Ohne weitere Urabstimmung kann Ufo seine Mitglieder umgehend zum Streik aufrufen. Foto: dpa

Nach dem Scheitern der Schlichtung hat die Kabinengewerkschaft Ufo Lufthansa am Montag ein letztes Ultimatum gestellt. Der 1. Juli werde sonst der erste Streiktag, an dem Ufo auch sämtliche weitere Streiktermine über den Sommer bekanntgeben werde.

Frankfurt/Main Im Tarifkonflikt um die Flugbegleiter der Lufthansa hat die Gewerkschaft Ufo eine lange Streik-Serie in der Urlaubszeit angedroht. Erster Streiktag werde der 1. Juli sein, an dem dann die weiteren Streiktage bis mindestens zum 16. September genannt würden, sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies am Montag in Frankfurt. Die Lufthansa könne den Arbeitskampf aber noch abwenden, wenn sie bis zum 30. Juni ein neues Angebot vorlege und anerkenne, dass die gekündigten Regeln zu den Betriebs- und Übergangsrenten bis zu einer Neufassung weiter gelten.

Die Lufthansa will den angedrohten Streik mit neuen Gesprächen abwenden. Das Unternehmen appellierte an Ufo, ihre Frist bis zum 30. Juni für einen konstruktiven Weg zu nutzen und in die angekündigten Gespräche einzusteigen.

Am Mittwoch gibt es ein Gespräch

„Unser gemeinsames Ziel muss sein, Streiks unbedingt zu vermeiden“, erklärte die Fluggesellschaft in einer Mitteilung. Bereits für diesen Mittwoch hat Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens den Ufo-Chef Baublies zu einem Gespräch eingeladen, wie ein Sprecher ergänzte.

Am Wochenende war die von Herta Däubler-Gmelin und Friedrich Merz geleitete Schlichtung zu der komplexen Materie gescheitert. Baublies warf der Lufthansa vor, den Einigungsprozess gezielt gesprengt zu haben, indem man frühere Verhandlungsergebnisse aus dem Jahr 2014 nicht mehr anerkennen wollte. Auch diese seien eine Vorbedingung, um den Streik am 1. Juli noch abzuwenden. Diesen Vorwurf wies Volkens zurück: Lufthansa stehe zu getroffenen Vereinbarungen.

Der auch gewerkschaftsintern umstrittene Versuch einer friedlichen Einigung mit der Lufthansa sei gescheitert, sagte der Ufo-Chef. Lufthansa vergebe eine historische Chance, den notwendigen Konzernumbau mit den Mitarbeitern und nicht gegen sie zu organisieren. Möglicherweise brauche der Dax-Konzern dieses Scheitern, um Arbeitsplätze im großen Stil auszulagern und aus der Lufthansa nur noch „eine leere Holding ohne nennenswerte Arbeitsplätze in Deutschland“ zu machen.

Knackpunkt Übergangsrenten

Die Betriebs- und Übergangsrenten belasten die Lufthansa-Bilanz wegen der aktuellen Niedrigzinsen mit Milliarden-Rückstellungen. Das System soll daher von festen Pensionszusagen auf feste Beiträge des Arbeitgebers umgestellt werden, wozu Lufthansa die entsprechenden Tarife zum Jahresende 2013 einseitig gekündigt hat. Über eine Neuregelung verhandelt Lufthansa mit den Gewerkschaften Ufo, Verdi und Vereinigung Cockpit getrennt.

Ufo kann seine Mitglieder umgehend zum Streik aufrufen, weil eine Urabstimmung bereits Ende Januar mit einer Mehrheit von über 93 Prozent für einen Arbeitskampf zu Ende gegangen war. Im Sommer 2012 hatte die Gewerkschaft den ersten Flugbegleiter-Streik in der Geschichte der Lufthansa organisiert und an drei Tagen zusammen rund 1500 Flüge ausfallen lassen.

Mit der parallelen Gesamtschlichtung zwischen Lufthansa und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hat der Kabinenkonflikt nichts zu tun. Nach zwölf Streikrunden hatten die Piloten im Mai das Lufthansa-Angebot für eine Gesamtschlichtung angenommen. Bis Ende Juli will die Gewerkschaft auf Arbeitsniederlegungen verzichten.