22 Jahre jung, Dirigent, Student und Musiker ist Gergő Florian Donáth. Auch den Haltinger Musikverein dirigiert er.
Aufgewachsen ist Gergő Donáth in Csömör in Ungarn. Schon früh begann seine musikalische Ausbildung: In der Grundschule fing er auf Wunsch seiner Eltern mit dem Musikunterricht an.
Ursprünglich wollte Donáth das Geigenspiel erlernen, jedoch sprach ihn die damalige Musikschuldirektorin auf seine ungewöhnliche Größe an und meinte, er habe den Körperbau eines Tenorposaunisten. Bei diesem Instrument ist er dann auch geblieben.
Donáths Vater arbeitet als Beleuchter in einem Theater in Budapest. Dort sei dieser zwar oft mit Musik in Berührung gekommen und auch musikalisch geworden, allerdings spiele er selbst kein Instrument.
Die Schwester des 22-Jährigen, mit der er jahrelang zusammen im Jugendorchester musiziert hat, spielt in ihrer Freizeit Klarinette – beruflich schlug sie allerdings eine andere Richtung ein.
Als Jugendlicher besuchte Gergő Donáth ein Musikgymnasium, zu welchem er pro Weg mehr als 40 Minuten benötigte.
Doch diese Zeit ließ der junge Musiker nicht ungenutzt: Im Bus hörte er Blasmusik oder Blasorchestermusik, auf dem Weg von der Bushaltestelle nach Hause dirigierte er selbst mit und stellte sich vor, vorne stehen zu dürfen und Dirigent zu sein.
Studium in Basel
Seit September 2023 ist Donáth nun in Basel, dort studiert er im dritten Jahr Tenorposaune an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Im Frühling folgt die Bachelorprüfung inklusive Bachelorkonzert, danach strebt er den Master an. Ob er diesen in Pädagogik oder in Performance absolviert, sei noch nicht sicher.
Doch eine Tendenz gibt es: „Ich bin noch jung, da mache ich dann lieber Pädagogik, weil ich dann noch alle Vorlesungen besuchen kann.“ Er freue sich schon, dass er dann auf jeden Fall im Nebenfach endlich richtig dirigieren lernen könne.
Im Musikgymnasium hat er Chorleitung gelernt
Seit der vierten Klasse spielte Donáth in einem Orchester. Im Musikgymnasium hatte er dann „einen sehr guten Dirigenten“. Von diesem schaute der junge Musiker sich die ersten Tricks und Kniffe ab. Am Ende seiner Gymnasialzeit wählte er das Fach Chorleitung.
Allerdings gebe es, wie er sagt, Unterschiede zwischen der Orchester- und Chorleitung, weshalb sein Interesse dann eher gering gewesen sei. Trotz allem sei der Unterricht spannend gewesen, da er sich dort auch mit Symphonien beschäftigte und zudem ein paar Grundlagen des Dirigierens lernte.
2024 erstmals als Dirigent im Einsatz
Abgeschlossen hat Donáth das Fach allerdings nicht. Voraussetzung dafür wäre gewesen, ein Konzert mit einem Chor zu geben – das war dem jungen Ungar dann doch etwas zu viel Aufwand.
In seinem Studium in Basel belegt er das Fach Gehörbildung. Dabei muss man auch dirigieren, aber einen wirklichen Dirigierunterricht gibt es dann erst im Master.
Die erste Praxis im Dirigieren stand ab Anfang des Jahres 2024 an: Der damalige Dirigent des Musikvereins Haltingen hörte auf. Auf der Suche nach einem Nachfolger fragte er einen Bekannten von Donáth, der ihn vorschlug.
Es folgten ein Bewerbungsgespräch, ein Probedirigat – und die Einstellung. „Ich bin dem Musikverein Haltingen sehr dankbar, dass er mir, obwohl ich keine Erfahrung im Dirigieren habe, eine Chance gegeben hat und ich so weiter Erfahrung sammeln kann“, freut sich Donáth.
Wie man eine Probe gestaltet, hat er gelernt
Wie man eine Probe gestalten kann, hat er durch das aufmerksame Beobachten bei den Proben in seiner Jugend gelernt. Seine sehr guten Erfahrungen im Musikgymnasium halfen ihm ebenfalls beim Einstieg als Dirigent im Musikverein.
Jeden Dienstag finden die Proben statt. Manchmal gibt es Registerproben, bei denen nur einzelne Instrumente zu einer Probe kommen, um eine bestimmte Stimme zu üben. Zudem ist der 22-Jährige Mitglied der Notenkommission. Diese trifft sich etwa ein Dreivierteljahr vor einem Konzert, um ein Thema und dazu passende Stücke auszusuchen. Donáths Aufgabe als musikalischer Leiter ist es, die Partituren zu überprüfen und auch zu bewerten, ob ein Stück passend für das Orchester ist.
Dienstags wird geprobt
Aber ist es nicht anstrengend, jede Woche zu den Proben gehen zu müssen? Hat man denn da wirklich immer Lust? Bei der Frage muss Donáth lachen. Das sei das Schöne: „Egal, was ich an dem Tag hatte, egal, was mich geärgert hat, egal, wie müde ich war – ich komme hierher und kann alles draußen lassen.
Ich kann alles vergessen und mich nur auf die Musik und das Dirigieren konzentrieren.“ Es mache ihm so viel Spaß, dass er dafür jede Woche voller Freude und Energie zur Probe komme. Dabei sei es ihm gleich, ob die Musiker kleine oder große Fortschritte erzielen. Gergő Donáth weiß stets vorher: „Es wird ein toller Abend.“
Auch genieße er die Herausforderung, dass er neue Stücke vorschlagen kann, um diese dann Stück für Stück mit dem Orchester zu erarbeiten. Er verrät: „Am Anfang kann es ganz schräg klingen, aber es ist ein Erlebnis, wenn man nach ein paar Wochen hört, wie es klingen könnte.“ Besonders das Wissen darum, dass es seine Verantwortung ist, wie er die Probe gestaltet und wie er damit die Musiker voranbringen kann, schätze er sehr an seiner Arbeit.
Dies sei ihm besonders wichtig, „damit sie eine Idee davon haben, wie sie spielen sollen, technisch und auch musikalisch“, sagt der junge Dirigent. „Wenn ich etwas sage und es funktioniert – wunderbar. Wenn nicht, dann weiß ich, dass ich es von einer anderen Seite noch mal angehen muss.“
Ein eigenes System
Donáth arbeitet auch noch in den Musikvereinen in Binzen und Inzlingen als Musiklehrer. Dort unterrichtet er nicht nur „seine“ beiden Instrumente Bassposaune und Tenorhorn – die er, wie er lachend sagt, „auf einem Level spielt, wo man sagen kann: Ja, hört sich gut an“ – , sondern auch Trompete und Tuba. „Mit jedem Blasinstrument kann ich etwas anfangen“, fasst er es zusammen.
Neben der Tatsache, dass der 22-Jährige erst seit wenigen Jahren Deutsch spricht und bereits auf dieser Sprache unterrichtet, hat er zudem – was für diese Arbeit vergleichsweise üblich ist – keine klassische Ausbildung. Stattdessen hat Donáth ein System zusammengestellt, das all seine eigenen Erfahrungen und die Tipps seiner Professoren bündelt. Selbst Tipps aus seiner eigenen Schulzeit hat er für dieses System verwendet.
Er möchte in einem Symphonieorchester spielen
Langfristig gesehen ist sein Ziel die Arbeit als professioneller Tenorposaunist in einem Symphonieorchester, Theaterorchester oder im Opernhaus. Er würde sich sehr freuen, wenn er dann in Zukunft die Möglichkeit erhält, seinen Lebensunterhalt mit Musik zu verdienen, wo auch immer das sein mag. Seine Frau – er ist seit etwas mehr als einem Monat verheiratet – ist übrigens ebenfalls Musikerin, sie studiert im Bachelor Cello.