Mit frisch gestrichener Fassade eröffnet der Gasthof in der Ortsstraße 10 in Reutin neu. Foto: Fuchs

Alles neu macht der Mai. Das gilt nicht nur für die Natur, sondern auch für das ehemalige Landhotel Krone in Reutin, das am Samstag als "Kräuterhex" wieder aufersteht. Der Gastronomie- und Pensionsbetrieb ist kaum noch wiederzuerkennen.

Alpirsbach-Reutin - Für die 23-jährige Vera Granic geht ein Traum in Erfüllung. "Ich wusste schon vor fünf Jahren, dass ich den Betrieb übernehmen will", sagt sie. Damals betrieb ihr Onkel den Landgasthof Krone als Pensions mit Buffet. Das Gebäude in der Ortsstraße 10 in Reutin ist schon seit fünf Generationen im Familienbesitz. "Aber mein Onkel meinte, ich müsse warten, bis ich 18 bin und das Abitur habe", sagt sie und lacht. Seither studierte sie noch einige Semester und brachte sich gemeinsam mit ihrer Mutter Susanne Granic im Gasthof Waldachtal in Oberwaldach ein. Der gehört ihrer Großmutter und dem Onkel.

"Ich bin quasi in der Gastronomie aufgewachsen", erklärt Vera Granic. Die Berufswahl stand früh fest. Im Juli vergangenen Jahres pachtete sie den Gasthof in Reutin, der nach wie vor dem Onkel gehört, und verbrachte die darauffolgenden Monate mit der Renovierung. "Geplant war, im November zu eröffnen, aber das ging ja aus bekannten Gründen nicht", sagt sie. Langweilig wurde ihr und ihrer Mutter dennoch nicht. Neben der kompletten Neugestaltung des Restaurants gebe es ja noch die Gärten, den Biergarten, einen ehemaligen Stall und eine "Alte Schnapse". Und alles musste auf Vordermann gebracht werden. Die Schnapsbrennerei müsse erst wieder instand gesetzt werden. Bisher stand jedoch die Renovierung des Gasthofs im Vordergrund. "Da ist einiges angefallen, aber ich hatte ja auch fünf Jahre Zeit, mir zu überlegen, was ich alles umbauen will", sagt die 23-Jährige. Wichtig sei ihr gewesen, dass der Betrieb regional und persönlich wird.

Spitzname der neuen Betreiberin wird zum Motto

Und wie kam es zu dem Namen "Kräuterhex"? Vera Granic lacht. "Die Hex’ bin ich", sagt sie und schmunzelt. Den liebevoll gemeinten Spitznamen habe die Familie ihr gegeben. "Und Kräuter, weil wir viel mit Kräutern machen. Wir haben einen Kräutergarten draußen, machen viele Tees und es soll ein Kräuterbrot nach unserem Familienrezept geben."

Neu sei außerdem der Biergartenbetrieb. "Das ist in Corona-Zeiten besonders wichtig", meint Susanne Granic. Die Lage des Grundstücks sei praktisch. Im Sommer kommen die Wanderer und Radfahrer vorbei, außerdem die Motorradfahrer von Oberndorf und Rottweil und im Winter die Skifahrer. Das einzige Problem in dieser Zeit: Die Spontanbesuche fallen weg. Ohne Impfung oder Testnachweis können die Gäste nicht hereinkommen. "Wir können wegen Corona auch nur 40 Personen gleichzeitig drinnen bewirten", erklären Vera und Susanne Granic. Ein großer Luftreiniger sorge für virenfreie Räume.

Rezepte und Zubereitung wie füher bei der Großmutter

Was ist mit der Arbeitsaufteilung? Wer kocht, bewirtet, macht die Büroarbeit? Vera Granic hebt den Zeigefinger und lacht. Wer sich selbstständig mache, müsse ordentlich etwas leisten. Ihr Tag beginne zukünftig um 5.30 Uhr morgens. Da gehe sie ins Büro und erledige die Papierarbeit. Ab halb sieben kümmere sie sich um den Frühstücksbetrieb und anschließend kommen schon bald die Gäste, die Kaffee und Kuchen, Vesper oder warme Küche möchten. Dann steht die 23-Jährige mit ihrer Mutter in der Küche, bereitet die Gerichte zu, arbeitet an der Kasse und bewirtet die Gäste. "Etwa um 22 Uhr abends haben wir Feierabend." Arbeitszeiten, die man wollen müsse. Aber mit der Zeit, so Susanne Granic, verteilen sich die Aufgaben und es werde etwas besser.