Wie im richtigen Wahllokal bei der Bundestagswahl: Die Schüler kommen mit ihren Wahlbenachrichtigungen. Foto: Strohmeier

Drei Tage vor der Bundestagswahl gab es nun am Donnerstag die Juniorwahl an der Realschule. "Wahlberechtigt" waren die Schüler der Stufen neun und zehn.

Bad Dürrheim - Fest stand schon vor rund drei Monaten, dass man sich bei der Juniorwahl beteiligen kann und die ersten Vorbereitungen liefen schon damals im Unterricht. Nach den Ferien wurde das Thema Bundestagswahl nochmals verstärkt angegangen.

Der Fachlehrer für Gemeinschaftskunde erzählt: Es wurden verschiedene Fragen geklärt: Wie laufen die Wahlen ab? Was ist eine Erst- und eine Zweitstimme? Warum ist wählen wichtig? Was ist die Fünf-Prozent-Hürde? Und Wahlkampfspots der Parteien wurden ebenfalls angeschaut.

Wenige Minuten

Für den Urnengang bekam dann jeder Schüler im Vorfeld eine Wahlbenachrichtigung, 192 Schüler waren dabei. Und es lief im "Wahllokal Pausenhalle" alles ganz formell ab. An der ersten Stelle mussten die Schüler bei den Wahlhelferinnen Anna-Lena, Lea, Amayla und Marie ihr Benachrichtigung abgegeben. Dort bekamen sie die Wahlunterlagen und konnten ihre beiden Kreuze machen. Danach mussten die Wahlzettel in den Briefumschlag und ab damit in die Wahlurne. Nach wenigen Minuten war alles vorbei.

Zu vermitteln, dass eine Wahl nicht schwierig ist, das ist eines der Ziele der Juniorwahl, erklärte der betreuende Lehrer Jonathan Schirling. Die Vorbereitungszeit sei etwas knapp gewesen, aber die Schüler waren mit Eifer dabei.

Von "gut so ’was mal gesehen zu haben" über "man weiß schon einiges, und viel hört man von den Eltern" gab es einige positive Aussagen. Athanasios beispielsweise fand es "cool, es ist mal ’was anderes". Er redete öfter mit seinem Bruder über die Wahl. Für alle war es eine wichtige Erfahrung. Beispielsweise für Lea, da ihre Eltern die italienische Staatsbürgerschaft haben, und diese somit in Deutschland nicht wählen dürfen. So lernte sie das Wahlrecht für den Bundestag besser kennen.

Richtiger Stimmzettel

Bad Dürrheim gehört zum Wahlkreis 286, Schwarzwald-Baar-Kreis und Oberes Kinzigtal. Auf dem Stimmzettel standen keine Phantasienamen, sondern die Bundestagskandidaten, die es im hiesigen Wahlkreis gibt und am Sonntag zur Wahl stehen. Die Auszählung ist bereits erfolgt, aber die Bekanntgabe des Ergebnisses der Juniorwahl findet erst am Sonntag, 26. September, nach 18 Uhr statt. Der Grund liegt darin, dass man eventuell die Wahl beeinflussen könnte. Im Nachgang wird kommende Woche das Ergebnis nochmals im Unterricht besprochen. Dann geht es auch darum, welche Koalitionen mit dem Schulergebnis zu Stande kommen könnten und was sich in der Politik alles ändern wird. Auch wird Rückmeldung an die Initiatoren gegeben über den Ablauf oder auch Verbesserungsvorschläge gemacht.

Höhere Beteiligung

Das Projekt Juniorwahl gibt es seit 1999 in ganz Deutschland. Durchgeführt wird es vom Verein Kumulus, der seinen Sitz in Berlin hat. In diesem Jahr nehmen nach deren Angaben in Deutschland über 3800 Schulen teil, und seit Jahren wird es auch mit wissenschaftlichen Auswertungen begleitet. Auch wenn dies nur eine fiktive Wahl ist, so lernen die Schüler den Wahlvorgang kennen und sollen die Angst davor verlieren. Es geht auch darum, die politische Beteiligung zu stärken und politisches Interesse zu wecken. Jonathan Schirling erzählt, dass diese Begleitung auch folgendes Ergebnis zu Tage förderte: Die Wahlbeteiligung in den Familien, deren Kinder bei der Juniorwahl beteiligt sind, sei höher als bei anderen.

Kommentar

Die Karten in Berlin werden am Sonntag neu gemischt. Stand Donnerstagmorgen haben 4263 von 9971 Wahlberechtigten in Bad Dürrheim die Briefwahl beantragt, das sind 42,74 Prozent. Sollte das zuversichtlich stimmen, dass es eine hohe Wahlbeteiligung gibt? Es keimt Hoffnung. Es gab Fernseh-Trielle, die manchmal wie ein Duell anmuteten, einige der Bundestagskandidaten absolvierten in den vergangenen Wochen eine Ochsentour durch den Wahlkreis. Und sicher ist, ein Bundestagsabgeordneter wird für die Region in Berlin sitzen. Vielleicht sind es sogar zwei. Vieles ist dieses Mal offen, und jeder Bad Dürrheimer kann seinen Beitrag leisten, damit die Regierung eine schwarze, rote oder grüne Führung bekommt. Das erste Kreuz für den Kandidaten, das zweite Kreuz für die Partei. Deswegen: Gehen Sie wählen! Nicht jeder hat dieses Privileg.