Sandra Testa vom Kulturamt der Stadt Albstadt hat auf deutscher Seite zusammen mit Bettina Leichtle und Arbeitskreis-Präsident Hans-Joachim Hofmann das Weekend culinaire organisiert. Foto: Eyrich

Die Messlatte hochgehängt für das nächste Weekend culinaire in Albstadt haben die Gastgeber aus der französischen Partnerstadt Chambéry am Wochenende: Zwei Tage lang haben sie zwei Dutzend Albstädter auf dem Schloss Forezan nach Strich und Faden verwöhnt.

Chambéry - Neue Impulse für die Städtepartnerschaft zwischen Chambéry und Albstadt hat das Weekend culinaire auf dem Château du Forezan gebracht, das Birgit Trasser-Hofmann und Hans-Joachim Hofmann erstmals als Ehepaar organisiert hatten. Dass beide sich ineinander verliebt und am 22.2.2022 geheiratet haben, sei ein Glücksfall für die Freundschaft der Städte, betonte eine der Albstädter Teilnehmerinnen und überreichte den beiden ein nachträgliches Hochzeitsgeschenkt – zum Entspannen nach den turbulenten Tagen auf dem Schloss in Cognin bei Chambéry.

Dort hatten die Gastgeber von der Association alles aufgefahren, was Gourmet-Herzen höher schlagen ließ: Schon die Pflaumen im Speckmantel – das "amuse gueule" – waren eine Offenbarung. Danach gab es weiße Poréesuppe und wahlweise gebratene Geflügelkeulen oder Seeforelle auf Zitrusfrüchten mit Cameline- und Nelkenpfeffer-Sauve, serviert auf einer dicken Scheibe Brot, wie sie auch im Mittelalter als Unterlage verwendet worden war. Die Vegetarier schlemmten Spinat-Tarte. Köstlich waren auch die Gemüsepastete und die Käse-Variationen, die bekanntlich den Magen schließen sollen.

Tänze schaffen Platz für das Dessert

Platz für das anschließende Dessert – pochierte Birne in Hypocras mit Waffeln sowie Lebkuchen mit Ingwer und Gewürzwaffeln – schafften die Teilnehmer beim Tanzen: Patrick, der Chef der Compagnie Médiévale de Savoie la LIR, lehrte selbst jene mit zwei linken Füßen im Handumdrehen einige mittelalterliche Tänze, darunter "Die Waschweiber", bei dem sich Frauen und Männer erst einmal beschimpfen, ehe sie im Tanz zueinander finden. Ideal: Birgit Trasser-Hofmanns Tochter Marieke, die beide Sprachen perfekt spricht, übersetzte für jene, die des Französischen nicht mächtig sind. Interlinguale Konversationen kamen dennoch zustande: mit Händen, Füßen, Gesten und Mimik, wobei das eine oder andere Glas Wein hilfreich war.

So funktionierte es auch in der Küche, wo zwei gemischte Teams – eines am Vormittag, das andere am Nachmittag – gemeinsam kochten, ehe am Nachmittag diverse Spiele – stilecht aus dem Mittelalter – zum intellektuellen Duell lockten. Außerdem lud die Compagnie Médiévale zum Bogenschießen, zum Beil-Zielwurf und zum Kampf mit Lanzen und Schilden ein, bei dem sich Birgit Trasser Hofmann und Marieke Trasser ein sehenswertes Duell lieferten. Wer es unspektakulärer mochte, durfte beim Kalligraphieren in Fraktur-Schrift seine ruhige Hand beweisen oder Freundschaftsbändchen knüpfen.

Noch einmal vor den Traualtar – doppelt genäht hält besser

Erster Höhepunkt am Sonntag war eine nachgestellte mittelalterliche Trauung, bei der sich die beiden Vorsitzenden der Association Chambéry-Albstadt und des Arbeitskreises Chambéry in Albstadt noch einmal das Ja-Wort gaben – Birgit Trasser-Hofmann mit einem Blumenkranz auf dem Kopf, Hans-Joachim Hofmann in den Farben der Tricolore. Zeremonienmeister war abermals Patrick, als Priester gewandet, vor einem Altar mit schönen alten Ikonen.

Danach ging das kulinarische Verwöhnprogramm weiter mit Gegrilltem, Gemüsesticks, Käse und diversen Dips, während die Petits Fours auch für die Augen ein Schmaus waren.

Mehr Teilnehmer hätten es sein dürfen

Das reichhaltige Abendessen mit Schinken- und Käseplatten, Obst, Pizzaecken und cremigen Salaten zum Löffeln verdienten sich die Teilnehmer durch die mehr als einstündige Führung durch die Cathédrale Saint-François-de-Sales, und die Tischgespräche zeigten deutlich, dass die Städtepartnerschaft lebendig ist – auch nach den Jahren coronabedingter Pause. "Weniger glücklich" war Hans-Joachim Hofmann darüber, dass nur wenige aus dem Arbeitskreis mitgereist waren, "doch es ist immer wieder ein Fest für uns, nach Chambéry zu kommen", betonte der Vorsitzende und dankte der Association für ihre große Gastfreundschaft, aber auch Bettina Leichtle und Sandra Testa, die in Albstadt die Reise so gut geplant hatten, dass alles ohne Zwischenfälle klappte.

Der Gegenbesuch naht bereits

Eine Gruppe aus Chambéry wird übrigens schon zu den Literaturtagen nach Albstadt kommen, kündigte Hofmann an, "und das nächste Mal wird es an uns sein, das Weekend culinaire zu organisieren". Die Messlatte dafür hätten die französischen Freunde nun allerdings sehr hoch gelegt, räumte Hofmann hinter vorgehaltener Hand ein. Die Albstädter würden sich also ordentlich ins Zeug legen müssen, um Vergleichbares zu bieten.

Die Präsidenten gehen mit gutem Beispiel voran

"Discipline" beim Organisieren wird dann gefragt abermals sein: Es war übrigens das geflügelte Wort am Wochenende, seit die Fotografin – Karina Freifrau von und zu Kolumna – das Gruppenbild stellte, ohne dafür die große Treppe des Schlosses nutzen zu können. Denn am Samstag, als viele in mittelalterlichen Gewandungen erschienen, das Ehepaar Trasser-Hofmann allen voran, regnete es Bindfäden. Das Wetter war allerdings das Einzige, was noch hätte besser sein können – und der Sonnenschein am Sonntag beim Spielen im Parc du Forezan entschädigte doppelt für den nasskalten Samstag.