Foto: Herzog

Wer das Fußballspiel der deutschen Nationalmannschaft links liegen ließ und sich für die Kastellhalle entschloss, wurde von "Hillus Herzdropfa" eindeutig besser unterhalten.

Schramberg-Waldmössingen - Der Comedy-Abend mit Hillu Stoll aus Justingen und Franz Auber aus Schmiechen war nach Festakt und Radrennen im Vorjahr sowie der Verleihung der Sportplakette im April die letzte Etappe, mit der der Radfahrerverein "Wanderlust" Waldmössingen sein 100-jähriges Bestehen feierte.

Mit dem Gastspiel des urigen schwäbischen Duos von der Alb hatten die Radler einen Volltreffer gelandet. Der Funke der beiden Künstler schwappte sofort aufs Publikum über, das in der voll besetzten Halle kaum aus dem Lachen herauskam und begeistert war.

Schlagabtausch über Eier, Hühner und Gockel

Mit einfachen Geschichten aus dem Alltag, gepfeffert mit Wortgefechten, zweideutigen Wortspielereien und Zungenbrechern, schlüpften Hillu und Franz während des Abends in mehrere Rollen, in denen sie zur Höchstform aufliefen. Obwohl man in Waldmössingen Schwäbisch spricht, schien manchem Besucher der eine oder andere Ausdruck des Dialekts fremd. Ob es sich beim "Schneza-Gagela" tatsächlich um einen solchen handelte oder von den Komödianten frei erfunden war, blieb unbeantwortet. Hillu Stoll stellt sich als Bäuerin "vo dr Alb ra", in Gummistiefeln, Kopftuch und Schürze, vor, die mit Fingerzeig alle Krankheiten kennt.

In Justingen werde schwarz gewählt. Die Bewohner seien so schwarz, dass sie selbst nachts im Kohlenkeller noch Schatten würfen. Kaum ist auch Franz Auber alias "Madeis" auf der Bühne präsent, entwickelte sich ein verbaler Schlagabtausch über Themen wie Eier, Hühner und Gockel mit offenem Ausgang und derber Schlussfolgerung: "Gibst du Eier in das Futter, hilft es dem Vater auf der Mutter".

Auf E-Biker nicht gut zu sprechen

Zu jeder passender Gelegenheit drang trockener Humor durch. So erduldete Hillu ihren Madeis schon 50 Jahre und würde ihn am liebsten abgeben, "aber die Kinder hängen so an ihm". In Justingen gibt es sogar einen Recyclinghof, in dem "alde Bixa", "wiaschde Lomba" und "o’naidiger Gruscht" fachgerecht entsorgt werden. Schwierig wird’s, in welchen Sack Frau Beerle das Gebiss ihres verstorbenen Mannes werfen soll, das zuvor in der ganzen Verwandtschaft genutzt wurde.

Wie viele andere auch liest Madeis die Zeitung morgens von hinten her. "Wenn ich da nicht drin stehe, gehe ich zur Arbeit". Auf E-Biker ist Hillu nicht gut zu sprechen. Von ihr bekommen sie weder Strom noch dürfen sie auf der Dunglege ihr Geschäft verrichten. "Arroganz ist eine Kunst, bei der man seine eigene Dummheit nicht erkennt", nennt sie als Grund.

Mehrere Zugaben gefordert

In der Küche war Madeis mal oben drauf. Auf die Frage von Hillu, was sie kochen solle, konterte er: "Kochen ist keine Kunst, essen muss man es können". Als hochdeutsche Alma Immergrün hatte Hillu Probleme, das "henten" und "vonnen" von Madeis zu unterscheiden, was unweigerlich zu Wirrungen führte.

Zwischendurch brachten die beiden Komiker das Publikum auch mit gereimten Gedichten zum Schmunzeln. Wenn auch schon durchs Fernsehen bekannt, so wurde die Nummer mit der Zulassung eines Traktors auf dem Landratsamt mit Genuss verfolgt. Weil die Besucher auch nach der zweiten Zugabe noch nicht genug hatten, wurden sie von Hillu und Madeis praktisch in den Schlaf gesungen.

Wanderlust-Vorsitzender Roland Weißer war sich mit vielen Zuhörern einig, als er von einem unvergesslichen Abend sprach, den das Duo in drei Stunden beschert hatte. "Gut, dass wir wieder eine Bühne hatten", dankten Hillu Stoll und Franz Auber fürs Kommen.