Auf dem Poolehof in Nordstetten hat Landwirt Jürgen Fleig zwei wichtige Herzensanliegen: das Tierwohl und der natürliche Kreislauf. Geht es seinen 200 Kühen gut, ist auch der studierte Agrarwissenschaftler glücklich, der 2010 den Hof seiner Eltern als Betriebsleiter übernommen hat.
Sichtlich wohl fühlen sich die 200 Kühe auf dem Poolehof von Jürgen Fleig in Nordstetten. Ein Teil der Wiederkäuer liegt einfach nur rum und genießt das Strohbett, andere holen sich Futter, welches der Futterroboter alle fünf Stunden neu verteilt. Wieder andere marschieren zum Melkroboter, den sie mehrmals täglich aufsuchen und von dem sie im Durchschnitt dreimal täglich gemolken werden.
Wenn der studierte Agrarwissenschaftler Jürgen Fleig durch die Kuhställe geht um nach dem Rechten zu schauen, dann gibt es für Erna, Paula oder Anna – jede Kuh hat ihren eigenen Namen – eine kleine Streicheleinheit oder ein paar Worte. Kommt er dann zu seinen Kälbern, braucht Jürgen Fleig schon etwas mehr Zeit: „Wenn ich sehe, wie sie sich in der Sonne wohlfühlen oder sich im Schatten auf dem Stroh zurückziehen, da geht mir das Herz auf.“
Tierwohl und natürlicher Kreislauf wichtig
Auf dem Poolehof in Nordstetten ist immer etwas los, Langeweile kennt man hier nicht. Der familiäre Betrieb, unterstützt von mehreren Mitarbeitern, hat sich zwei Grundsätze zu eigenen gemacht, Tierwohl und der natürliche Kreislauf. „Die Tiere sind unser größtes Gut, wenn es ihnen gut geht, geht es auch uns gut“, so der Landwirt, der 2010 als Betriebsleiter den elterlichen Hof übernommen hat. Natürlich helfen die Eltern noch mit, so ist beispielsweise der Vater Helmut für die Namen der kleinen Kälbchen zuständig, die immer mit dem Anfangsbuchstaben der Mutter beginnen müssen. Die Milch der Kühe wird zu einer Käserei geliefert. Neben dem Verkauf von Milch und Fleisch baut der Poolehof – der Hofname kommt von einem Landwirt namens Paul, der wohl in der Familienlinie der Mutter zu finden ist – nicht nur Futter für die Tiere an, sondern auch Brotweizen, welcher an eine Mühle verkauft wird. „Wir haben sogar ein eigenes Weizenlager“, informiert der 45-jährige Landwirt; eine weitere Nahrungsmittelergänzung zur nachhaltigen Milchwirtschaft. „Natürlich bekommen gerade auch wir in der Landwirtschaft den Klimawandel zu spüren“, informiert Jürgen Fleig mit Ehefrau Ariane. Es sind weniger die „wärmeren Winter“, welche der Landwirtschaft Probleme bereiten, eher die langanhaltenden Wetterperioden von Hitze oder Regen.
Natürlich seien Bodenfröste, mit durchgefrorenen Böden, positiv für den Ackerbau und das Grünland, doch übermäßiger Regen und Sonne führten zu Ernteausfällen. Deshalb müsse man heute grundsätzlich Futterreserven anlegen um bei Ausfällen reagieren zu können. „Trotzdem können wir am Rande des Schwarzwalds noch sehr froh sein, dass es doch immer wieder Regen gibt und die Trockenheit nicht ganz so schlimm wie in andere Bundesländer ist.“
Wichtiger Beitrag zur CO2-Neutralität
Auch im Stall selbst hat sich der Klimawandel bemerkbar gemacht. Zur Kühlung wurden große Ventilatoren installiert und Kuh-Duschen angeschafft. Der natürliche Kreislauf führt auf dem Poolehof direkt zur großen Biogasanlage, die sowohl Energie als auch Wärme liefert. Der Strom kann durch einen Speicher flexibel eingespeist werden. Mit der Wärme wird das Wohngebiet Wöschhalde versorgt. Das große Ziel der Stadt Villingen-Schwenningen sei es, CO2-neutral zu werden, „zu diesem Ziel können wir einen Teil beitragen“, freut sich Jürgen Fleig. Die Biogasanlage wird mit einem Mix gespeist, 50 Prozent aus Mist und Gülle. Der studierte Agrarwissenschaftler blickt über den hofeigenen Tellerrand hinaus.
Kein anderer Beruf kam infrage
In Zusammenarbeit mit seinen Kollegen können nicht nur Maschinen besser genutzt werden, „wir kaufen bei anderen Landwirten Futter für unsere Tiere und geben dafür Gärrest (Dünger) an diese ab.“ Für Jürgen Fleig gab es nie einen anderen Beruf als Landwirt, den er mit Herz und Leidenschaft ausfüllt. Nach dem Gymnasium in Villingen und dem Zivildienst beim BUND studierte er Agrarwirtschaft in Nürtingen, bevor er zunächst 2004 im elterlichen Betrieb einstieg.
Seine körperliche Fitness und einen Ausgleich holt sich der Nordstetter beim Mountainbiken. Immer dienstags ist er mit einer Gruppe von Sport Bartler unterwegs, am Wochenende geht es oft auf größere Touren, so hat Jürgen Fleig mit seinem Bike schon zweimal die Alpen überquert.