In Schömberg wird fleißig Cannabis konsumiert (Symbolfoto). Foto: © Aleksej - stock.adobe.com

Die Legalisierung von Cannabis unter der Ampelregierung 2024 im Bund hat erhebliche Konsequenzen für die Jugendarbeit in Schömberg. Welche Probleme tauchen auf?

Mareike Maschke, pädagogische Mitarbeiterin des Jugendhauses Schömberg und Schulsozialarbeiterin, sowie Chris Sluiter, Jugendreferent und Leiter des Jugendhauses, freuen sich darüber, dass sich die Angebote im Jugendhaus etabliert haben. Sie werden von den jungen Menschen gut angenommen. Das teilten sie in der jüngsten Sitzung des Verwaltungs- und Wirtschaftsausschusses mit.

 

Ungeniertes Kiffen Maschke und Sluiter gingen aber auch auf die Probleme im Alltag ein. Sluiter nannte den Cannabis-Konsum. Nach seinen Worten brachte die Teil-Legalisierung im vergangenen Jahr durch den Bundestag neue Probleme. Zwar sei das Kiffen bereits vor dieser Teil-Legalisierung vorgekommen. Doch jetzt werde ungeniert gekifft, machte Sluiter deutlich.

Undefinierte Grauzonen

In dem von Maschke und Sluiter dem Ausschuss vorgelegten Bericht ist zu lesen, dass auf dem Lindenplatz, an Bushaltestellen, im Kurpark und sogar auf Spielplätzen völlig ungeniert gekifft werde. „Die Umsetzung der betreffenden Gesetzgebung hat bedauerlicherweise ein partielles Regulationsvakuum zur Folge, die Missverständnisse und undefinierten Grauzonen sind noch größer geworden“, ist darin zu lesen. „Leider sind nun auch einige Jugendliche auf den irrigen Schluss gekommen, die Legalisierung als Freibrief zu betrachten, überall und immer Cannabis konsumieren zu können“, heißt es dort.

Das Alter „Unserer Beobachtung nach werden die Konsument:innen immer jünger, uns sind Fälle von unter 14- jährigen bekannt“, ist in Sluiters Bericht lesen. Das sei „mehr als besorgniserregend“, ergänzt er in der Ausschusssitzung. Er berichtete im Gremium von einem Vater mit einem Joint in der Hand, der mit einem Kleinkind am Jugendhaus vorbeispaziert sei.

Gesundheitsschädlich „Die gefährlichen und schädlichen Auswirkungen sind hinlänglich erwiesen. Es gibt etliche wissenschaftliche Studien, die dies unzweifelhaft belegen“, schreibt Sluiter in dem Bericht. Forschungen hätten erhebliche Risiken des Cannabiskonsums zu Rauschzwecken bestätigt, teilt das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Homepage mit. „Unseren Besucher:innen dies zu vermitteln, ist nicht einfach. Oft wird der Alkohol als Gegenbeispiel genommen, den Konsum von THC-haltigen Produkten als ‚gesündere‘ Alternative zu legitimieren“, schildert Sluiter.

Rauschwirkung im Körper

THC ist die Abkürzung für den Wirkstoff Tetrahydrocannabinol im Cannabis. Es löst die Rauschwirkung im Körper aus, heißt es auf der Homepage des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention. „Jeder Rausch kostet eine nicht unerhebliche Menge Hirnzellen, egal mit welcher Substanz dieser herbeigeführt wird“, warnt Sluiter.

Schwarzmarkt floriert „Auf dem weiterhin florierenden Schwarzmarkt machen die Dealer nach wie vor gute Geschäfte und ticken Gras mit hoher Wirkstoffkonzentration und Streckmitteln versetzt“, so Sluiter in dem Bericht. „Der THC-Gehalt steigt durch hochgezüchtete Sorten seit Jahren an. Zusätzlich wird das ‚Material‘ oft mit synthetischen Cannabinoiden versetzt, die eine THC-ähnliche Zusammensetzung haben und die Wirkung erheblich verstärken“, schreibt Sluiter.

Legales Cannabis kaum verfügbar

Legales beziehungsweise medizinisches Cannabis oder aus kontrolliertem, zertifiziertem Anbau sei für Jugendliche kaum verfügbar und auch eher unerschwinglich. „Nichtsdestotrotz ist auch vergleichsweise ‚besseres‘ Material für Minderjährige berechtigterweise verboten“, erinnert Sluiter.

Klare Grenzen „Wir erleben einige Jugendliche, die gelegentlich oder regelmäßig konsumieren, tolerieren dies aber nicht. Wenn Besucher und Besucherinnen merklich berauscht ins Haus kommen, konfrontieren wir sie mit unserer Beobachtung oder Vermutung und verweisen sie bei klaren Anzeichen des Hauses“, so Sluiter unmissverständlich.

In flagranti erwischt

„Wir achten zudem darauf, dass auch der Bereich rund ums Jugendhaus konsumfrei bleibt und sprechen nötigenfalls die betreffenden Personen darauf an,“ stellt er klar: „Leider haben wir vereinzelt junge Menschen in flagranti beim Konsumieren oder Vorbereitungen im Kurpark erwischt. In diesem Fall gehen wir konfrontativ damit um. Ein Besuch unseres Jugendhauses kommt erst wieder in Frage, wenn ein Gespräch mit den Eltern stattgefunden hat oder Einsicht glaubhaft vermittelt wird.“ Die Mitarbeiter des Jugendhauses blieben aber im Gespräch mit den Betroffenen. Gegenüber unserer Redaktion stellt Sluiter klar, dass jegliche Drogen im Jugendhaus verboten sind, also auch Alkohol und Nikotin.

Jegliche Drogen verboten

Diskussion in der Politik Die von Sluiter geschilderten Probleme mit Cannabis haben sich auch in der Politik herumgesprochen. In der Ausschusssitzung in Schömberg bezeichnete Tino Bayer (MUZ) die Entwicklung seit der Legalisierung von Cannabis als „verheerend“. Ein Sprecher des baden-württembergischen Innenministeriums habe die Legalisierung von Cannabis als „von Anfang bis Ende handwerklich verkorkst“ bezeichnet, berichtete die Stuttgarter Zeitung jüngst.