Als "Weltwunder" bezeichnet Morgenstern die Kabbalistische Lehrtafel. Foto: Teinachtal Touristik

Jüngst wurde Kritik laut, dass die Kabbalistische Lehrtafel in Bad Teinach touristisch nicht besser vermarktet wird. Nun hat die Teinachtal-Touristik bekannt gegeben, ein Konzept ausarbeiten zu wollen – nach Corona.

Bad Teinach-Zavelstein - Die Kabbalistische Lehrtafel in der Dreifaltigkeitskirche von Bad Teinach bezeichnet Matthias Morgenstern als "ein Weltwunder". Seit fast 30 Jahren beschäftigt sich der Professor für jüdisch-christliche Beziehungen der Eberhard Karls Universität Tübingen mit dem 6,50 Meter hohen Kunstwerk, das es in der Form wohl kein zweites Mal auf der Welt gibt.

Prinzessin Antonia von Württemberg hatte es nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) in Auftrag gegeben und in Bad Teinach, dem damaligen Sommersitz der württembergischen Fürstenfamilie, aufstellen lassen. Alle Epochen der vergangenen 350 Jahre hat das christlich-jüdische Kunstwerk überlebt – selbst die Nazi-Zeit.

Deutliche Kritik von Seiten des Experten

Jetzt im Festjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" ist die Kabbalistische Lehrtafel wieder verstärkt in den Mittelpunkt gerückt. Das liegt vor allem an Morgenstern, der im Juli im Rahmen des Festjahres einen Vortrag über sie in der Dreifaltigkeitskirche hielt.

Vorab kritisierte der Professor jedoch, dass die Lehrtafel zu schlecht vermarktet werde. "Touristisch sollte man da viel mehr in Bewegung setzen. Die Lehrtafel ist viel zu unbekannt", bedauerte Morgenstern und forderte: "Wir brauchen Übersetzungen in Englisch, Hebräisch und Französisch, gerade wegen der engen Verbindungen ins Elsass."

Hintergrund ist, dass die württembergische Fürstenfamilie vor dem Dreißigjährigen Krieg ins Elsass floh und auch dort Spuren hinterließ, weshalb die Kabbalistische Lehrtafel dort von besonderem Interesse sei.

Neues Konzept erst nach der Pandemie

Die Teinachtal-Touristik hat nun auf die Kritik reagiert. Leiterin Franziska Bürkle war bei Morgensterns Vortrag in der Dreifaltigkeitskirche dabei, den sie als "wirklich sehr gelungen" bezeichnet. "Wir können absolut verstehen, dass dieses einzigartige Kunstwerk seiner Meinung nach mehr kommuniziert werden sollte", sagt Bürkle.

Nach Rücksprache mit dem Pfarramt Bad Teinach, welches die Kabbalistische Lehrtafel betreut, wolle die Teinachtal-Touristik die momentane Corona-Situation aber noch abwarten.

"Um etwas mehr Planungssicherheit zu haben", erklärt Bürkle und macht deutlich: "Gerne würden wir die Lehrtafel mehr in den Fokus der Öffentlichkeit stellen, aber bei geöffnetem Bild muss laut staatlichem Hochamt immer eine Begleitperson dabei sein. Das bindet natürlich Personal, welches einerseits auf den Schrein geschult und andererseits auch verfügbar sein muss."

Wenn es die Pandemie erlaube, wolle man dann im kommenden Jahr zusammen mit dem Pfarramt ein Konzept entwickeln, um die Kabbalistische Lehrtafel touristisch besser zu vermarkten. Bürkle macht allerdings darauf aufmerksam: Schon jetzt finden jeden Donnerstag ab 15 Uhr Führungen in der Dreifaltigkeitskirche statt.