Jürgen Sundermann wird 75. Bilder seiner Karriere. Foto: dpa

Für viele Fans des VfB Stuttgart wird Jürgen Sundermann immer der „Wundermann“ bleiben. Der langjährige Trainer der Schwaben feiert am Sonntag seinen 75. Geburtstag.

Stuttgart - Die kühne Prognose seines Doktors hat Jürgen Sundermann doch ein wenig überrascht. „Ich habe letztens beim Arzt einen Test gemacht und der Arzt hat gesagt, dass ich 135 Jahre alt werde“, erzählt der langjährige Trainer des VfB Stuttgart und bricht in schallendes Gelächter aus. „Wenn du was erreichen willst, musst du daran glauben. Deshalb glaube ich, dass ich 135 Jahre alt werde“, sagt Sundermann, der am Sonntag erstmal seinen 75.

Geburtstag feiert, und schmunzelt weiter. Von Krankheiten blieb er bisher verschont. „Ich war mein ganzes Leben nie krank, keine Grippe, nix. Das kommt daher, dass ich aus dem Kohlenpott komme. Da wirst du abgehärtet.“

Sundermann kann hinreißend erzählen, sein Lachen ist ansteckend. Wie schnell die Zeit für ihn vergangen ist, das kann er immer noch nicht so recht fassen. „Du siehst Dinge vor dir, als ob sie gestern gewesen wären, dabei sind sie 50 Jahre her“, schwelgt der 1940 in Mülheim an der Ruhr geborene frühere Bundesligaspieler in Erinnerungen.

Etwa wie er Mitte der 60er in Berlin seine spätere Frau Monika kennenlernte. Die Blondine saß unweit des Stadions am Gesundbrunnen in einem knallroten Cabrio, und Sundermann, damals Außenläufer bei Hertha BSC, zirkelte einen Ball in das geöffnete Auto. Kurz darauf, 1966, wurde dann in Genf geheiratet. „Ich habe einen Ehevertrag in französischer Sprache unterschrieben, ohne zu wissen, was ich unterschreibe“, erzählt Sundermann augenzwinkernd. „Und da steht wohl drin, dass ich meine Frau immer zum Einkaufen fahren muss.“ Und das mag der Sohn eines Schlossers nicht besonders.

Seinen Beinamen „Wundermann“ bekommt Sundermann hin und wieder noch zu hören. Seine Karriere als Proficoach beendete er zwar schon 1999 bei Vorwärts Steyr in Österreich, er arbeitet jedoch noch für den VfB Stuttgart als Scout, betreibt eine Fußball-Schule und steht nach Stadion-Führungen in der Mercedes-Benz-Arena als launiger Gesprächspartner zur Verfügung. Da fragen die Teilnehmer gerne mal nach jener Zeit, die Sundermanns Ruhm am Neckar begründete.

Sundermann ist immer noch einmalig

Nach einem ernüchternden Jahr in der Zweitklassigkeit übernahm Sundermann den VfB 1976, führte ihn zurück in die Bundesliga, wurde auf Anhieb Vierter und im Jahr darauf Vize-Meister. „In der ersten Besprechung sagte er: Wenn hier einer ist, der nicht glaubt, dass wir dieses Jahr aufsteigen, kann er sofort den Raum verlassen“, erzählte der damalige Regisseur Hansi Müller einmal. Sundermann habe seine Teams motivieren können wie kaum ein Zweiter. „Das war das Sundermann’sche Hochamt“, erinnerte sich der frühere VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder. „Er war ein einmaliger Typ.“

Sundermann ist immer noch einmalig - Geburtstage sind ihm allerdings egal. „Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht“, sagt er. Auf seine „Moni“, einst Assistentin von Hans Rosenthal in der TV-Show „Dalli Dalli“, kommt dennoch voraussichtlich ein bisschen Arbeit zu. „Vielleicht wird der eine oder andere kommen. Da muss man ein bisschen was vorbereiten, um etwas anbieten zu können“, warnte Sundermann seine Frau schon mal für Sonntag vor.

Seit 1977 leben die Sundermanns in Leonberg bei Stuttgart. Schon deshalb hat er nie die Nähe zum nun abstiegsbedrohten VfB verloren. „Ich mache mir unglaubliche Sorgen um den Verein, weil ich weiß, wie schwer es in der zweiten Liga sein könnte“, sagt Sundermann. Er glaubt allerdings an die Fähigkeiten von Trainer Huub Stevens, mit dem er befreundet ist, und des neuen Sportvorstands Robin Dutt. „Stevens und Dutt, das ist doch eine wunderbare Verbindung“, erklärt Sundermann. „Die können hier Kontinuität reinbringen.“

Trotz seines Nomadenlebens als Trainer hat Sundermann immer so etwas wie Normalität in seinem Privatleben gehabt. Auf seine Kinder ist er mächtig stolz. Sohn Leif ist Journalist in Frankfurt, der zweite Sohn Marc ist Anwalt in Brüssel und schenkte Sundermann auch einen Enkel. „Meine Frau ist gesund, ich bin gesund, den Kindern geht’s gut - was willst du mehr?“, sagt Sundermann. „Ich hatte ein so wunderbares Leben. So viel Glück gibt es gar nicht.“