Die Schwarze Madonna steht seit 80 Jahren in Bisingen. Bis in die 90er Jahre zog sie Pilger in großen Scharen in die Wallfahrtskirche. Foto: Pieske Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Kopie der Heiligenfigur ist vor 80 Jahren von Einsiedeln in der Schweiz in die Silvesterkirche eingezogen

Von Melanie Pieske

Jungingen. Für Jungingen jährt sich zum 80. Mal ein denkwürdiger Tag: Am 25. März 1935 brachte eine Delegation aus Jungingen eine Kopie der "Schwarzen Madonna" aus Einsiedeln in die Silvesterkirche – und verwandelte damit die Gemeinde in eine Hochburg der Marienverehrung.

Wilma Evers ist nicht nur Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, sie ist auch Hüterin eines dicken Ordners, in dem sie akribisch jeden Zeitungsartikel über die Kirchengemeinde archiviert. Schnell sind die Seiten aufgeschlagen, die direkt zum Ursprung des 80-jährigen Jubiläums führen. Einen Artikel aus dem Jahr 1935 in der Hand, und schon beginnt die Zeitreise zu jenem Tag, an dem die Heiligenfigur in die Gemeinde gebracht wurde

"Unter strömenden Regen fuhr am 24. März eine kleine Abordnung aus der hiesigen Pfarrgemeinde nach Einsiedeln. Hiesige Fabrikanten hatte in Güte ihre Autos zur Verfügung gestellt, die sie selbst steuerten. Von 12 bis 7 Uhr dauerte die Fahrt. Man freute sich, das Ziel so glücklich erreicht zu haben und stattete zuerst der Kirche und Gnadenkapelle einen Besuch ab", so ein Auszug aus der damaligen Berichterstattung. Weiter heißt es: "25. März. In aller Früh ging die Abordnung zur Heiligen Messe. Dort wurde das Abbild geweiht, bis auf den Millimeter dem Original-Gnadenbild zu Einsiedeln nachgebildet. Rascher als man sich wünschte, vergingen die Stunden glücklichen Aufenthalts und schnell fuhren die Wagen bei schönsten Wetter auf demselben Wege in die Heimat zurück. Es war halb 10 Uhr abends, als die Wagen vor dem Pfarrhaus vorfuhren. Schnell wurde das Kleinod im Pfarramt hergerichtet und geschmückt und unter dem freudigen Läuten der Glocken in die Kirche getragen, wo die ganze Gemeinde und viele, viele Gläubige von auswärts schon versammelt waren. Noch selten sah man die Pfarrkirche so voll wie gestern Abend."

Zeitzeugen leben wohl keine mehr, mutmaßt Wilma Evers, als sie den Ordner wieder zuschlägt. Aber sie erinnert sich noch genau daran, wie die Kirche zur Maiandacht aus allen Nähten platzte, als sie noch ein Kind war. Nahezu 1500 Menschen seien damals nach Jungingen gepilgert. "Da kamen Busse von überall her", erzählt sie. "Kirchenschiff und Emporen waren überfüllt", das berichtetet auch die Zeitung im Mai 1973. In den 90er-Jahren habe dann der Strom an Pilgern nachgelassen, erzählt Evers.

Mythen ranken sich um schwarze Farbe

Wie Pfarrer und Pilgerleiter Benno Kramer damals dazu kam, ein Abbild der Schwarzen Madonna nach Jungingen zu holen? Sicher ist, dass die 1,17 Meter große und aus Zirbelholz geschnitzte Heiligenfigur anlässlich der Kirchenrenovierung nach Jungingen gebracht wurde. Auch, dass im Dritten Reich die Hohenzollerischen Pilgerzüge verboten wurden und es nicht mehr möglich war, zur Madonna in die Schweiz zu reisen. Also musste die Mutter Gottes eben nach Jungingen.

Warum diese eigentlich schwarz ist? "Das ist reich an Mythen", sagt Wilma Evers. Man vermute, dass einige Brände in der Kirche in Einsiedeln der Grund für die Farbe sind. Und auch die rußenden Kerzen seien ein Grund, dass die Madonnafigur zunehmend geschwärzt wurde. Natürlich wurde dann auch die Junginger Kopie entsprechend eingeschwärzt.

u In der Abendmesse am Donnerstag, 26. März, um 18.30 Uhr, spricht Pfarrer Bueb in seiner Predigt auch über das Jubiläum der Schwarze Madonna.