manche synthetische Fasern, etwa aus recycelten Plastikflaschen hergestellt, sind bestens geeignet: Fleece isoliert prima. Seine Fasern sind dicht, sie fühlen sich kuschelig an, sind langlebig, atmungsaktiv und wasserabweisend.

Accessoires Hut, Mütze oder Handschuhe tragen wohl die wenigsten beim Arbeiten. Man will ja nicht auffallen. Modisch und wärmend sind jedoch Accessoires wie Halstücher, Schals, Stolen, Bein- und Armstulpen. Auch hier greift man am besten zu Materialien wie Seide oder Wolle. Baumwolle, Leinen oder Viskose sind weniger geeignet, da beide Stoffe eher kühlen. Bei Hausschuhen nimmt man lieber geschlossene Varianten, Schlappen lassen die Füße auskühlen. Ein Futter aus Schaffell isoliert zusätzlich, auch bei Jacken.

Beheizbare Kleidung Hightech spielt auch im Textilbereich eine immer größere Rolle. So ist seit einigen Jahren beheizbare Kleidung auf dem Markt. Dabei sind in Jacken, Oberteile, lange Unterhosen und Co. dünne Drähte eingesetzt, die auf Knopfdruck Wärme produzieren. Klingt verlockend. Ist aber laut Deutscher Umwelthilfe und Verbraucherzentralen unnötig, umweltschädigend und teils lebensgefährlich.

Problematisch ist unter anderem die Entsorgung der Lithium-Ionen-Akkus, mit denen man die Mini-Heizelemente erhitzt. Die Akkus können zudem überhitzen und sich spontan entzünden. Und schließlich mache beheizbare Kleidung auf Dauer kälteempfindlicher, da es den natürlichen Ausgleichsmechanismus schwäche, heißt es von der Verbraucherzentrale Hamburg. Unserem Körper tut es also ab und zu sogar ganz gut, wenn wir frieren.

19-Grad-Regelung im Büro

Regelung
 Weniger heizen, weniger beleuchten: In Deutschland soll Energie gespart werden. Was nun gilt.

Temperatur
 Öffentliche Gebäude – und somit auch Büros – dürfen nur noch bis 19 Grad geheizt werden, sofern die Menschen dort vorwiegend sitzen. Wird hauptsächlich im Stehen oder Gehen gearbeitet, wird bis 18 Grad, bei mittelschwerer Arbeit bis 16 Grad und bei körperlich schwerer Arbeit bis 12 Grad geheizt. Viele Unternehmen haben sich diesen staatlichen Vorgaben angepasst. Klauseln in Wohnungsmietverträgen, die Mieter zum Heizen auf eine bestimmte Mindesttemperatur verpflichten, werden vorübergehend ausgesetzt.

Warmwasser
 Foyers und Flure werden nicht mehr geheizt, es sei denn aus sicherheitstechnischen Gründen. Auch Durchlauferhitzer oder Boiler in Toiletten oder Teeküchen werden abgestellt, solange der Betrieb nicht aus hygienischen Gründen zwingend ist.

Ausnahmen
 Kliniken, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Schulen und Kindertagesstätten sind davon ausgenommen.