Seit den ersten Erdwärme-Probebohrungen ist ein Jahr vergangen – jetzt wird ein Quartiersgesellschaftsvertrag auf den Weg gebracht. Foto: Hettich-Marull

"Die Geothermie ist ein ganz junges Feld – wir müssen uns das gemeinsam erarbeiten" – Bürgermeister Rudolf Fluck will in Mönchweiler für das neue Wohnbaugebiet Kälberwaid den Gang in die Klimaneutralität wagen.

Mönchweiler - Die Gemeinde setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit dem Büro Schäffler Sinnogy und dem Rechtsanwalt Matthias Weise. Gemeinsam möchte man die "Quartiersgesellschaft Mönchweiler mbH" gründen.

Infrastruktur in Händen der Gesellschaft

Die Gesellschaft soll Eigentümerin der Infrastruktur der Energieversorgung werden – Quellenanlagen, Wärmenetz, Wärmepumpen und voraussichtlich auch die Photovoltaik-Anlagen lägen dann in Händen der Gesellschaft. Sie beauftragt dann einen Energiedienstleister mit der Errichtung und dem Betrieb der Anlagen, sowie mit der Energielieferung an die Bauherren oder Endnutzer der Gebäude. Warum das so sein soll? "Dadurch ist sichergestellt, dass die über Jahrzehnte nutzbare Infrastruktur nicht in den Händen privatwirtschaftlicher Energieversorgungsunternehmen liegt, sondern in den Händen der Gemeinde verbleibt – und natürlich auch im Sinne der Gemeinde gegebenenfalls ausgebaut werden kann", erklärt Fluck.

Mit dem Büro Sinnogy wird man nicht nur eng zusammenarbeiten – das Büro soll als Gesellschafter mit einem Anteil von 25 Prozent in die Quartiersgesellschaft einsteigen.

Fehlendes Know-how

"Mir fehlt das nötige Knowhow, um dieses komplexe Thema alleine auf den Weg zu bringen", so Fluck. Natürlich könnte man – wie vom Gemeinderat nachgefragt – dieses Know-how von dem Büro Sinnogy auch einfach zukaufen, die Gesellschaft aber alleine führen. "Wir hätten die Fachleute aber gerne an Bord, weil klar ist, dass sie als Gesellschafter auch ein persönliches Interesse daran haben werden, dass das Konstrukt gut funktioniert", macht Fluck die Hintergründe deutlich.

Im übrigen, so Harlald Schäffler, brauche es – auch im Betrieb – ein ständiges, fachliches Monitoring. So wäre also die Kooperation mit dem Büro sinnogy sinnvoll, weil dieses im Aufbau und dem Betrieb von Wärmeversorgungssystemen, sowie der Beantragung und dem Abruf der erforderlichen Fördermittel erfahren ist. Diese Expertise soll in die gemeinsame Gesellschaft eingebracht werden.

Gemeinde bringt das Geld

Die Gemeinde wiederum kann die erforderlichen Finanzmittel sowie die erforderlichen kaufmännischen Dienste bereitstellen. Dadurch sei es möglich, die Quartiersgesellschaft selbst schlank und ohne zusätzliches Personal oder Infrastruktur aufzubauen. Nach dem Ablauf des Förderzeitraums hat dann jede Seite die Möglichkeit, die Kooperation zu beenden. Dafür werden im Gesellschaftsvertrag entsprechende Klauseln aufgenommen.

Für die weitere Umsetzung soll nach der Gründung der Quartiersgesellschaft ein entsprechender Konzessionsvertrag zwischen der Gemeinde und der Gesellschaft vereinbart werden, sowie die Ausschreibung eines Energiedienstleisters vorbereitet und durchgeführt werden.

Auch Bürger sollen partizipieren

Im Rahmen der anstehenden Investitionen in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro kam noch eine weitere Option ins Spiel: Mit einer Crowdfunding Aktion könnten sich Mönchweiler Bürger an dieser klimaneutralen Energieversorgung in der Kälberwaid beteiligen – mit entsprechender Verzinsung. Für Gemeinderat Andreas Staiger ist die Umsetzung dieser Energieversorgung unverzichtbar: "Jeder Liter Öl und jeder Kubik Gas, der nicht bei einem totalitären Staat eingekauft werden muss, ist schon ein Gewinn an sich." Das Energieziel könne auf Dauer nur die Autarkie sein. Der Gemeinderat stimmte der Gründung der Quartiergesellschaft einstimmig zu – mit kleinen Änderungen im Eckpunktpapier – und beauftragte die Gemeinde mit der Ausschreibung eines Energiedienstleisters für die Versorgung des Neubaugebiets Kälberwaid III. Bauabschnitt.