Daniel Hahn und das Haus Nazareth wollen dem Trend in begegnen und die aufsuchende Jugendarbeit stärken. Foto: Eyrich

210 500 Euro lässt sich die Gemeinde Winterlingen alljährlich den Einsatz des Hauses Nazareth für Kinder und Jugendliche kosten. Das will nun alles auf neue Füße stellen – auch in Winterlingen.

Winterlingen - Die Schullandschaft verändere sich – und mit ihr die Kinder- und Jugendarbeit, und zwar "flächendeckend", hat Daniel Hahn, Vize-Direktor des Erzbischöflichen Kinderheims Haus Nazareth, den Winterlinger Gemeinderäten kürzlich klar gemacht. Zwar seien Unterschiede von Ort zu Ort merklich, doch die Zahlen gingen flächendeckend zurück: die Zahlen der Nutzer.

"Wir sehen die Lösung nicht darin, die offene Kinder- und Jugendarbeit einzustampfen, weil wir dann aufgrund von Zahlen etwas wegrationalisierten, was Jugendliche brauchen", betonte Hahn. Vielmehr wolle das Haus Nazareth seine Arbeit auf neue Füße stellen und "gezielter nach Ihrem Bedarf vorgehen", sagte er mit Blick auf die veränderte Situation, nicht ohne hinzuzufügen, dass das Haus Nazareth die einzige Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung sei, die sich aktuell mit den veränderten Bedingungen beschäftige.

Wie sehen die aus? Derzeit lässt sich die Gemeinde die Kinder- und Jugendarbeit 210 500 Euro im Jahr kosten. Davon gegen 16 000 Euro an die Verlässliche Grundschule in Harthausen, 12 000 Euro an dieselbe in Winterlingen. 41 500 Euro kostet die Erweiterte Verlässliche Grundschule Winterlingen, 31 500 Euro die dortige Mensabetreuung an der Grundschule.

Mit 104 500 Euro ist die Jugendsozialarbeit Spitzenreiterin bei den Kosten, wohingegen der Elterntreff zuletzt nur mit 5000 Euro pro Jahr zu Buche geschlagen hat.

Mehr aufsuchende Jugendarbeit – Stichwort: "Streetworking" – und mehr Schulsozialarbeit seien die Antwort auf die sinkenden Besucherzahlen in der offenen Jugendarbeit, hatte Hahn schon mehrfach deutlich gemacht. Gleichzeitig seien aber immer mehr Spezialkenntnisse gefragt. Also: Regionalteams bilden – das mache die Arbeit auch für Berufsanfänger attraktiver, so Hahn. Das sei bislang allerdings noch nicht aufgegriffen worden, kritisiert die Gemeindeverwaltung – ebenso wenig wie die Umschichtung hin zur aufsuchenden Jugendarbeit und zur Schulsozialarbeit.

Das Haus Nazareth arbeitete zunächst an einer neuen Standortkonzeption und hat dafür einen Bedarfsfragebogen entworfen. Die Ergebnisse der Umfrage und die Anregungen aus der Gemeinde sollten darin einfließen. Doch sie seien enttäuschend, so das Fazit: nichts anderes als eine Bestandsaufnahme der bisherigen Angebote und Strukturen, eine reine Ist-Analyse.

Nun hat die Gemeindeverwaltung einen neuen Vorschlag unterbreitet und dabei die Zielsetzungen des Landes ins Visier genommen: Die mobile Jugendarbeit und die mobile Kindersozialarbeit sollen weiter gestärkt und ausgebaut werden.

Zunächst ist nun freilich wieder das Haus Nazareth am Zug und wurde durch einstimmigen Beschluss des Gemeinderats Winterlingen aufgefordert, unter Einbeziehung der Ergebnisse der Bedarfsumfrage, der Anregungen der Gemeinde und der Einbeziehung von Regionalteams Vorschläge zu unterbreiten – konkrete.