Charmante Feministin: Birgit Kruckenberg-Link. Foto: Szymanski

Geballte Frauenpower hat das Publikum bei der überfüllten Plaza-Bühne auf der Gartenschau beeindruckt. Die Kabarettistin Birgit Kruckenberg-Link bildete den heiteren roten Faden dieses feministischen Abends.

Die Künstlerin – ohne ihre verhinderte Partnerin Susanne Geiger - schlich sich sozusagen märchenhaft und mit lieblichem Gesang und E-Pianospiel, aber forschen Texten in die Herzen der überwiegend weiblichen Besucher. Sicher wäre ihr das auch ohne Frauengold gelungen, von dem sie sich ab und zu einen Schluck gönnte. Jenes Stärkungsmittel der 1950er Jahre also, das mit dem Slogan warb: „Frauengold schafft Wohlbehagen – wohlgemerkt an allen Tagen.“

 

Wir, die Frauen, haben verstanden: alle „Tage“. Irgendwann wurde das goldfarbene Mittel verboten. Mit über 16 Prozent Alkohol rutschte so manche tüchtige Hausfrau ungewollt in die Abhängigkeit.

Mit Frauenpower gegen Gewalt einstehen

An diesem Abend auf der Plaza ging es nicht nur um die Tüchtigkeit der Frauen - aber bitteschön auch außer Haus – sondern ihre Verletzlichkeit. Mit aufklärenden, unprätentiösen Worten wendeten sich ans Publikum Vertreterinnen des Vereins Feuervogel (Beratung und Hilfe bei sexueller Gewalt) mit Claudia Kanz, von der Schwangerschaftsberatung der Diakonie, Melanie Schneider-Brutschin und Susanne Rettinger, der Leiterin des Frauenhauses Zollernalb sowie die amtierende Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises. Grußworte sprachen Estelle Koschnike-Nguewo und ihre Vorgängerin Silke Edele, seit Mai Bürgermeisterin von Weilen u.d.R. sowie Maria Radetzky von der Ökologischen Genossenschaft Neckar-Alb.

Feminismus kann auch charmant sein

Feminismus wird übrigens nicht immer verbissen und kämpferisch gelebt, sondern kann richtig charmant daherkommen – wenn man ihn so märchenhaft und gelöst ausübt wie die Kabarettistin. Aschenputtel sei da genannt. In die heutige Zeit versetzt, zockt dieses geschundene Wesen an der Börse – die guten ins Töpfchen… - erzielt tolle Gewinne und schickt den Prinzen sonst wo hin. Claudia Kanz von Feuervogel schickt natürlich niemand weg. Denn der Verein berät bei sexueller Gewalt. Die Zahlen seien „erschreckend“ schildert sie: Ein bis zwei Schulkinder pro Klasse seien betroffen. Kinderpornografie habe die letzten Jahre über 300 Prozent zugenommen.

Frauenhaus berichtet

„Wir beraten kostenlos, und wir haben Schweigepflicht“ betonte sie. Der Verein beriete auch an Schulen oder Betreuerinnen von Kitas. Und wieder greift die Kabarettistin ein mit dem „Froschkönig“. Diesen rettet sie zwar, will aber gar keinen Prinzen, sondern mit dem Frosch mit Krönchen bei der Uni angeben. Durch diesen Sketch entspannt, lassen sich die Berichte der Vertreterin des Frauenhauses ein wenig besser verdauen.

Hier finden Frauen und Kinder Schutz

Im Frauenhaus Zollernalb fänden Frauen und ihre Kinder Schutz und Beratung, Platz ist für acht Frauen und zehn Kinder. Und wieder greift Birgit Kruckenberg-Link ein und schildert, wie die mit Frauengold gestärkte Hausfrau sich zu verhalten hat, wenn ihr Ehemann von der Arbeit kommt: frisch aufgebrezelt, Wohnung blitzblank, Essen auf dem Tisch. Aber damit ist nun Schluss und das Charles Aznavour-Syndrom zeitigt umgekehrte Wirkung nach hübsch machen und putzen: „Isch lass mich gehen…“