Freudenstadt treibt den Umbau des Stadtwalds beharrlich voran, um ihn fit für längere Trocken- und Hitzeperioden zu machen.
Was das bedeutet, ließ sich Oberbürgermeister Adrian Sonder am Salzleckerweg zwischen Kienberg und Kniebis zeigen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Freudenstadt. Rund 2500 Baumsetzlinge pflanzt der städtische Forstbetrieb derzeit ein. Das ist laut Mitteilung sehr wenig und hat einen Grund: „Im Vergleich zum Südschwarzwald, zu Mitteldeutschland oder auch zu tiefer gelegenen Gebieten im Kreis Freudenstadt sind wir noch eine Insel der Glückseligkeit“, sagt Björn Waidelich, Forstbereichsleiter Stadtwald. Die Böden sind feucht. Somit fallen auch nicht so viele Fichten dem Borkenkäfer zum Opfer.
Fichten werden entfernt
Außerdem hat der Forstbetrieb bereits vor vielen Jahren damit begonnen, klimaresistentere Mischwälder zu schaffen. Dafür wird der Anteil der anfälligen Fichte gesenkt. Im Gegenzug erhöht der Forstbetrieb den Anteil anderer Baumarten. In Freudenstadt sind die Voraussetzungen dafür schon gut. Die Förster arbeiten daher viel mit dem Prinzip der Naturverjüngung. Das bedeutet, sie schaffen für Douglasien, Lärchen und Buchen bestmögliche Wachstumsbedingungen, indem sie schnellwachsende Fichten oder wuchernde Brombeerhecken entfernen.
1500 Douglasien-Setzlinge
Aktiv bepflanzt werden kahle Stellen, die der Borkenkäfer hinterlassen hat. „Wir vergrößern die Freiflächen dann auf 50 mal 50 Meter, weil es wenig Sinn macht, kleinere Flächen zu bepflanzen“, so Waidelich. 1500 Douglasien-Setzlinge werden in diesem Jahr eingepflanzt. „Sie kommt vergleichsweise gut mit Trockenheit und Wärme zurecht. Außerdem ist der Holzwert hoch“, so Waidelich. Dazu kommen 500 Lärchen, in kleinerer Anzahl Mammutbäume und Atlas-Zedern, 400 Rotbuchen und 500 Kiefern. Die Tanne vermehrt sich von alleine.
Waldwirtschaft sei dabei eine Wissenschaft für sich. Aufforstung mit Setzlingen sei nicht nur kostspielig, sondern erfordere viel Wissen und Erfahrung. 5000 Pflanzen werden pro Hektar benötigt, sie kosten rund 30 000 Euro, so Forstwirtschaftsmeister Sebastian Braun. Etwa ein Drittel der Setzlinge kommt nicht durch, wenn es gut läuft.
Spätfröste im Mai
Ansonsten müssen viele Faktoren berücksichtigt werden, damit der neue Jungwald gedeiht. Lage, Bodenbeschaffenheit, Feuchtigkeit, Licht oder umliegende Bäume sind Faktoren. Der Baum muss zum Standort passen. „Hier oben haben wir eher saure Böden. Eine Eiche wird hier nichts“, so Braun.
Gespür und Ortskenntnis seien daher unerlässlich. Etwas Glück gehöre auch dazu, weil Spätfröste im Mai die Setzlinge schädigen können. Der Rest sei Handwerk: Braun zeigte dem Oberbürgermeister, wie ein Setzling sauber eingepflanzt wird. „Wenn Moos ins Pflanzloch fällt, verrottet es und zerstört die feinen Haarwurzeln. Dann ist er tot.“
Zaun schützt Baum vor Rehen
Nach der Einführung durch Sebastian Braun setzte Oberbürgermeister Sonder seinen ersten Baum im Stadtwald und schützte ihn mit einem Pfister-Pfahl gegen hungrige Rehe. Auch die Forstauszubildenden Fynn Seeger und Luis Link legten los und lernten, wie man eine Fläche bepflanzt.
Die Stadt wisse um die Bedeutung der Aufgabe: „Freudenstadt wäre ohne Schwarzwald nicht vorstellbar“, betonte der Oberbürgermeister. „Der Wald ist Teil der lokalen Identität, touristisches Markenzeichen, Lebensraum, Erholungsort und Rohstofflieferant. Außerdem wird seine Bedeutung für den lokalen Klimaschutz immer größer.“