Bürgermeister Jonathan Berggötz hört sich direkt in den Arbeitsgruppen der Jugendlichen an, was sie zu sagen haben. Foto: Wilfried Strohmeier

Was wollen die Jugendlichen und wo drückt der Schuh? Welche Wünsche haben sie und was davon lässt sich verwirklichen? Und bei welchen Themen können sie sich direkt und aktiv beteiligen? Das waren Fragen, auf die Antworten zu finden sind.

Die Kommunen sind laut Landesrecht, Gemeindeordnung Paragraf 41a, dazu verpflichtet, „Jugendliche bei Planungen und Vorhaben, die ihre Interessen berühren, in angemessener Weise zu beteiligen“. Dazu wurde nun eine Jugendbeteiligung an der Werkrealschule und an der Realschule ins Leben gerufen. Stadtjugendpflegerin Jessica Gälle hatte das Vorgehen im Verwaltungsausschuss kürzlich vorgestellt.

Vorbereitung: Nachdem in den vergangenen Tagen die Arbeitsrunde im Unterricht vorbereitet wurden, kamen Seitens des Gemeinderates und politisch engagierten Bürgern unter anderem Uwe Siefert, Albrecht Schlenker, Wolfgang Kaiser, Hartmut Haller und Bürgermeister Jonathan Berggötz in die Realschule, um mit den Schülern zu diskutieren. Unter den rund 80 Teilnehmenden waren auch etwa 15 Schüler der Werkrealschule mit einer Lehrerin dabei.

Sicht der Gemeinderäte: Albrecht Schlenker, selbst Jahrzehnte als Lehrer tätig, bescheinigt den Kollegen eine gute Vorarbeit für diesen Tag. Aber man müsse nun auch am Ball bleiben. Es dürfe keine Einmal-Veranstaltung bleiben. Hartmut Haller war beeindruckt von den konkreten Vorstellungen, die einige haben und wie sie sich dafür auch einsetzen würden, man müsse jetzt schauen, was sich verwirklichen lasse.

Am Schluss präsentieren die Jugendlichen nochmals alles auf de Pinnwänden, links Stadtjugendpflegerin Jessica Gälle. Foto: Wilfried Strohmeier

Karen Roeckl pflichtete Haller bei. Was sie zudem positiv fand war, dass zu Beginn ein Schülerin aufstand und eine Arbeitsgruppe gründete, die notierte, was schon gut sei. Es war „gut und richtig, direkten Kontakt zwischen den Gemeinderäten und Schülern herzustellen, vielleicht schreibt der eine oder andere auch eine Mail, wenn er später ein Anliegen hat“.

Sicht des Bürgermeisters: Jonathan Berggötz saß ebenfalls in manchen Arbeitsgruppen an diesem Morgen. Auch er lobte die gute Vorbereitung im Gespräch mit unserer Redaktion. Wichtig sei es, mit der Jugend in den Austausch zu kommen und er sah echtes Interesse bei den Schülern. Mit Blick auf die nächste Veranstaltung, die auf den 26. April terminiert ist mit dem Gemeinderat, ist es ihm wichtig, dass die Schüler zwei bis drei Themen priorisieren.

Wünsche der Schüler: In den Arbeitsgruppen wurden die Wünsche der Schüler zusammengetragen. Es gab solche, auf welche die Gemeinde Einfluss nehmen und direkten Beschluss fassen kann und solche, auf welche die Stadt keinen Einfluss hat. Viel genannt war das Thema Basketball. Es gebe zwar einige Körbe verteilt auf dem Stadtgebiet, doch kein richtiges Feld, auf dem man spielen könne. Der Wunsch nach einem solchen wurde in den Arbeitsgruppen mehrfach genannt. Ebenfalls öfters genannt wurde der Wunsch nach besseren Busverbindungen in die verschiedenen Orte, sei es in die Ostbaar oder auch nach Brigachtal und Schwenningen. In Sachen Mobilität war es eine mehrfacher Wunsch, dass E-Scooter in der Stadt zur Verfügung stehen.

Die Köpfe rauchen beim Zusammentragen der Wünsche und Ideen in den Arbeitsgruppen. Foto: Wilfried Strohmeier

Ein weiterer Wunsch war das Freibad, oder als Alternative, den Salinensee als Freibad zu aktivieren. Auch eine größere Rutsche im Minara war mehrfach notiert.

Es ging jedoch zudem um Bildung, so wünschen sich die Schüler die Möglichkeit, Tablets zu verwenden, auf denen alles drauf ist, vom Buch bis zum Klassenheft. So könnte man viel Papier sparen, es würde für dessen Produktion weniger Holz verwendet und es trage somit zum Umweltschutz bei, bildete einer der Schüler die Argumentationskette der Vorteile.

Ein weiterer Wunsch war von Schülern der Werkrealschule, dass es die Möglichkeit geben soll für einen Snack-Automat, um sich in der Pause etwas holen zu können. Dies ist an der GWRS aktuell nicht möglich.

Es gab jedoch auch Wünsche, auf welche die Stadt definitiv keinen Einfluss hat, wie beispielsweise Filialen von momentan angesagten Modemarken und Händlern oder dass ein Döner nicht mehr 7,50 Euro kostet.

Werkrealschule: Ein großes Manko schilderte eine Lehrerin der Werkrealschule Wolfgang Kaiser in der Gruppenarbeit. Es ist die Funktionalität der Schule. So gibt es einen Beamer, der nicht funktioniere, andere IT-Dinge funktionieren nicht richtig, wobei die Konrektorin hier versuche, ihr möglichstes zu tun. Zudem gibt es aufgrund der Hygienevorgaben, die nicht erreicht werden können, keinen Pausenverkauf mehr. Sie zählte noch einiges mehr auf. „Wir haben tolle Schüler“, betont die Pädagogin, aber sie fühlen sich des Öfteren als Schüler zweiter Klasse im Vergleich zur Realschule, erzählt sie dem Gemeinderat vom Frust an der Werkrealschule.

Abschluss: Bürgermeister Berggötz dankte den Schülern in seinen Schlussworten für ihr Engagement. Er zeigte anhand einiger Wünsche auf, was möglich ist und was nicht. So müsse für einen Zebrastreifen an der Ostbaarschule ein Verkehrszählung durchgeführt werden und hier müssten dann eine bestimmte Zahl an Fahrzeuge gezählt werden, um einen Fußgängerüberweg genehmigt zu bekommen.

Wolfgang Kaiser ist einer von mehreren Gemeinderäten, die bei der Jugendbeteiligung anwesend sind und in den Gruppen mitarbeiten. Foto: Wilfried Strohmeier

Bei den Busverbindungen erklärte er, dass es hier viele Akteure gebe und die Fahrzeiten auf andere Verbindungen abgestimmt sein müssen. Aus diesem Grund kann es zu Wartezeiten kommen. Auch erklärte er, dass die Stadt nicht unendlich Geld zur Verfügung habe, sondern mit den Steuereinnahmen finanziert werde. Zu guter Letzt bekam Berggötz noch einen Stapel Briefe der Schüler mit, sozusagen als „Hausaufgaben“ diese zu beantworten.