FSJler aus ganz Baden-Württemberg kommen in dieser Woche im Lahrer Bürgerpark zusammen, um die Nordwand des Römerhauses zu verputzen.
Es geht zu wie auf anderen Baustellen auch – Menschen in Arbeitskleidung rühren in Eimern, wuseln auf einem Gerüst umher und packen an. Beim Römerhaus im Bürgerpark sind diese Menschen aber keine Bauarbeiter, sondern Jugendliche. 22 FSJler aus ganz Baden-Württemberg widmen sich in dieser Woche der Sanierung der großen Nordwand des Hauses. Bereits im vergangenen Jahr war die Jugendbauhütte mit den jungen Menschen für eine Woche in Lahr zu Gast. Damals hatten sie den alten, „zu mageren“ Lehm von der Wand abgeschlagen, jetzt verputzen sie die Kalkwand.
Für den neuen Aufbau der Nordwand nutze man einen groben Putz aus Lehm, der eine ebene Fläche bieten soll. Eine möglichst nachhaltige Bauweise sei dabei zentral. „Wir haben den einfach aus Magerquark angerührt, der von Kaufland. Mit Kalkhydrat vermischt funktioniert das wunderbar. Es gibt sogar Leute, die machen sich aus diesem Material Küchenoberflächen“, erzählt Lehmbauexpertin Astrid Paul, die die Bauleitung innehat. „Wir würden gern noch diese Woche mit dem Verputzen dieser Wand fertig werden. Das ist sehr optimistisch, aber die jungen Leute leisten hier so fantastische Arbeit, dass ich mir das gut vorstellen kann.“
Baufehler müssen weiter korrigiert werden
Das Römerhaus wurde 2018 für die Landesgartenschau errichtet und soll an das Römerdorf erinnern, das dort einst stand. Durch einige Fehler beim Bau müsse es jetzt Stück für Stück erneuert werden, erklärt Paul. Zumindest die Nordwand soll bald fertig sein, zum Schluss bekomme die Wand noch einen roten Anstrich, inspiriert vom römischen Original.
Dieses Projekt sei nur mit finanzieller Unterstützung möglich, denn der Stadt Lahr fehle „hinten und vorne“ das Geld für die Sanierungsarbeiten, betont Silke Höllmüller, Leiterin des Stadtmuseums. Bei der Geldfrage hilft die Ärchäologiestiftung, bei der Fleißarbeit die FSJler. Wenn die jungen Menschen nicht gerade auf der Baustelle arbeiten, sind sie im Rahmen ihres freiwilligen sozialen Jahres bei den Jugendbauhütten in verschiedene Denkmalschutzprojekte eingebunden. Der eine arbeitet im Museum, die andere bei der Gemälderestaurierung, wieder ein anderer im Geschichtsarchiv. In dieser Woche aber kommen sie aus allen Ecken Baden-Württembergs zusammen und sanieren gemeinsam das Römerhaus.
Jugendliche wechseln sich ab
Für die jungen Menschen ist die Arbeit ein großer Kontrast zu ihrer normalen Tätigkeit im Denkmalschutz. „Es ist schon echt anstrengend“, erzählt Jule Denter, eine der FSJlerinnen, unserer Redaktion. „Gestern zum Beispiel hab ich so viel verputzt, dass mein Handgelenk irgendwann weh getan hat. Wir sind so eine Belastung ja auch nicht gewohnt“. Umso besser sei es, dass die Gruppe sich untereinander schon kennt. „Wir rotieren durch, so kann jeder mal alles machen und es wird nicht zu anstrengend“, ergänzt Denter.
Neben der Arbeit auf der Baustelle gibt es auch ein Kochteam, das jeden Tag für ein römisch inspiriertes Mittagessen zuständig ist, erzählt FSJlerin Anne Hirsch: „Gestern gab es einen Feta-Aufstrich mit ganz viel Knoblauch, heute etwas mit Karotten und Kümmelöl“.
Die Zukunft nach dem FSJ
Und was wollen die jungen Leute machen, wenn sie fertig sind mit dem freiwilligen Jahr in der Denkmalpflege? „Ich möchte unbedingt auch in diesem Bereich arbeiten“, erzählt Hirsch. „Am liebsten in der Gemälde- und Gebäuderestaurierung.“ Denter wiederum weiß noch nicht genau, wohin es sie danach verschlagen wird. „Vielleicht ins Handwerk, das könnte ich mir gut vorstellen. Am liebsten möchte ich das mit der Denkmalpflege kombinieren, also etwa Zimmerin werden mit Fokus auf Restauration“.
Text Text Text Text Text Text Text TextDie Jugendbauhütten
Wenn junge Menschen sich nach der Schule für ein Jahr sozial engagieren wollen, können sie ihr FSJ auch im Bereich der Denkmalpflege absolvieren. Die Jugendbauhütten bieten deutschlandweit Einsatzstellen in unterschiedlichen Bereichen der Denkmalpflege an. Für Seminare wie das beim Römerhaus kommen sie sechs Mal im Jahr zusammen.